Carins Autor:innen-ABC
15.4.2024
ABC, Alphabet, Autoren-ABC, Blockade, Heldenreise, Own Voice, Plot, Schreibroutine, Sensitivity Reader
Falls ich es noch nicht erwähnt habe: Ich heiße Carin und bin Autorin! Ich schreibe gerne. Schon (fast) immer. Jedenfalls schon sehr lange. Und fast alles. Aufsätze (ist schon länger her), journalistische Texte, Reiseberichte, Blogartikel, Kurzgeschichten, Romane. Kaum eine Textform ist vor mir sicher. Aber manchmal gibt es Phasen, da fühle ich mich komplett »entwortet«. Das ist ein unangenehmes Gefühl für Menschen, die mit Buchstaben ihr Geld verdienen. Es ist dabei nicht so, dass ich mich blockiert fühle, eher leer. Oder müde. Oder beides.
Und blöderweise trifft mich dieses Phänomen eigentlich immer dann, wenn ich einen Blogartikel schreiben muss. Wobei »muss« ja ein hartes Wort ist. Ich muss schließlich gar nichts. Ich habe mir nur vorgenommen, es regelmäßig zu tun, denn erstaunlicherweise gibt es gar nicht so wenige Menschen, die meine montäglichen Ergüsse mit einem Vergnügen lesen. Danke dafür. Heute ist wieder so ein Worterschöpfungstag und da kam mir eine alte Werber- und Journalistenstrategie in den Sinn: Menschen lieben Listen!«
- »Die fünf größten Lügen über ...«
- »Die zehn tollsten Geheimtipps gegen ...«
- »Von diesen sieben Strategien für ... hast du noch nie gehört!«
Klassischer Click-Bait. Also Aufmerksamkeitsköder. Weil ich aber gerade weder Lügen aufdecken möchte, noch Geheimtipps für oder gegen etwas habe, und meine Top-Strategien lieber für mich selbst behalte, gibt’s heute mein ultimatives Autor:innen-ABC. Manche Buchstaben sind sogar mehrfach besetzt!
Carins Autor:innen-ABC (ja, Gendern ist auch dabei!):
Agentursuche: Ohne eine gute Agentur an der Seite läuft für Verlagsautor:innen praktisch nichts mehr. Wer also von einem Verlagsvertrag träumt (was total legitim ist, ich empfehle trotzdem erst die Lektüre meines Artikels »Selfpublishing vs. Verlag«), sollte sich also dringend eine gute Literaturagentur suchen. Ohne wird’s noch schwieriger als ohnehin schon.
Anthologien: Das sind Sammlungen von (Kurz)Geschichten, entweder aus der Feder einer Person oder eine Gruppenaktion zu einem bestimmten Oberthema. Ich habe schon bei einigen mitgewirkt – in der Regel wurde der Erlös dann einem guten Zweck gespendet. Ganz ehrlich: Kann man machen, aber die große Resonanz wird vermutlich ausbleiben.
Autopilot: Manchmal habe ich beim Schreiben das Gefühl, wie auf Autopilot unterwegs zu sein. Ich plane meine Romane nicht – oder nur ganz grob – und lasse mich beim Schreiben selbst überraschen, wohin mich meine Figuren führen. Nicht für alle geeignet, aber mir macht’s so am meisten Spaß.
Blockade: Ehrlich gesagt kann ich die Mär von Schreibblockaden nicht nachvollziehen. Ich habe manchmal keine Lust zu schreiben oder andere Dinge vor, aber so richtig blockiert war ich noch nie.
Beta-Leser: Das sind Vorablesende, die Feedback geben, ehe ein Manuskript die Welt erblickt. Unter uns: meine Betas bekommen die Geschichte in der Regel erst kurz vor der Veröffentlichung, weil ich immer erst kurz vor der »Deadline« damit fertig werde ... *seufz* Ändern kann ich dann auch nichts mehr.
