Carin Müller bloggt ...

Patenschaftsglück

Warum Patenschaften glücklich machen

Jeden Tag das gleiche Elend: Ich scrolle morgens durch meine bevorzugte News-Seite im Netz und finde keine einzige Schlagzeile, die mich positiv stimmt. Eine Horrormeldung jagt die nächst. Pandemie, Klimawandel, Querdenker, Impfstau und Co haben das Zeug dazu, mir bereits vor dem ersten Kaffee den Tag zu versauen. Dabei bin ich ziemlich resilient und fast schon zwanghaft optimistisch, doch die dauernden miesen Nachrichten ziehen auch mich runter. Hauptsächlich deshalb, weil ich mich so hilf- und machtlos fühle. Dabei bin ich es nicht. Ich kann einen Unterschied machen. Wir alle können es.

Einen Unterschied machen ...

Wir können zwar womöglich nicht unmittelbar ins Weltgeschehen eingreifen – und vermutlich ist das sogar gut so –, aber jeder kann dazu beitragen, dass die Welt ein etwas besserer Ort wird.

Ich versuche das u.a. durch zwei sehr ziemlich unterschiedliche Patenschaften, die mir aber beide enorm viel bedeuten. Seit zweieinhalb Jahren unterstütze ich über die Organisation »Plan International« ein äthiopisches Mädchen namens Asnakech. Ich habe vor einiger Zeit schon mal in meinem Artikel »Paten statt Plunder« darüber berichtet. Letzte Woche habe ich mal wieder ein ausführliches Update bekommen und darin nicht nur erfahren, was genau mit den Spenden der Paten in der Region gemacht wird, sondern auch wie es Asnakech geht.

Sie ist inzwischen elf Jahre alt, gesund und liebt in der Schule besonders Sport und Sprachunterricht. Ein aktuelles Foto ist auch dabei – ein ernst dreinblickendes, aber sehr hübsches Mädchen.

Die Lage in Äthiopien ist durch die Pandemie nicht gerade besser geworden, daher liegt ein Schwerpunkt der Hilfe auch in der Bekämpfung von Covid-19. Damit wäre ich eigentlich schon wieder bei meinem Hauptfrustthema, doch erstaunlicherweise fühle ich mich nicht mehr hilflos, sondern gut, weil ich weiß, dass meine Spende tatsächlich wichtig ist und konkret hilft.

... für Menschen, Tiere, Umwelt

Ein weiteres Herzensprojekt ist meine Patenschaft für die Orca-Dame Curry. Die habe ich im letzten Herbst anlässlich der Veröffentlichung meines Romans »Lebe, als gäbe es kein Morgen« über die weltweit operierende Naturschutzorganisation WDC (Whale and Dolphin Conservation) »adoptiert«. Auch da wurde ich gerade mit einem Update versorgt.

Demnach haben Curry, ihr Baby Venture und ihre Mutter Uma in den Gewässern der Georgia Strait überwintert. Das ist die Meerenge zwischen dem kanadischen Festland und Vancouver Island. Dort haben sie auch neue »Rubbing Beaches« für sich entdeckt, das sind Kieselstrände, an denen sie gerne ihre Bäuche schubbern. Ein Verhalten, das übrigens nur die sogenannten »Northern Residents« zeigen, also genau jene Orcas, die das ganze Jahr über standorttreu in der Region rund um Vancouver Island leben. Curry, Venture und Uma könnten damit genau die Wale sein, die in meinem Roman so eine große Rolle spielen.

Nun könnte man argumentieren, dass es wichtigere Projekte gäbe, als kanadische Schwertwale zur unterstützen, doch da muss ich vehement widersprechen. Es geht ja nicht darum, hübsche Fotos von beeindruckenden Meeressäugern zu bekommen. Wale sind u.a. ein guter Indikator dafür, wie es um die Meere bestellt ist – unser aller Lebensgrundlage. Außerdem gehören Wale nicht nur zu den größten Lebewesen der Erde, sie sind auch wahre Klimaschützer, wie man in der tollen Kampagne »Der grüne Wal« eindrucksvoll erfährt.

Patenschaften machen glücklich

Selbstverständlich kann man auch »einfach so« spenden. Es gibt zahllose großartige, unterstützenswerte Organisationen, die Menschen oder Tieren in Not helfen. Das ist wichtig und sinnvoll – ich mache es auch, wann immer es mir möglich ist. Ich stelle jedoch fest, dass ich viel engagierter und interessierter bin, wenn ich ein konkretes Gesicht und einen Namen habe.

Natürlich weiß ich, dass nicht Asnakech oder ihre Familie direkt meine monatliche Überweisung bekommen, sondern dass mit dem Betrag die Strukturen in ihrem Dorf verbessert und gestärkt werden (wovon dann auch alle anderen profitieren). Ich weiß auch, dass man von meinem kleinen regelmäßigen Obolus keine Heringe an Curry verfüttert hat, sondern konkret die Ausrüstung im »OrcaLab« verbessert wurde – u.a. mit hochwertigeren akustischen Aufnahmegeräten.

Aber es macht mich glücklich, diese Details zu erfahren und das Gefühl zu bekommen, einen Unterschied zu machen. Wer also einen kleinen Betrag pro Monat erübrigen kann, sollte eine Patenschaft in Erwägung ziehen. Nicht nur für das »Patenkind«, sondern durchaus egoistisch für sich selbst. Es tut so gut, wenn man sich sinnvoll und nützlich fühlen kann – und dieses Gefühl ist die beste Therapie gegen den täglichen Nachrichtenfrust.