Carin Müller bloggt ...

Reif für die Insel

Inselsehnsucht

»Welche drei Dinge würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?« Das dürfte die seit Robinson Crusoe beliebteste Party-Smalltalk-Frage sein. Und fast ebenso lang ein »Engagement Booster« in den sozialen Medien, also ein unwiderstehlicher Interaktionsmagnet. Die Menschen lieben es einfach, sich in diese »Was wäre wenn?«-Situation hineinzudenken.

Dabei ist die eigentliche Antwort völlig zweitrangig (höchstens für die bessere Hälfte, die am Ende NICHT auf der knappen Liste steht). Es geht um die Möglichkeit des Davonkommens. Auf einer einsamen Insel wähnt man sich frei und ungebunden von den Mühen des Alltags, von den Einschränkungen der Pandemie, von den absurden Jobanforderungen, von der anstrengenden Familie ... Kurz: Eskapismus pur!

Beschaulich und überschaubar

Je nach Größe ist so eine Insel wunderbar überschaubar. Und zwar nicht nur von den rein geografischen Dimensionen her gedacht, sondern auch von der subjektiven Bedrohungslage her gesehen. Potenzielle Feinde können einen nicht so leicht erwischen, denn die müssten sich ja zunächst einmal durch die Wassermassen kämpfen, die ein Eiland traditionellerweise umwogen. Manchmal ist es auch Wüste. Die Insel heißt dann Oase, aber das Prinzip ist ähnlich.

Ich glaube, dass es diese gefühlte Sicherheit ist, die ein Inselleben so begehrlich erscheinen lässt. Sicherheit und Einfachheit, denn eine wahre Trauminsel ist so überschaubar, dass die Komplexität unserer Festland-Existenzen endlich aufgedröselt wird. Klingt verdammt verführerisch, oder? Zunächst jedenfalls.

Langweilig und bedrohlich

Denkt man nämlich ein bisschen weiter, schlägt das Gefühl der heimeligen Beschaulichkeit bald in Langeweile um. Oder sogar in Angst. Menschen brauchen Außenreize, um sich lebendig zu fühlen, wenn die ausbleiben, wird’s rasch recht fade und traurig, wie man derzeit häufig an sich selbst beobachten kann. Unsere einsamen Corona-Existenzen haben ja auch etwas inseliges an sich.

Wenn dann der vollgestopfte eBook-Reader (eines der drei Dinge, s.o.) auch noch reichlich Krimis und Thriller liefert, reimt sich das unterforderte Gemüt garantiert ruckzuck Horrorszenarien zusammen, von denen eine zerstörerische Tsunamiwelle noch zu den harmloseren gehört.

Zu klein, überschaubar und einsam darf die Insel also doch nicht sein, auf der wir Zuflucht suchen. Wie muss die perfekte Insel also beschaffen sein?

Perfekte Handlungsorte

Absolut und pauschal kann ich diese Frage nicht beantworten, dafür sind die persönlichen Anforderungen schlicht zu individuell, aber eine mittlere Größe und ein hoher Zivilisationsfaktor scheint die Top-Kombi zu sein. Das kann man übrigens auch schön am Buchmarkt festmachen. Da sind Inseln nämlich auch extrem beliebt. Ganz vorne im Ranking mit dabei: Mallorca und Sylt! Was vermutlich auch im wahren Leben ziemlich präzise die deutsche Inselsehnsucht abbildet.

Welche Insel ist das?

Für uns Autor*innen haben Inseln ebenfalls besondere Reize – und zwar aus allen oben genannten Gründen. Den positiven, wie den negativen. Vor allem die Überschaubarkeit macht Inseln zu perfekten Handlungsorten. Wenn ich darüber nachdenke – auch meine Romane spielten zuletzt alle auf Inseln, wenn auch ziemlich großen: Schottland (als Teil von Großbritannien) und Vancouver Island. Auch mein neuer Roman spielt auf einer Insel. Welche kann ich noch nicht verraten. Also ich könnte natürlich schon, aber ... Das Bild über diesem Abschnitt stammt von dieser Insel. Hilft das weiter?

Welche Insel ist DEIN Sehnsuchtsort?

Verrate es mir per Mail an mit dem Stichwort »Lieblingsinsel«. Unter allen, die mir schreiben, verlose ich ein paar Überraschungsbücher.