Carin Müller bloggt ...

Buchtipp: Welpenalarm

Welpenbücher im Test

In meinem Redaktionsplan stand für diese Woche: Rückschau auf die BuchBERLIN! Was hatte ich mich auf diese Messe gefreut. Endlich mal wieder echte Leser:innen treffen. Endlich wieder Zeit mit Kolleg:innen verbringen. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Ich war NICHT in Berlin, sondern mit Magen-Darm zu Hause. Aber damit ich endlich mal wieder ein richtig buchiges Thema präsentieren kann, stelle ich heute die beiden Bücher vor, der derzeit mein Leseverhalten dominieren: »Welpentraining« von und mit Martin Rütter und »Welpen-Erziehung« von Katharina Schlegl-Kofler.

Der Grund für diese eher pragmatische Lektüre heißt Scotty, ein Airedale-Terrier-Welpe, der in wenigen Tagen bei uns einzieht. Er ist nicht unser erster Hund, und auch nicht unser erster Welpe, aber man (und frau) neigt ja dazu, Dinge zu vergessen. Also haben wir uns die derzeit meistverkauften und am besten bewerteten Welpen-Bücher gekauft und sind jetzt fleißig am Lesen und Lernen.

Gräfe und Unzer Verlag: Welpen-Erziehung von Katharina Schlegl-Kofler

Welpen-Erziehung von Katharina Schlegl-Kofler

Das quadratische Softcover-Buch von Gräfe und Unzer verspricht: »Der 8-Wochen-Trainingsplan für Welpen. Plus: Junghund-Training vom 5.-12. Monat.« Klingt vielversprechend und gut strukturiert – auch wenn sich eine leise Stimme in mir meldet, die zweifelt, ob sich ein pfiffiger Terrier nicht lieber seinen eigenen Stundenplan sucht. Die leise Stimme heißt Erfahrung, wird aber zunächst ignoriert.

Auf dem Cover ist übrigens ein zuckersüßer Baby-Golden-Retriever abgebildet – Niedlichkeits-Overkill und Kindchenschema vom Feinsten. Auch als leidenschaftliche Terrier-Mama muss ich zugeben, dass es keine putzigeren Welpen gibt als Goldies. Bitte nicht Scotty verraten, der natürlich der allersüßeste Babyhund ist, der aktuell seine Pfoten auf den Erdball setzt. Nachdem vor dreizehn Jahren Toni das entzückendste Hundekind war. Nur damit das geklärt ist. Doch man soll ja ein Buch nicht nach seiner Hülle beurteilen, sondern nach seinem Inhalt.

Der gibt sich klar strukturiert, reich bebildert und mit vielen Infoboxen. Die Autorin verspricht schon im ersten Kapitel »Erziehen mit Erfolgsgarantie«. Dabei lernen wir einiges über das Lernverhalten von Hunden und die ideale Kommunikation zwischen Mensch und Vierbeiner, die längst nicht so wortreich sein darf, wie viele Leinen-Halter (ich schaue mal beschämt zu Boden) meinen, dafür über klare Wortsignale, Gesten und vor allem über Belohnungen verfügen sollte.

Und dann startet auch schon das achtwöchige Intensivtraining für den neuen Mitbewohner. Wobei nicht ganz, denn zunächst wird noch eine Checkliste abgehakt, was der Welpe alles braucht und was in der Welpenzeit allgemein in einem kleinen Hundehirn so alles passiert. Doch dann geht's los mit dem Programm der ersten Woche. Folgende Themen stehen auf dem Stundenplan:

  • An den Namen gewöhnen
  • Stubenrein werden
  • An die Hundebox gewöhnen
  • Bindung aufbauen

Flankiert werden die Themen von diesen Übungen:

  • Kommen auf Ruf/Pfiff – bei jeder Mahlzeit
  • Erstes »Sitz« – 5-10-mal täglich
  • »Schau« – 5-10-mal täglich

Aufgedröselt wird das alles auf vier Doppelseiten und ich gebe zu, ich fühle mich schon jetzt ein wenig überfordert.

Mehr zum Buch.