Buchmessen: sind toll! Und anstrengend. Und toll! Habe ich erwähnt, dass sie anstrengend sind? Und toll?
Backstory: Damit eine Romanfigur glaubwürdig und dreidimensional wirkt, sollte sie eine Vergangenheit haben. Erstaunlicherweise muss ich mir da meist keine großen Gedanken darüber machen, denn mein Personal kommt in der Regel schon ziemlich fertig an. Manchmal dauert es nur, bis sie mir alles verraten.
Blurb: Hört sich nach »Bäuerchen« an und ist irgendwie auch eins. Eine rasch herausgewürgte Kurzzusammenfassung des Romans. Siehe auch »Klappentext«.
Charakterentwicklung: Siehe »Backstory« – ich habe das große Glück, dass mir dieser Punkt kaum Mühe bereitet.
Covergestaltung: Die optische Gestaltung meiner Geschichten ist dagegen immer SEHR herausfordernd für mich. Denn es ist (für mich jedenfalls) verdammt schwierig festzustellen, was ein gutes, verkaufsstarkes und schönes Cover ist. Gut, dass ich so eine geduldige Designerin habe, bzw. sich der Verlag darum kümmert.
Deadline: Es gibt leider nichts, das mich so sehr motiviert, wie die nahende Deadline. Alle anderen Arbeiten kann ich auch sofort erledigen. Oder so, dass sie erheblich vor dem Abgabetermin fertig sind. Bei Romanen? Eher nicht.
Dialoge: Liebe ich! Wirklich. Dabei kann man wunderbar die Handlung vorantreiben oder auch mal abbremsen. Man kann die Figuren besser kennenlernen und wunderbar echte Gefühle zeigen.
Dramaturgie: Jede Geschichte braucht eine strukturierte Handlung. Viele Kolleg:innen machen sich dazu vorher Gedanken (was schlau ist), ich nicht. Ich lass es laufen. Dass auch meine Romane alle eine nachvollziehbare Dramaturgie haben, verdanke ich wohl meinem »Autopiloten« oder der Tatsache, dass ich in meinem Leben schon so viele Geschichten gelesen habe, dass ich instinktiv weiß, was ich wann machen muss.
Exposé: Mein persönlicher Endgegner! Aber notwendig, wenn man einen Verlagsvertrag anstrebt. Dafür muss man die komplette Handlung in wenigen sinnvollen (Ab)Sätzen zusammenfassen. Meist geschieht das, BEVOR das Buch geschrieben ist. Mein Problem: Ich plotte nicht und weiß vorher nicht, worum es in der Story gehen wird. Ein Dilemma ...
Epilog: Ein Epilog ist der nicht ganz so verhasste Bruder des »Prologs«. Das ist meist ein kurzes Kapitel nach dem tatsächlichen oder gefühlten Ende, in dem man die Geschichte sanft ausklingen lässt. Meist mit einem kleinen (oder größeren) Zeitsprung, wie es mit den Protagonisten weitergeht. Mach ich häufig, nenne ich nur selten Epilog.
Ende: Die schönsten vier Buchstaben für die meisten Autor:innen! Ein großer Meilenstein ist geschafft.
Fiktion vs. Realität: Meine Geschichten sind alle komplett von mir erfunden. Häufig sogar die Handlungsorte. Wenn es mir aber gelingt, dass die Fans liebend gerne ins fiktive Kirkby ziehen wollen, »weil es so schön ist«, dann ist das für mich ein Sieg der Fiktion über die Realität.
Fantasy-Welten: Was ich im Kleinen mit ausgedachten schottischen Dörfern mache, ist für die Kolleg:innen im Fantasy-Bereich ein ganz großes Ding: die Schaffung einzigartiger und glaubhafter Universen. Wäre nichts für mich, ist aber trotzdem toll. Siehe auch »Weltenbau«.
