Da ist Musik drin
25.11.2024
Abba, Annie Lennox, Britpop, Dave Stewart, Elton John, Eurythmics, Gottesbeweis, Lyrics, Pet Shop Boys, Poesie, Schlümpfe, Spandau Ballet, Sting, Tears For Fears, The Tipping Point, Wham
Ich höre gerade »My Demons« von meiner derzeit aktuellen Lieblingsplatte »The Tipping Point« von Tears For Fears. Dass dieses Album schon zwei Jahre alt ist und es seit dem Release-Tag auf Platz 1 meiner persönlichen Charts steht, sagt eigentlich alles, was man wissen muss. Für mich ist »The Tipping Point« nicht mehr und nicht weniger als die absolute Perfektion im Pop. Es gibt keine einzige schwache Nummer und die Songs sind in einer derart atemberaubenden Dramaturgie arrangiert, dass es für mich beinahe als Gottesbeweis durchgehen kann.
Sorry für den Hagelschlag an Superlativen auf so wenigen Zeilen, aber weniger ist gerade nicht drin bei mir. Vor die unmenschliche Herausforderung gestellt, dass ich mich auf ein einziges Musikalbum festlegen müsste, das ich bis ans Ende meiner Tage hören darf, dann wäre es »The Tipping Point«. Und das finde ich vor allem deshalb erstaunlich, weil Tears For Fears nicht einmal meine Lieblingsband ist.
Carin und ihr eklektischer Musikgeschmack
Ich bin keine (Musik)Kritikerin und habe demnach weder das nötige Verständnis noch das angemessene Handwerkszeug, Musik nach quantifizierbaren Kriterien zu beurteilen. Ich bin einfach nur Fan und eine Zuhörerin, die sich mitreißen und berühren lässt. Richtig schlaue Zeilen wird es deshalb von mir zum Thema Musik auch nicht zu lesen geben, aber trotzdem gibt es kaum ein anderes Medium, das so einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen kann.
Die 1980er Jahre waren das Jahrzehnt, das mich in meiner musikalischen Wahrnehmung am intensivsten geprägt hat. Es war meine Teenagerzeit und die Phase, in der ich - nach meinen Kindheitsheld*innen »Die Schlümpfe« und Abba - so etwas wie einen Musikgeschmack entwickelt habe. Größten Einfluss hatten da zweifellos die zahllosen Britpop-Combos, die in dieser Zeit Europa und die Welt eroberten. Bis heute verehre ich Annie Lennox und Dave Stewart von Eurythmics. Wham, Pet Shop Boys, Spandau Ballet, Tears For Fears haben neben anderen den Soundtrack meiner Jugend geliefert, genau wie Elton John und etwas später auch Sting (den ich mir allerdings erst in meinen Zwanzigern »erarbeitet« habe).
Dabei hat es lange gedauert, bis ich überhaupt angefangen habe, auf die Lyrics zu achten. Es waren zunächst vor allem die Melodien, die mich begeistert haben, die Stimmen – und die Stimmungen. Ich selbst bin einigermaßen unmusikalisch, beherrsche kein Instrument und kann auch nicht singen, aber trotzdem war und ist Musik für mich schon immer die Essenz aller Kunst. Sinnlicher, intensiver und direkter als jede andere Form.
Einfluss von Musik auf meine Texte
Später, als ich angefangen habe, genauer zuzuhören, wurde mir klar, dass viele Songs auf wenigen Zeilen unglaublich komplexe Geschichten erzählen. Natürlich längst nicht alle. Es gibt auch von meinen oben erwähnten Lieblingen etliche nichtssagende und belanglose Texte, aber einige sind einfach nur atemberaubend gut. Ich bewundere diese Fähigkeit, mit so wenigen Worten so viel zu sagen. Ich benötige dafür signifikant mehr Raum.
Trotzdem spielt Musik auch in meinen Romanen und Geschichten immer wieder eine prominente Rolle: Meinem Roman »Gefühlte Wahrheit« habe ich beispielsweise Abba-Songtitel als Kapitelüberschriften gegönnt. In »Insel der Wale – Lausche den Klängen deiner Seele« habe ich ein Segelboot »Sound of my Soul« getauft – nach dem gleichnamigen Lied von Spandau Ballet. »Der Klang meiner Seele« – viel poetischer geht es kaum, oder? Der von mir angehimmelten Annie Lennox habe ich in meinem Protagonistenpaar von »Highland Hope – Eine Bäckerei für Kirkby« ein kleines Denkmal gesetzt. Dorfärztin Anna verliebt sich darin in den Musiker Lennox. Lennox’ Vater Marlin Fraser wiederum habe ich mir von Anfang an wie den gut gealterten Sting vorgestellt.
Meine Kirkby-Reihe umfasst ja mittlerweile elf Romane, zwei Novellen und diverse Kurzgeschichten und in vielen dieser Episoden ist ebenfalls Musik drin. In meiner neuen Weihnachtsgeschichte (nächste Woche bitte Augen offenhalten!), präsentieren Vater und Sohn Fraser ihre brandneuen Songs, die für mich ein bisschen nach »The Tipping Point« klingen.
Seelenstreichler für dunkle Tage
Zurück zu meinem aktuellen Lieblingsalbum »The Tipping Point«. Für mich spiegeln diese Songs alle denkbaren Emotionen wider, die uns Menschen so beuteln: Freude, Angst, Liebe, Zorn, Verzweiflung, Optimismus – alles drin in nicht einmal einer Stunde. Ein wenig Konkurrenz erhält die Platte übrigens gerade durch den Nachfolger »Songs For A Nervous Planet«. Das ist ein Live-Doppel-Album mit den größten Hits von Tears For Fears (inklusive einiger Nummern aus »The Tipping Point«) plus vier brandneuen Songs. Damit kann man an dunklen Tagen nichts falsch machen. Auch an hellen nicht. Und eigentlich überhaupt nie. #justsaying
Ebenfalls extrem sehenswert ist übrigens der Film zum Album und zur Tour.