Keine Angst vor KI?!
3.6.2024
AI, Arbeitslosigkeit, artificial intelligence, Buchbranche, ChatGPT, DeepL, KI, künstliche Intelligenz, Midjourney, organische Intelligenz, Plagiat, Plagiatsvorwürfe, Skoutz Award, Urheberrecht, Urheberrechtsverletzung, Was ist Intelligenz?
Über künstliche Intelligenz (KI oder auch AI für »artificial intelligence«) lässt sich in so gut wie allen Lebensbereichen vortrefflich streiten oder wenigstens diskutieren. Da ich mein Geld mit Schreiben verdiene, konzentriere ich mich im Folgenden auf die Buchbranche, denn da ist das Geschrei derzeit wirklich ohrenbetäubend laut.
Ich möchte vorausschicken, dass ich keine abschließende Meinung darüber habe, ob ich KI für gut oder böse erachte. Vermutlich werde ich die auch niemals haben, da diese Fragestellung ohnehin völlig am Kern vorbeigeht. Künstliche Intelligenz hat (noch) kein Bewusstsein und ist zu moralischem Handeln also gar nicht in der Lage. Dagegen können wir sie als Werkzeug nutzen – was zwangsläufig zur Konsequenz hat, dass verwerfliches Verhalten vor allem beim organischen Nutzer/Entwickler zu suchen ist.
Ich selbst würde mich als aufgeschlossen und neugierig bezeichnen und habe schon viele der Tools ausprobiert. Wofür genau werde ich später im Text ausführlich beschreiben. Doch zunächst möchte ich mich zu allgemeineren Aspekten äußern.
Angst vor künstlicher Intelligenz
Viele Menschen in der Buchbranche plagt ein diffuses oder auch sehr konkretes Angstgefühl, wenn sie das Schlagwort »KI« hören. Das ist eine normale Reaktion, die Homo sapiens gerne zeigt, wenn am Horizont etwas Neues, etwas Unbekanntes auftaucht. So ein Wolfsrudel kann schließlich verdammt bedrohlich sein. Es reißt im Zweifel die Schafe oder, schlimmer noch, den Opa. Es kann aber auch sein, dass sich der ein oder andere Welpe zähmen lässt und dann zum treuen Beschützer wird. Für den Opa, die Schafe und die ganze Sippe. Außerdem verjagt er die Bären ...
Zugegeben, das ist ein etwas schräges Bild. Was ich damit ausdrücken will: Es ist normal, Unbehagen zu verspüren! Selbst wenn die Wölfe noch gar nichts angestellt haben – und es vielleicht auch niemals tun werden.
Es wäre aber verdammt schade, lediglich auf Basis dieses Unbehagens zu abschließenden, fanatischen Verteufelungen zu greifen. Vielmehr sollte jeder von uns prüfen, ob die Wölfe nicht vielleicht ganz nützlich sein könnten. Für die Gesellschaft oder auch ganz individuell. Das gilt natürlich genauso für die künstliche Intelligenz.
Denn während sich Wölfe notfalls ausrotten lassen, wird KI bleiben. Egal, wie sehr sich manche Zeitgenossen dagegen sträuben.
Mich erinnern die aktuellen Diskussionen an die Zeit, als das Internet noch in seinen Babyschühchen steckte und viele Leute ernsthaft der Meinung waren, dass »niemand diesen Scheiß braucht« und er »sowieso bald wieder verschwunden sein wird«. Nun ja. Ich bin sogar so alt, dass ich bei meinen ersten Radio-Praktika während des Studiums meine Meldungen noch auf der Schreibmaschine tippen musste, weil PCs sich vermutlich nicht durchsetzen werden ... Viele Expert:innen (wahre und selbsternannte) sind sich sicher, das KI das nächste große Ding nach dem Internet sein wird. Wir müssen uns also damit arrangieren. Ob wir wollen oder nicht.
KI-Abscheu in der Buchbranche
Vor ein paar Wochen wurde der diesjährige »Skoutz Award« abgesagt, ein noch junger aber mittlerweile durchaus etablierter Literaturwettbewerb. Der Grund war ein epischer Shitstorm nach einer harmlosen, wenn auch terminlich und inhaltlich verdammt ungeschickten Facebook-Umfrage, in der es um den Umgang mit KI in Büchern ging. Dieser Post war geradezu eine Einladung für eine sehr vokale Minderheit, die ihrer schäumenden Wut gegenüber dem bösen Wolf zum Teil extrem unsachlich Luft gemacht hat. Um es vorsichtig zu formulieren. Dass das Organisationsteam – übrigens alles Ehrenamtliche – darauf keine Lust hatte, kann ich verstehen.