Figurenentwicklung: Die Evolution der Charaktere im Verlauf der Geschichte – siehe auch »Backstory« und »Charakterentwicklung«. Liebe ich sehr, vor allem, weil mein »Autopilot« dabei die meiste Arbeit übernimmt. Ehrlich, ich weiß auch nicht, woher diese komplexen Figuren immer kommen.
Genre: Das Genre ist die Einordnung der Geschichte in eine Kategorie. Je eindeutiger und »genrekonformer« ein Buch ist, desto besser funktioniert es in der Regel auf dem Markt. Empfinde ich oft als sehr einschränkend.
Gendern: Hui, heißes Eisen! Falls du »söderst«, wirst du jetzt stark sein müssen. Es ist dir vielleicht aufgefallen, dass ich in meinen Blogartikeln viel Wert auf eine inklusive Sprache lege. In meinen Romanen auch, doch dort vermeide ich (bislang jedenfalls) Gendersternchen, –doppelpunkte und ähnliches. Mir ist übrigens egal, wie andere Menschen das handhaben. Ich will auch niemanden zu irgendwas drängen. Mir persönlich ist es einfach wichtig. Punkt.
Ghostwriting: Wenn Promis ihre Lebensgeschichte zu Papier bringen wollen, engagieren sie oft einen Ghostwriter. Also einen Menschen, der nicht so ein aufregendes Leben führt, dafür aber schreiben kann. Machen auch wenig prominente Coaches, die ein Sachbuch produzieren wollen/müssen/dürfen. Ich selbst war auch schon so ein Schreib-Gespenst. Leider nicht für einen Promi.
Heldenreise: Die klassische Struktur vieler großer Geschichten – siehe auch »Dramaturgie«. Ich gestehe, ich habe noch NIE erfolgreich eine Heldenreise geplottet. Ich schlafe meist schon beim »Ruf des Abenteuers« ein ... Sorry.
Humor: Liebe ich. Sehr. Und selbst in meinen dramatischsten Geschichten gibt es immer humorvolle Sprengsel, um die Schwere etwas zu erleichtern. In den meisten Büchern ist sogar ziemlich viel Humor drin.
Handlungsorte: Finde ich wichtig. Sie müssen aber nicht immer real sein (siehe »Kirkby« und »Fiktion«). Die meisten meiner Settings beeinflussen aber auch die Geschichte auf die ein oder andere Art und Weise. Oft sind die Handlungsorte so wichtig wie die Charaktere. Manchmal ist der Handlungsort aber auch nur eine besonders hübsche Kulisse. Egal wie, es muss stimmig wirken.
Inspiration: Tja, wo findet man sie? Ehrlich, ich kann das nicht pauschal beantworten. Sie schlägt zu, wann sie es möchte. Und eher zu oft als zu selten. Ich werde vermutlich in meiner verbleibenden (hoffentlich noch üppig bemessenen) Lebenszeit nicht alle Ideen verwirklichen können, die mir schon zugelaufen sind.
Ideenfindung: Siehe »Inspiration«. Es gibt aber auch Schreibratgeber, die Techniken und Tipps anbieten, um den kreativen Funken zu entzünden. Mich persönlich kann wirklich alles inspirieren. Man muss nur offen dafür sein.
Intertextualität: Ha, großes Wort! Und eines meiner Lieblingsdinge. Intertextualität ist das Spiel mit Bezügen und Anspielungen auf andere Werke. Konkret heißt das, dass es bei mir in fast allen Romanen Bezüge zu anderen meiner Geschichten gibt. Nebenfiguren, die auftauchen, Familienmitglieder von Protagonisten, Ereignisse.
Infodump: Passiert gerne, wenn man unfassbar viele tolle Dinge recherchiert hat, und sein grandioses Wissen gerne mit der Leserschaft teilen will. Blöd nur, dass die sich oft nicht dafür interessiert. Siehe auch »Journalistische Recherche«.
Journalistische Recherche: Als gelernte Journalistin ist mir das Thema Recherchieren schon seit Jahrzehnten in Fleisch und Blut übergegangen. Die Herausforderung ist eher herauszufinden, wie viel oder wie wenig man recherchieren sollte. Siehe auch »Infodump«.
