Carin Müller bloggt ...

Schwänzeltanz bei der Recherche

Wie viel Recherche ist sinnvoll? Bienen, Imker, Schwänzeltanz

Ich habe gerade ein neues Romanprojekt angefangen – der nächste »Island Dreams«-Band, der im Sommer 2024 erscheinen soll. Worum es gehen wird, kann und will ich noch nicht verraten, aber die Protagonistin ist unter anderem Imkerin. Unter anderem deshalb, weil auf den britischen Scilly Inseln so gut wie alle Bewohner mindestens zwei Jobs haben, um sich das teure Leben auf dem abgelegenen Archipel mitten im Golfstrom überhaupt leisten zu können.

Hazel kümmert sich also um die Inselbienen und stellt Honig her. Nein, das ist schon falsch formuliert, denn den Honig stellen alleine die Bienen her. Das tun sie auch nicht aus purer Selbstlosigkeit und als Dienst am Menschen, sondern um im Winter Nahrung für sich selbst zu haben. Imker sind also buchstäblich Honigdiebe, wenn sie sich das süße Elixier unter den Nagel reißen. So weit wusste ich auch noch Bescheid, aber sonst hatte ich nicht viel Ahnung, vom geheimnisvollen Leben der Bienen.

Wie viel Recherche ist sinnvoll?

Gehen wir einen Schritt zurück. So gut wie jede Geschichte benötigt Recherche. Das können manchmal lediglich Details sein, manchmal muss man sich als Autor*in deutlich tiefer in die Materie einbuddeln. Gerade bei historischen Romanen ist ein gründliches Hintergrundwissen mehr als die halbe Miete (da dauert die Recherche oft sogar länger als das eigentliche Schreiben). Auch wenn reale Ereignisse in einen zeitgenössischen Roman eingebaut werden oder die Protagonisten Berufen nachgehen, die in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen, dann sollte man sich gründlich informieren.

Zu viel Wissen kann aber auch kontraproduktiv sein und zu sogenanntem »Infodump« führen. Dann nämlich, wenn man berauscht von der Fülle an Informationen alles in die Geschichte einfließen lassen will. Schließlich soll sich der Aufwand ja auch gelohnt haben, nicht wahr?

Abkürzungen sind erlaubt!

Ich gehöre nicht zu den Verfechtern, dass in einem fiktiven Roman jedes Detail stimmen muss, aber wenn man beispielsweise über die Arbeit eines Pathologen schreibt, dann reicht es womöglich nicht, einmal einen Münster-Tatort gesehen zu haben. Trotzdem muss man nicht unbedingt einen Bachelor-Studiengang absolvieren, um einigermaßen gewandt über Themenkomplexe schreiben zu können.

Kommen wir zurück zur Imkerei in meinem aktuellen Roman. Hazels Tätigkeit ist nur ein kleiner Aspekt in der Geschichte, doch natürlich will ich ihren Umgang mit Bienen so authentisch wie möglich darstellen. Statt also mit dem Imker in der weiteren Verwandtschaft stundenlang zu telefonieren oder ihn zu seinen Völkern zu begleiten (was grundsätzlich schön, aber eben auch sehr zeitintensiv wäre, mal abgesehen davon, dass seine »Mädels« erst demnächst überhaupt erst wieder aktiv werden), habe ich eine Abkürzung gewählt: Youtube-Videos!

Auf der Video-Plattform gibt es zu praktisch ALLEN Dingen des Lebens informative Clips. Leider sind nicht alle Beiträge seriös und von Schwurblern will ich mir die Welt besser nicht erklären lassen. Also suche ich bei »soften« Themen wie eben Bienen und Imkerei gezielt nach Beiträgen von Kindersendungen. TV-Shows wie »Sendung mit der Maus« oder »Willi wills wissen« sind grandiose Füllhörner zu fast allen Themen, die man sich so vorstellen kann. Und so habe ich mir heute diverse Bienen-Beiträge angesehen und weiß jetzt genau, wie Bienen Honig machen, warum Drohnen nach dem Sex sterben und wie man wilde Bienenvölker einfängt. Letzteres hat mich prompt auf eine besondere Idee für meinen Roman gebracht ...

Und wer im nächsten Jahr überprüfen will, ob ich alles richtig wiedergegeben habe, der kann sich mein Lieblingsvideo hier ansehen: »Wovon schwärmt der Bienenschwarm?«