KOSMOS Verlag: Welpentraining mit Martin Rütter

Welpentraining mit Martin Rütter

Das 150 Seiten starke Hardcover aus dem KOSMOS Verlag präsentiert stolz den orangefarbenen Bestseller-Aufkleber auf dem Cover, was zweifellos als vertrauensbildende Maßnahme durchgehen kann. Hat ja auch bei mir gewirkt. Unwahrscheinlich, dass sich all die vielen Käufer irren, oder? (Derselbe Sticker pappt übrigens auch auf dem anderen Buch.) Ansonsten ziert die Vorderseite ein charmantes Bild von Herrn Rütter im nonverbalen Dialog mit einem – Achtung! – Golden Retriever-Welpen. Gut gemeinter Tipp der Rezensentin: Andere Hundemütter haben auch hübsche Kinder. Und für die Aura an Kompetenz wäre ein herausfordernderes Geschöpf als ein sprichwörtlicher »Anfänger-Hund« vielleicht ebenfalls besser. Aber das mag nur an meiner Terrier-gefärbten Weltsicht liegen ...

Der Hundeprofi steigt jedoch nicht direkt mit dem angekündigten Welpentraining ein, sondern stellt zunächst einmal die absolut berechtigte, wenn auch im Kontext mit dem Buchkauf eher doofe Frage: »Welpe oder erwachsener Hund?« Es folgen dann auch sehr viele, sehr gute Argumente, die für ein Tier sprechen, das schon ein paar mehr Umdrehungen auf dem Tacho hat – und ein etwas schales Gefühl bei der Leserin.

Auf vielen weiteren Seiten wird dann recht spannend über Zuchtverbände, gute Züchter, schlechte Züchter, den Deckakt, die Trächtigkeit, die Geburt und andere aufregende Themen referiert. Nicht falsch verstehen, ich finde das wirklich interessant – auch wenn ich mir von einem Buch mit dem Titel »Welpentraining« eher konkretere Lebenshilfe verspreche, als Betrachtungen über die vegetative Phase des neugeborenen Hundes zu bekommen.

Erst im zweiten Drittel (und nach einigen Erschöpfungsphasen) geht’s ans Eingemachte, also konkret ums Training. Was ich super finde, ist der »Wochenplaner Sozialisierung« auf den Seiten 108 und 109, in dem sehr knapp und auf einem Blick dargestellt wird, welche Trainingsziele in welcher Lebenswoche anstehen. Im Grunde das, wofür der GU-Ratgeber von oben das komplette Buch braucht. Erfreuliche Erkenntnis: Die Lernziele beider Bücher sind ziemlich ähnlich und glücklicherweise nicht signifikant widersprüchlich. Puh.

Nicht ganz so gelungen finde ich, dass man sich die einzelnen Trainingselemente dann aus dem Kontext der vorangegangenen und auch folgenden Kapitel zusammensuchen muss. Das mag Sinn ergeben, weil die Signale und Übungen dort in einem zweifellos wichtigen Zusammenhang stehen, übersichtlich finde ich es nicht, da punktet eher »Welpen-Erziehung« von Gräfe und Unzer. Allerdings lesen sich die Rütter-Texte deutlich ermüdungsfreier und unterhaltsamer.

Mehr zum Buch.

Fazit:

Für eine erste und sinnvolle Orientierung für Welpen-Eltern eignen sich zweifellos beide Bücher gut. Den größten Benefit ziehen daraus aber auf jeden Fall Menschen, die zum ersten Mal einen Welpen in ihr Leben lassen. Die bekommen speziell im KOSMOS-Buch auch noch reichlich Hintergrundinformationen. Wie alltagstauglich die Tipps tatsächlich sind, wenn der Welpe erstmal eingezogen ist und das Leben der Zweibeiner auf den Kopf stellt, wird sich zeigen.

Podcast-Tipp:

Für alle, die lieber hören als lesen, empfehle ich den sehr unterhaltsamen Podcast »Hundestunde« von Conny Sporrer und Marc Lindhorst – zu hören in allen Pocast-Apps.