Carin Müller bloggt ...

Buchtipp: Woman on Fire

Wechseljahre, Menopause, Perimenopause, Postmenopause, Klimakterium

Wir sind ja hier ganz unter uns, nicht wahr? Auch wenn ich DICH vermutlich nicht persönlich kenne, ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass du eine Frau bist und – ohne dir zu nahe zu treten – den ersten Frühling schon hinter dir hast. Wenn man meiner Interpretation der Statistiken Glauben schenken darf, sind die meisten meiner Webseitenbesucherinnen genau wie der Großteil meiner Roman-Leserinnen Frauen ab vierzig. Zu dieser Gruppe gehöre ich auch. Genau genommen sogar schon in die Ü50-Kategorie.

Wie die meisten Frauen dieser Altersklasse stelle ich seit einem Weilchen gewisse Veränderungen und Befindlichkeitsstörungen an mir fest, die mal nerven, mal beängstigend sind. Manche kamen plötzlich, andere haben sich heimlich angeschlichen und alle versuch(t)e ich bis jetzt tapfer zu ignorieren. Wenn Ignoranz nicht möglich war und ich Profis (also Mediziner*innen) um Rat gefragt habe, kamen in der Regel halb beruhigende halb resignierte Aussagen à la »so ist das eben in Ihrem Alter, alles ganz normal«. Auch das habe ich hingenommen.

Wenn ein Buch zum Augenöffner wird

Dumm von mir. Und außerdem komplett untypisch. Denn normalerweise bin ich ausgesprochen skeptisch bei »das ist eben so« oder »das haben wir schon immer so gemacht«. Genauer gesagt reagiere ich regelrecht allergisch auf derartige Behauptungen und neige dazu, schon aus Prinzip das Gegenteil zu tun oder zumindest intensiv nachzubohren. Doch offenbar nicht, wenn es um das Wertvollste gibt, das ich besitze: meine Gesundheit.

Doch dann hat mir eine liebe Freundin das Buch »Woman on Fire« von Sheila de Liz ans Herz gelegt. Nicht zum ersten Mal übrigens, doch die erste Erwähnung habe ich geflissentlich ignoriert, denn mal im Ernst: Wechseljahre? Ich? No way! Also zugegeben schon irgendwie, aber das ist nichts, was ich thematisieren möchte. Schon gar nicht vor mir selbst. Und außerdem haben oben erwähnte Ärzt*innen meine geraunten Vermutungen ja auch immer abgetan. Nein, ich bin weiterhin jung, dynamisch, voller Energie – und eine verdammte Lügnerin.

Selbsterkenntnis und Leidensdruck waren unmittelbar vor meinem Urlaub groß genug, dass ich mir dieses Ratgeberbuch gekauft habe (etwas, das ich sonst auch vermeide). Ich habe am ersten Urlaubstag mit der Lektüre begonnen – und mir ehrlich gesagt direkt die Ferien versaut. Denn die Aha-Momente prasselten fast im Minutentakt auf mich ein. Und je größer die Erkenntnisse, desto heftiger wurde mein Zorn – auf unser Gesundheitssystem und die Gesellschaft.

Warum? Weil ich schlicht keine Ahnung hatte, was die ominösen »Wechseljahre« denn überhaupt bedeuten und welche Aus- und Nebenwirkungen sie nicht nur auf uns Frauen (wir sind ja auch nur gut die Hälfte der Bevölkerung), sondern auch auf die Gesellschaft insgesamt haben. An dieser Stelle böte sich nun ein grundsätzlicher feministischer Diskurs über unser patriarchales System an, den ich mir jetzt aber aus Platz- und Nervenschongründen erspare. Für mich sind die Wechseljahre jedenfalls ein eindeutiger Gottesbeweis: »Mutter« Natur hätte sich so einen sinnlosen Scheiß nicht ausgedacht, das MUSS von einem egomanischen, gering-gepimmelten MÄNNLICHEN Gott stammen!

Ich halte mich selbst und vor allem die Frauen in meinem Umfeld für aufgeklärte, vielseitig interessierte, neugierige, belesene und generell gut informierte Menschen. Doch niemand von uns hat wirklich Ahnung, was mit Frauen in der Lebenshälfte wirklich passiert. Und fast alle glauben, dass man auch nicht viel gegen all die Unannehmlichkeiten tun kann, die einem sukzessive das Leben vermiesen. Eine Meinung, die sich erschreckenderweise auch mit der vieler Ärztinnen und Ärzte deckt, die es zumindest besser wissen könnten. Da muss frau wohl durch.

Zurück zu mehr Sachlichkeit

Nein, muss sie nicht. Zumindest, wenn es nach der deutsch-amerikanischen Gynäkologin Sheila de Liz geht. In ihrem Buch »Woman on Fire – Alles über die fabelhaften Wechseljahre« erklärt sie den fragilen Hormon-Kanon, der unser Leben, unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit bestimmt. Ich weiß nun, was die Begriffe Perimenopause, Menopause und Postmenopause bedeuten (nicht viel erfreuliches) und was »Charlies Engel« damit zu tun haben. Sie beschreibt die Symptome und die Behandlungsmöglichkeiten sachlich und ungeschminkt und gleichzeitig derart unterhaltsam und gut verständlich, dass sich die knapp 300 Seiten wie nichts weglesen. Theoretisch zumindest, denn ich musste das Buch zwischendurch immer weglegen, um meinen Blutdruck wieder in den Griff zu kriegen ...