Was ich schwieriger finde, sind die »Argumente«. Bei den Hasstiraden wurde rasch klar, dass die meisten Absender keine wirkliche Ahnung haben, wogegen sie eigentlich wettern. Es wurden Dinge in einen Topf geworfen, die nichts miteinander zu tun haben und mit Floskeln gearbeitet, die vermutlich irgendwo aufgeschnappt worden waren, die jedoch nichts mit der Realität zu tun haben.
Es war von Urheberrechtsverletzungen die Rede, von Plagiaten, von geistigem Eigentum, von arbeitslosen Grafikdesignern, Übersetzer:innen, Lektor:innen, Autor:innen. Von Betrug an der Leserschaft, von Bereicherung am System (was auch immer das heißen mag), von wahren Herzblutromanen, die sich gegen KI-Machwerken nicht mehr durchsetzen können. Es war von fleißigen, hart arbeitenden Künstlerseelen die Rede, die selbstverständlich qualitativ, moralisch und ideologisch weit über Pragmatiker:innen stehen, die sich ihre Finger an einem KI-Tool schmutzig machen (egal welches und in welchem Umfang). Alles zusammengenommen ergab das eine verdammt toxische Mischung – erzeugt von angeblich überlegener organischer Intelligenz.
Wie gesagt, ich kann die Angst dahinter anerkennen, doch will ich versuchen, einige dieser Dinge zu erklären, damit sie besser verstanden werden.
Die Sache mit dem Urheberrecht
Ich bin Autorin. Mein geistiges Eigentum ist mein wertvollster Besitz. Ich will (muss) damit mein Einkommen generieren, daher finde ich es unerträglich, wenn meine Bücher einfach geklaut werden. Auf dubiosen Piratenseiten beispielsweise, auf denen meine eBooks kostenlos angeboten werden. Das ist Diebstahl. Und eine Verletzung meines Urheberrechts, denn es obliegt alleine meiner Entscheidung, wie ich meine Werke verwerten möchte.
Es wird angenommen, dass die großen Sprachmodelle (wie z.B. ChatGPT) fragwürdig »trainiert« wurden. Also mit urheberrechtlich geschützten Texten. Ich kann das nicht widerlegen, aber auch nicht bestätigen. Offiziell heißt es, dass diese Modelle ausschließlich mit nicht geschützten Texten trainiert wurden. Also beispielsweise mit Romanen von Autor:innen, die seit mehr als 70 Jahren tot sind. Und mit »frei im Netz verfügbaren« Texten. Ich halte das für durchaus realistisch. Alleine auf Facebook, Wikipedia, Webseiten wie meiner hier gibt es schier unendliche Massen an Text.
Grau wird es, wenn es um Texte geht, die zwar für den allgemeinen Konsum im Internet angeboten werden (wie Zeitungs- und Nachrichtenseiten oder auch meinen Blog), die Urheberinnen und Urheber aber nicht gefragt wurden, ob sie einverstanden sind, dass damit ein KI-Modell trainiert wird. Die Klagen, die derzeit diesbezüglich in den USA angestrebt werden, drehen sich um diese Grauzone. Große Medienkonzernen hätten zwar grundsätzlich nichts dagegen, wenn KI-Systeme mit ihren Texten trainiert werden, hätten aber gerne eine »angemessene« finanzielle Beteiligung.
Das würde ich so unterschreiben. Aber es wird an diesem Punkt auch klar: Es geht NICHT um etwaige künstlerische Werte, es geht ums Geld.
Die Sache mit den Plagiaten
Gerade von Autorinnen und Autoren konnte man die Angst herauslesen, dass sich die KI an ihren Werken »vergreift« und die mühsam zusammenfabulierte Prosa dann Wort für Wort für jemanden ausspuckt, der sich nicht so viel Mühe mit dem Schreiben machen möchte.
Das wird nicht passieren. Das kann man sogar mit beinahe absoluter Sicherheit ausschließen. Ein Sprachmodell wird niemals komplette Passagen duplizieren, sondern arbeitet rein mathematisch nach Wahrscheinlichkeiten. Und bietet dabei fast unendlich viele Varianten an. Man wird auch mit ein und demselben »Prompt« (so nennt man den Arbeitsauftrag für die KI) auch niemals zweimal das gleiche Ergebnis erzielen.