Journaling: Das tägliche handschriftliche Schreiben als Werkzeug für Klarheit und Kreativität gilt vielen als Geheimtipp. Mir nicht. Kann dazu nichts sagen.
Jubiläumsausgaben: sind besondere Editionen zur Feier von Meilensteinen. Eine Kollegin hat kürzlich anlässlich ihres Debüts vor zehn Jahren, eine wunderhübsche Schmuckausgabe ihres ersten Romans herausgegeben. Ich denke noch darüber nach.
Kritik: gibt’s gratis dazu! Und zwar von allen Seiten. Positive wie negative. Macht nicht immer Spaß, ist aber ein wichtiger Lernprozess. Inzwischen kann ich konstruktive Kritik (z.B. von meiner Lektorin) sehr gut annehmen, destruktive Kritik lächle ich weg (oder versuche es zumindest). Siehe auch »Rezensionen«.
Kirkby: so heißt der Sehnsuchtsort in meinen Schottlandromanen. Leider völlig frei erfunden, aber absolut lebens- und liebenswert. Siehe auch »Handlungsort« und »Fiktion vs. Realiät«.
Kollaborationen: Das gemeinsame Schreiben mit anderen Autoren – kann ein Genuss sein oder eine große Herausforderung. Oftmals beides. Mein Debüt habe ich mit einer Freundin geschrieben. Danach war die Freundschaft kurzfristig ein wenig erkaltet (jetzt ist aber längst wieder alles gut). Derzeit schreibe ich einen »paranormal cosy crime«-Roman mit meinem Podcast-Kollegen Christian. Das ist vor allem sehr spaßig – wird aber vermutlich ein Desaster.
Klappentext: Siehe auch »Blurb« – die Kunst, mit wenigen Worten zu fesseln und zu verkaufen. Für mich fast so ätzend wie »Exposés«, aber inzwischen machbar.
Klischee: Für mich sind Klischees tolle Spielwiesen, denen ich gerne überraschende Aspekte abgewinne. Es gibt aber auch Motive, die so derart abgedroschen sind, dass ich sie nicht mehr ertrage (obwohl sie trotzdem extrem erfolgreich sind).
Lesungen: Die Kunst, die eigenen Werke vor Publikum zum Leben zu erwecken (und auch noch Geld dafür zu erhalten). Nicht mein persönlicher Schwerpunkt. Ich mach’s, aber nicht mit riesengroßem Enthusiasmus (merkt man mir natürlich nicht an).
Lektorat: Ist für mich ein absolutes MUSS. Und zwar für alle Bücher. Als Autor:in wird man vollkommen betriebsblind und sieht irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ein gutes Lektorat sorgt für die Feinarbeit im Manuskript und bringt es zum Glänzen.
Literaturpreise: Ich war schon häufiger nominiert und stand auch ein paarmal auf Long-, Mid- und Shortlists, gewonnen habe ich bislang nie. Ich hätte natürlich nichts dagegen, aber es gibt Dinge, die mich mehr interessieren.
Leiden: oh Gott ja, so, soooooo sehr! Manchmal wird jeder Satz zur Qual. Mitleid bitte. Nein? Na schön.
Manuskript: Ist die große Textdatei, ehe sie zum richtigen Buch wird.
Marketing: Ohne läuft leider gar nichts (mehr). Das gilt übrigens auch für Verlagsautor:innen. Inzwischen setzen selbst die großen Publikumsverlage darauf, dass ihre Urheber:innen auch selbst die Werbetrommel rühren. Ich persönlich mache das besonders gerne mit meinen »Newslettern«.
Newsletter: Für mich das sinnvollste (und günstigste) »Marketing«-Werkzeug überhaupt – und neben der eigenen Webseite, die einzige Plattform, die man selbst kontrollieren kann.