Apropos Blutdruck. Im Folgenden zitiere ich eine Seite aus dem Buch, die mich entsetzt hat aufjaulen lassen:

Kuriositätenkabinett der Symptome im Übergang von der ersten zur zweiten Lebenshälfte:

  • Leichte, schwere oder unregelmäßige Blutungen (aber auch normale Perioden!)
  • Hitzewallungen / Nachtschweiß
  • Depressionen
  • Entwicklung oder Verstärkung von Ängsten
  • Wutanfälle
  • Schlafstörungen
  • »Watte im Hirn«, Denk- und Merkschwierigkeiten
  • Haarverlust
  • Juckende Haut oder andere Hautprobleme wie Quaddeln, Neurodermitis, mysteriöse Ekzeme
  • Gelenkschmerzen
  • Migräne / Kopfschmerzen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Häufige Blasenentzündungen
  • Häufiger nachts Harndrang
  • Tinnitus / Hörverlust
  • Gewichtszunahme, besonders am Bauch
  • Schmerzen beim Sex
  • Keine Lust auf Intimitäten
  • Brennende Vagina
  • Juckende Vagina, komischer Ausfluss P
  • MS aus der Vorhölle
  • Schwindelanfälle

Ich muss bei dieser Liste fünfzehnmal die Hand heben. 15! FÜNFZEHN! Und bis auf die Hitzewallungen und den Bauchspeck habe ich nichts davon mit Wechseljahren in Verbindung gebracht. Das ist doch absurd, oder? Vor allem, weil ich wegen einiger dieser Symptome bereits bei diversen Ärzt*innen war, die ebenfalls nicht auf die Idee gekommen sind, es könnte was mit meinen Hormonen zu tun haben. Beziehungsweise mit deren Abwesenheit. Ach ja, Wutanfälle habe ich mitgezählt. *gnarf*

Es gibt einen Ausweg

Doch Sheila – ich darf sie duzen, sie tut es mit ihren Leserinnen auch – macht Hoffnung. Wir müssen uns nicht unserem Schicksal fügen, müssen nicht tapfer vor uns hinverkümmern und auf bessere Zeiten hoffen (die vermutlich nicht kommen werden) und obendrein unsere Gesundheit ernsthaft gefährden. Die meisten von uns (es gibt Ausnahmen!) haben die Chance, mithilfe von bioidentischen Hormonen wieder zurück zu Wohlbefinden und Ausgeglichenheit zu finden. Zu Leistungsfähigkeit, Dynamik und Fröhlichkeit. Zu Wachheit und scharfem Verstand. Dafür brauchen wir lediglich einen kooperativen Sparringspartner (sprich eine Gynäkologin, die sich mit dem Themenkomplex auskennt) und einen soliden eigenen Kenntnisstand. Für Letzteres sorgt sie mit ihrem Buch.

Ich fühle mich jedenfalls nun gut präpariert für meinen nächsten Frauenarztbesuch und werde die Praxis erst mit einem Rezept für »Charlies Engel« in der Tasche verlassen!

Wenn du mir und meinem Blog schon länger folgst, dann weißt du, dass ich nicht zu Superlativen neige – schon gar nicht bei Sachbüchern. In diesem Fall ist es anders. Ich wünschte, ich hätte »Woman on Fire« schon vor zehn Jahren gelesen und ich wünsche mir, dass es jede Frau ab 35 liest. Einfach, damit sie weiß, was auf sie zukommen kann. Welche Schlüsse jede für sich aus diesen Erkenntnissen zieht, ist dann ein anderes Thema, doch es ist so wichtig, dass wir WISSEN, was mit uns geschieht.

Die oben erwähnten tollen Frauen aus meinem Umfeld und ich fragen uns nämlich, zu welchen Leistungen wir fähig wären, wenn wir uns wieder ein bisschen fitter und mehr wie wir selbst fühlen würden. Wir werden es herausfinden. Bald. Und dann sind wir hoffentlich »Women on Fire« – im besten denkbaren Wortsinn!

Woman on Fire von Sheila de Liz:

Die Wechseljahre: cooler, als wir glauben!

Hitzewallungen, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen – kaum eine Frau sieht den Wechseljahren gelassen entgegen. Dabei ist unser Bild von der Perimenopause hoffnungslos veraltet und benötigt dringend ein Makeover. Deutschlands beliebteste Frauenärztin, Sheila de Liz, weiß: Viele Frauen leiden heute unnötig, und keine »muss da durch«. Sind die Beschwerden erst mal identifiziert, können wir viel für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden tun – und aus in der zweiten Lebenshälfte noch stark und sexy fühlen.