Carin Müller bloggt ...

Life is better at the beach

Warum ich es am Meer so sehr liebe

Ich hab’s ja nicht so mit Sinnsprüchen, Affirmationen und Lebensmottos, aber wenn ich mich für einen Satz entscheiden müsste, dann diesen hier: Life is better at the beach – das Leben ist besser am Strand. Egal wie gestresst, genervt, gereizt und überfordert ich mich fühle, sobald ich am Meer bin, kann ich durchatmen und mein Kopf wird frei.

Das liegt sicherlich an der salzigen Luft und der frischen Brise einerseits und an der Tatsache, dass ich eigentlich nur dann am Meer bin, wenn ich Urlaub habe andererseits. Und Urlaub bedeutet ja schon per se Entspannung. Oder? Leider nicht zwangsläufig. Die gerade vergangene Ferienzeit war nämlich leider längst nicht so unbeschwert, wie man sich die wenigen kostbaren freien Tage im Jahr so vorstellt. Zuviel Ballast ist einfach mitgereist.

Damit meine ich nur am Rande den Vierbeiner, der trotz seines Charmes recht herausfordernd ist. Immerhin hat sich Scotty wacker geschlagen und wir haben die ausgedehnte gemeinsame Zeit für verschärfte Erziehungsarbeit genutzt, so dass sein Benehmen meist auf einer Notenskala zwischen 2 und 3 lag (im Vergleich zur heimischen 4 bis 5). Der Plüsch-Teenie liebt es am Strand nämlich genauso wie wir Zweibeiner und hat sich als unerschrockener Nordseeschwimmer entpuppt, der wohl demnächst auf Seehund umschulen wird.

Kleine Pläne, große Erkenntnisse

Zwei Wochen Auszeit können nicht 50 Wochen Stress, Hektik und permanente Anforderungen wettmachen. Das weiß ich inzwischen. Auch, dass man diese wertvollen Tage nicht mit (unerfüllbaren) Erwartungen überfrachten sollte. Es war also schon im Vorfeld klar, dass wir ein bisschen arbeiten (wirklich nicht viel) und ein paar organisatorische Dinge klären müssen (letzteres kam recht kurzfristig). Womit ich allerdings nicht gerechnet habe, war die Urlaubslektüre, die mich nachhaltig aus dem Tritt gebracht hat.

Neben diverser Feelgood-Romane habe ich mir nämlich auf dringende Empfehlung von zwei Freundinnen zwei Sachbücher vorgeknöpft. »Woman on Fire« von Sheila de Liz und »Die gereizte Frau« von Miriam Stein. Diese Bücher haben mich unglaublich wütend gemacht und dazu geführt, dass ich ziemlich viele Dinge in meinem Leben mit einem Mal in Frage stelle. Worum genau es geht, schreibe ich in meinem nächsten Artikel. Tatsache ist jedoch, dass diese brandneuen Erkenntnisse zwar einerseits etwas Erleichterung gebracht haben, andererseits aber auch verdammt anstrengend sind und dem Urlaub einen völlig ungeplanten Tenor verpasst haben.

Meinen Vorsatz, meinen vor Monaten angefangenen Pullover fertig zu stricken, habe ich daher komplett aufgegeben (leider) und auch meinen ausgefuchsten Redaktionsplan für diesen Blog musste ich über den Haufen werfen – der toten Queen und den beiden Bücher sei Dank. Aber irgendwas ist ja immer und wenn ich sonst schon nicht viel kann, flexibel bin ich.

Zurück zum Meer

Diese ganzen Herausforderungen waren aber erträglich, weil ich jeden Tag mehrere Stunden am Meer war. Bei Sonnenschein (tatsächlich die meiste Zeit), Regen und Wind. Bei wildem Wellengang und fast spiegelglatter Wasserfläche. Bei Ebbe und bei Flut und zu fast jeder Tageszeit. Am Strand sieht es immer anders aus und wirkt doch vertraut – und die Gedanken können fliegen wie die zahllosen bunten Drachen. Mir kamen einige Ideen für neue Geschichten und ich bin schon sehr gespannt darauf, welche davon es in ein Manuskript schafft. Und wann ich dazu komme, sie zu schreiben ... Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Ich habe mir schon oft die Frage gestellt, ob ich vielleicht irgendwann ans Meer ziehen soll, und der Gedanke ist wirklich sehr verführerisch. Doch auf der anderen Seite genieße ich meinen urbanen Alltag ebenfalls sehr. Vielleicht sollte der Traum von Meer für immer ein Traum bleiben? Einen, den ich mir regelmäßig für wenige Tage oder Wochen im Jahr gönne, damit die Sehnsucht nie ganz gestillt wird – und der Glücksort nie zur Gewohnheit wird.