Nachwort: Ist im Grunde alles, was nach dem Ende einer Geschichte im Buch noch kommt. Anmerkungen, Zusatzinformationen, Danksagungen und/oder ein Blick hinter die Kulisse der Geschichte.
Nischenthemen: Es kann total reizvoll sein, in einer Nische zu schreiben – man kann damit sogar vergleichsweise einfach ein Amazon-Bestseller-Fähnchen bekommen, allerdings muss einem auch bewusst sein, dass »Liebesgeschichten auf hoher See mit paranormalen Elementen und Gorilla-Geistern« nicht zwangsläufig ein großes Publikum ansprechen. Been there, done that. (Gefühlte Wahrheit)
Novellen: Kurzromane – habe ich schon einige verfasst.
Originalität: Danach streben die allermeisten Autor:innen, wollen die allerwenigsten Leser:innen. Ein ewiges Dilemma zwischen einzigartigen Ideen und erprobten »Tropes« in Geschichten. Siehe auch »Nischenthema«.
Outline: Das ist die mal mehr, mal weniger skizzierte Struktur einer Geschichte. Plotter, also die planenden Schreibenden, legen sehr viel Wert auf eine detaillierte Outline und wissen schon vor dem ersten Wort, was wann im Roman passiert. Ich nicht. Meine Outline klingt meist so: »Neues Paar in Kirkby« oder »Ich hätte mal wieder Lust auf was mit Walen«.
Own-Voice: Spannendes Thema und heißes Eisen. Puristen sagen, man sollte/dürfe nur über Dinge sprechen, die man selbst erlebt hat. Das wäre in meinem Fall ziemlich langweilig. Natürlich sollte ich als weiße Frau eigentlich keinen Betroffenheitstext aus der Perspektive eines schwulen, schwarzen Mannes schreiben (habe ich auch nicht getan), als Autorin erlaube ich es mir aber durchaus schon, Blickwinkel einzunehmen, die ich nicht mit eigenen Erfahrungen untermauern kann. Das ist künstlerische Freiheit – und im Zweifelsfall kann man immer noch »Sensitivity Reader« bemühen.
Plot: Das ist der Handlungsablauf einer Geschichte. Kann beispielsweise nach dem Prinzip der »Heldenreise« strukturiert sein. Manche machen sich vor dem Schreiben Gedanken zur Handlung, andere erst wenn sie tippen (ich). Einen Plot hat am Ende aber jede Geschichte.
Plot-Twists: Unerwartete Wendungen in der Handlung, die idealerweise überraschen und Spannung erhalten oder sogar steigern.
Prolog: Auftakt einer Geschichte, der in der Regel eine gewisse Zeit vor dem Start der Haupthandlung spielt. Kann praktisch sein, um relevante Informationen frühzeitig zu platzieren, es gibt aber auch erschreckend viele Menschen, die ein Buch sofort wieder zuklappen, wenn es mit einem Prolog beginnt. Warum auch immer. Kommt bei mir selten vor. Der Prolog ist sozusagen der Hassbruder des »Epilogs«.
Quellen: Sind insbesondere bei Sachbüchern wichtig und sorgen für Glaubwürdigkeit. Aber auch bei sehr speziellen Themen in einem Roman kann es Sinn machen, am Ende Quellenangaben anzuzeigen.
Querlesen: Die Kunst, schnell Informationen zu sammeln und zu verarbeiten. Hilft bei der Recherche. Manchmal übersieht man dabei aber auch was. Gelegentlich sogar viel ... #justsaying
Routinen: Mit Routinen gehen viele Dinge einfacher. Auch das Schreiben. Daher empfehlen die meisten Ratgeber und Schreibgurus, dass man eine regelmäßige Routine entwickelt, um möglichst produktiv zu werden. Beispielsweise jeden Tag zur selben Zeit, eine gewisse Wortanzahl aufs Papier zu bringen. Oder in einem Café zu schreiben. Oder eine Duftkerze anzuzünden, um in Stimmung zu kommen. Alles ausprobiert – und wieder sein gelassen. Routinen sind für mich ein erstrebenswertes Konzept, in der Praxis habe ich keine Lust drauf.
