Carin Müller bloggt ...

Mein bislang größtes Abenteuer als Autorin

Der Wahnsinn um Highland Happiness

»Mut zahlt sich aus!« Dieser Spruch ist seit ein paar Monaten mein tägliches Mantra und jetzt, wo ich nichts mehr rückgängig machen kann (und will!), möchte ich von meinem bislang größten Abenteuer meines Schriftstellerinnenlebens erzählen.

Doch dafür muss ich ein bisschen ausholen, um die richtige Perspektive zu finden: Im Januar 2005 habe ich die ersten Worte meines 2009 veröffentlichten Debütromans »Mopsküsse« (inzwischen unter dem neuen Titel »Wie war das mit den zauberhaften Anfängen« erhältlich) geschrieben. Das hat sich verdammt groß und aufregend angefühlt. Dass der Prozess über vier Jahre gedauert hat, eher weniger. Aber das war nur der erste Eindruck von der Volatilität des Autorinnen-Daseins.

Es folgten in den nächsten Jahren in glücklicherweise deutlich flotterer Frequenz zahlreiche weitere Geschichten, die ich entweder in großen Publikumsverlagen (Goldmann, Knaur, Lübbe) oder als Selfpublisherin veröffentlicht habe. Dabei waren schöne Erfolge und wirklich bittere Flops. Und mehr als einmal habe ich mir die Frage gestellt, ob das auf Dauer wirklich der richtige Weg sein soll.

Doch selbst in den dunkelsten Phasen kam immer wieder der Moment, in dem mir klar wurde, dass Schreiben das ist, was ich wirklich will! Auch wenn andere Kolleg*innen scheinbar mühelos große Erfolge einfuhren und ich (zurecht) an meinen kaufmännischen und marketingtechnischen Fähigkeiten gezweifelt habe, die Qualität meiner Bücher habe ich nie infrage gestellt.

Gamechanger Kirkby

2019 war ein besonders düsteres Jahr. Mein Vater ist gestorben und meine einzige Veröffentlichung dümpelte unter ferner liefen vor sich hin. Doch dann kam mir die Idee für eine Schottland-Reihe. Meine Agentin war begeistert, die Verlage auch und schließlich hat »Highland Hope« seine Heimat bei Heyne gefunden. Ich war superhappy und extrem motiviert.

Und dann kam Corona.

Doch die Geschichten in Kirkby haben mich prima abgelenkt. Beim Schreiben konnte ich in eine andere Welt eintauchen, die zwar nicht total heile ist, deren Probleme aber lösbar und übersichtlich sind. Also praktisch das komplette Gegenteil vom wahren Leben. Kirkby hat mich sicher durch das erste Coronajahr gebracht – und dann im zweiten einen ähnlichen Zauber auf die Lesenden ausgeübt. Mit so viel Begeisterung war ich bislang noch nie konfrontiert gewesen, und vielen Fans ist es bis heute ein Bedürfnis, mir ihre Leidenschaft für mein fiktives Highland-Dörfchen und seine kauzigen Bewohner mitzuteilen. Und mit klarzumachen, dass es nach dem vierten Band weitergehen MUSS!

Das war Wasser auf meinen Mühlen, denn auch ich wollte an meinen »happy place« zurückkehren, doch von Heyne kam zunächst nicht viel – obwohl sich alle vier Bände sehr ordentlich verkauften und immer noch verkaufen. Irgendwann kam dann doch die Anfrage, ob ich vielleicht weitere Bände schreiben wollte. Natürlich wollte ich – und habe zügig ein neues Konzept geliefert. Schließlich gab es noch so viele Figuren, die ihre eigene Geschichte verdient haben.

Inhaltlich waren wir uns schnell einig, in welche Richtung die Reise gehen sollte, doch finanziell kamen wir nicht zusammen. Heyne bot mir ein Drittel Garantiesumme pro Band WENIGER als bei »Highland Hope« – obwohl viel weniger Risiko bestand, denn es gab ja solide Zahlen, mit denen man kalkulieren konnte. Ich war – und bin – offengestanden fassungslos, und es ist nur ein sehr schwacher Trost, dass es anderen Kolleginnen genauso oder schlimmer erging. Unter diesen Bedingungen konnte und wollte ich mich nicht darauf einlassen!

Wird sich mein Mut auszahlen?

»Highland Happiness« in Eigenregie

Schließlich wuchs der Trotz in mir – und die Sehnsucht nach Kirkby – und ich entschloss mich dazu, »Highland Happiness«, wie ich die zweite Staffel nannte, in Eigenregie anzugehen. Doch es war mir auch klar, dass ich daraus kein »normales« Selfpublishing-Projekt machen kann, bei dem man vor allem auf die eBook-Käufer setzt und die Taschenbücher im »Print on demand«(POD)-Verfahren anbietet. Der Großteil meiner »Highland Hope«-Leserschaft hat die Bücher im stationären Buchhandel gekauft und würde das sicher auch mit den neuen Kirkby-Geschichten so handhaben wollen.

Eine theoretische Verfügbarkeit, wie es die POD-Variante bietet, reicht dafür nicht. Die Bücher müssen im Handel ausliegen. Und sie müssen genauso aufwendig produziert sein (mit Klappbroschur und Glanzelementen auf dem Cover), wie die »Highland Hope«, sonst sind die Fans enttäuscht. Es war also sehr schnell klar, dass ich eine Auflage drucken muss und dass ich einen Partner brauche, der mit hilft, den Handel zu überzeugen, dass Charlotte McGregor auch ohne Verlag im Hintergrund, hochwertige Bücher liefern wird. Dafür habe ich einen Buchhandelsvertreter gefunden und mit NovaMD ein schlagkräftiges Vertriebsteam.

Qualitativ unterscheiden sich die Geschichten in keinerlei Hinsicht von den Verlagsbüchern – vor allem weil ich mit meiner langjährigen Lektorin Julia Funcke zusammenarbeite, die auch bei meinen Verlagsbüchern für die Redaktion sorgt. Ansonsten habe ich mit Sabine Albrecht eine wunderbare Designerin gefunden, die die Geschichten apart einkleidet und auch für einen professionellen Buchsatz sorgt.

Kurz, ich habe nicht nur wahnsinnig viel gearbeitet, sondern noch viel mehr Geld ausgegeben. Vor allem für den Druck, denn natürlich wage ich diesen Stunt zu einer Zeit, in der Papier fast mit Gold aufzuwiegen ist und die Inflation die Kauflust schmälert. Doch »Mut zahlt sich aus«, bete ich mir täglich vor und auch den anderen Glaubenssatz, dass man für große Erfolge auch groß investieren muss.

Ich hoffe es jedenfalls sehr! Für »Highland Happiness – Die Weberei von Kirkby« habe ich jedenfalls alles getan, was man tun kann. In fünf Wochen wird sich beweisen, ob es gereicht hat.

PS: Wer mich und mein Abenteuer unterstützen möchte, kann schon heute »Highland Happiness – Die Weberei von Kirkby« im Buchladen des Vertrauens vorbestellen, denn jeder Verkauf zählt. Und natürlich auch die beiden Folgebände. Tausend Dank.