Rezensionen: Kundenmeinungen sind superwichtig für Autor:innen. Sie können dem sensiblen Ego schmeicheln – oder es zerstören. Siehe auch »Kritik«. Der Umgang damit will gelernt und eingeübt werden. Don’t: schlechte Rezensionen kommentieren oder den oder die Rezensentin attackieren!! Niemals! Wirklich. Einfach lächeln und Danke sagen. Weinen und toben nur im geschützten Rahmen ohne Zeugen.
Rückblenden: Techniken, um vergangene Ereignisse in die aktuelle Handlung einzuflechten.
Selfpublishing: Man braucht schon lange keinen »Verlag« mehr, um erfolgreich Bücher zu veröffentlichen. Selfpublishing ist eine tolle Alternative zur klassischen Veröffentlichungsstrategie und bedeutet nicht automatisch, dass die Geschichten Murks sind. Mehr dazu in meinem Artikel »Selfpublishing vs. Verlag«.
Sex-Szenen: Explizite Knistermomente sind gar nicht so leicht zu schreiben – schon gar nicht, wenn man mit den Romanen ein möglichst breites Publikum erreichen will. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und beim Liebesakt gilt das erst recht. Es gibt natürlich immer die Möglichkeit, diskret abzublenden und hinter der verschlossenen Tür zu bleiben. Wenn die Szene allerdings eine gewisse Relevanz für die Geschichte und die Protagonisten hat, bleibe ich auch gerne dabei. Allerdings (inzwischen) in sehr geringen Dosen.
Sensitivity Reader: Das sind Lektor:innen, die ein Manuskript auf ein bestimmtes Thema hin überprüfen – wenn man beispielsweise eine Geschichte aus der Sicht einer marginalisierten Person schreibt oder über Themen, die einen selbst nicht betreffen. Kann in Einzelfällen Sinn machen, wenn die eigene Recherchefähigkeit an Grenzen stößt und man auf Nummer sicher gehen will.
Titelfindung: Puh. Das finde ich so, so, SOOO schwer, einen guten Buchtitel zu finden. Inzwischen habe ich aber gelernt, dass man zumindest im deutschsprachigen Markt nicht allzu originell sein sollte. Keine Doppeldeutigkeiten, kein Wortwitz, kein Subtext. Lieber pragmatisch auf den Punkt. Ergo: »Highland Happiness – Die Schreinerei von Kirkby«. Schöner Titel? Gott, nein! Guter Titel? Absolut!
Tropes: Tropes sind wiederkehrende Motive, Erzählmuster und/oder Konventionen, die bei der Leserschaft gewisse Erwartungen wecken (die idealerweise befriedigt werden sollen). Im Liebesromanbereich gibt es beispielsweise »Enemies to Lovers« (wenn aus Feinden Liebende werden), »Friends to Lovers« (wenn aus Freunden Liebende werden), »Second Chance« (wenn die Liebe im zweiten Versuch klappt). Siehe auch »Klischee«. Funktioniert trotzdem bombig.
Triggerwarnung: Noch so ein heißes Eisen. In manchen Sub-Genres wie beispielsweise »Young Adult« gehört die Triggerwarnung zum guten Ton im Roman. Ohne Inhaltswarnungen sind diese Bücher gefühlt viel zu soft. Wovor und in welcher Form gewarnt werden soll, ist allerdings reichlich umstritten. Schließlich kann so gut wie alles triggern. Ich habe keine abschließende Meinung zum Thema. Bislang habe ich auf Triggerwarnungen verzichtet, obwohl ich durchaus komplexe Themen behandle. Bisher hat sich auch noch niemand beklagt. Andererseits will ich natürlich auch niemanden (re)traumatisieren. Schwierig. Wirklich sehr, sehr schwierig.
Utopien und Dystopien: Das Schreiben von idealen oder katastrophalen Welten. Finde ich als Leserin reizvoll, als Autorin jedoch (bislang) zu anstrengend.
Umschreibungen: Will man sich nicht endlos wiederholen, muss man manche Worte oder Szenen anders formulieren, also umschreiben. Nicht zu Verwechseln mit »Umschreiben.«
Umschreiben: Manchmal kommt aus dem Lektorat die knallharte Forderung, eine Szene, ein Kapitel oder den ganzen Roman umzuschreiben, weil die erste Version zu schlecht ist. Macht keinen Spaß, so einen Hinweis sollte man aber auf jeden Fall ernstnehmen.
Unterhaltungsliteratur: Auch Genre-Literatur genannt und häufig belächelt. Macht viele Menschen aber sehr glücklich. Lesende wie schreibende ...
Verlag: Für viele Autor:innen das Ziel ihres Sehnes! Das eigene Buch wird in einem Verlag veröffentlicht. Yeah. Kann ohne Frage toll sein, kann aber auch ein mittleres Desaster werden. Siehe auch »Selfpublishing« für alternative Veröffentlichungswege. Ich publiziere seit vielen Jahren sowohl in großen Publikumsverlagen als auch in Eigenregie.
Verfilmungen: Noch so ein großer Traum – das eigene Buch wird verfilmt. Leider noch viel, viel unwahrscheinlicher als ein Verlagsvertrag. Ich träume auch noch ...
Writer’s Retreats: Die Flucht aus dem Alltag, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Habe ich noch nicht ausprobiert, wird aber von einige Kolleg:innen erfolgreich praktiziert.
Weltenbau: Die Schaffung konsistenter und glaubwürdiger Universen. Ist natürlich besonders bei Fantasy- oder Science-Fiction-Geschichten relevant, aber auch mein beschauliches »Kirkby« ist das Ergebnis eines Weltenbaus. Siehe auch »Fantasy-Welten«.
Wortspiele: Hach ja, ich lieb’s! Wortspiele und Doppeldeutigkeiten geben einem Text erst die richtige Würze. Allerdings sollte man diese Zutat vorsichtig dosieren und vor allem bei der »Titelfindung« besser die Finger davon lassen.
X-Faktor: Das gewisse Extra, das ein Buch unvergesslich macht.
Xenologie: Das Erfinden und Beschreiben fremdartiger Kulturen und Wesen – siehe auch »Weltenbau« und »Fantasy-Welten«.
Young Adult: Superbeliebtes Sub-Genre, das sich mit den Herausforderungen junger Erwachsener (grob zwischen 16 und Mitte 20) befasst. Meist mit sehr viel Gefühl, sehr viel Drama, sehr vielen Hormonen und sehr viel Cringe (jedenfalls meiner unwesentlichen Meinung nach). Wird nicht nur gerne von jungen Leuten gelesen, sondern auch von alten Erwachsenen. Ohne »Triggerwarnung« geht dabei fast nix.
Year-in-Review: Oder einfach auch nur Jahresrückblick. Mach ich zwischendurch immer mal gerne, um mir selbst ein Bild über die Fortschritte, Erfolge und Niederlagen der vergangenen Monate zu machen.
Zielgruppenanalyse: Die große Kunst, genau zu verstehen, für wen man eigentlich schreibt. Nicht selten liegt man dabei völlig daneben. Ich mach gerne mal Umfragen unter meinen »Newsletter«-Abonnent:innen, um mehr über sie zu erfahren.
Zeitreisen: Liebe ich SEHR, verwirrt mich aber auch immer sehr. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals eine gute Zeitreisen-Geschichte schreiben könnte.
Was ein schneller Blogpost hätte werden sollen, ist jetzt ein Riesenartikel geworden, der natürlich nicht im Ansatz alles abdeckt. Schreib mir gerne, welche Aspekte ich vergessen habe, dann ergänze ich dieses Alphabet.