Plagiate kann man also ausschließen. Ich persönlich habe immer noch mehr Sorge, dass irgendein organischer Organismus meine Geschichten einfach abschreibt, als dass eine KI es tut. Was mich tröstet: Dank KI findet man solche dreisten Fälle inzwischen viel schneller heraus.
Memo für die kriminellen Organismen: Abschreiben lohnt sich nicht (mehr)! Man kommt euch inzwischen rasend schnell auf die Schliche.
Die Sache mit der Arbeitslosigkeit
Ein großes Thema, das die Verwerflichkeit von KI besonders untermalen soll, ist, dass angeblich Heerscharen von Menschen in der Buchbranche arbeitslos werden. Bild-Programme wie Midjourney machen Grafikdesigner arbeitslos, Übersetzungsprogramme wie DeepL bringen Übersetzer:innen um ihren Lohn und wer bitteschön braucht noch Lektorate, wenn die Software jeden Rechtschreib- und Grammatikfehler findet? Zumal ChatGPT, Claude oder SudoWrite die Autorin und den Autor überflüssig machen und ohnehin schon so gut wie fehlerlos Romane produzieren.
Schöne, schreckliche neue Welt?
Ich persönlich denke, dass keines dieser Szenarien in näherer Zukunft wirklich eintreten wird. Dafür sind die Programme einfach (noch) nicht gut genug. Es fehlt ihnen glücklicherweise an Bewusstsein, an Empfindsamkeit, an der Fähigkeit Verbindungen zwischen Menschen (z.B. Autorin und Leser) herzustellen. Sie sind nicht zu echter Emotionalität und Tiefe fähig. Eine KI sieht ein Bild oder einen Text nicht als Ganzes, sondern als mathematisches Konstrukt. Sie kann gar nicht erkennen, ob Zwischentöne fehlen oder sogar schierer Unsinn verzapft wird. Es fehlt die menschliche Note.
Natürlich werden sich viele Jobs ändern. Dinge werden viel einfacher werden – aber andere auch komplizierter. Es ist nämlich ziemlich schwierig, eine KI so zu »prompten«, dass etwas wirklich Brauchbares herauskommt. Jedenfalls dann, wenn das Brauchbare einen kreativen oder gar künstlerischen Wert haben soll. Ich kann nur jedem Skeptiker empfehlen, diese Programme einmal selbst zu testen.
Die Sache mit Kunst und Moral
Moral hat meiner Meinung nach in der Diskussion über KI nichts verloren. Jedenfalls nicht mehr, als man sie generell als Maßstab im menschlichen Zusammensein anlegen darf und kann. Und dass es mit moralischem Verhalten oft nicht besonders weit her ist, muss ich kaum extra erwähnen – auch in der Buchbranche nicht. Siehe Plagiatoren, siehe eBook-Piraten ...
Bleibt also der künstlerische Anspruch. Für einige Leute ist ein Roman nur dann »wertvoll«, wenn das Elaborat ausschließlich aus den Tiefen der Autor:innen-Seele hochgestiegen ist. Würde ich tendenziell unterschreiben – einfach, weil es bei mir so ist. Wobei ...
Doch wo genau zieht man die Grenze?
Man kann ChatGPT beispielsweise wunderbar als Vorschlagsgeber für Namen nutzen. Ist das schon verwerflich oder noch okay? Ist es besser, wenn ich auf irgendwelchen obskuren Internetseiten nach Namen suche? Oder sollte ich sicherheitshalber lieber gleich in ein staubiges Archiv gehen? Unsachlicher Fun-Fact am Rande: Ich ziehe mir die Namen meines Buchpersonals gerne aus dem Abspann von Filmen und Serien ...
Ist es okay, wenn ich mit meinem Partner, meiner Freundin oder einer Kollegin über meinen Plot diskutiere und mich von diesen Personen unterstützen lasse? Oder dürfte ich auch mit einer KI Ideen hin- und herschieben? Oder muss wirklich ALLES nur aus mir selbst kommen?
Falls Letzteres, wie kann ich sicherstellen, dass es tatsächlich nur aus mir hochgesprudelt ist und nicht von anderen Dingen, Ereignissen, Geschichten, Filmen, Gesprächen inspiriert wurde?
Die Antwort ist klar: Es ist unmöglich. Menschen sind so »programmiert«, dass sie äußere Eindrücke verarbeiten und in der ein oder anderen Form auch wieder auswerfen.
Wahre Originalität lässt sich von KI nicht erschaffen. Kolleg:innen, die Angst haben, dass ihre Werke keine Chance mehr in der »Flut der KI-Monster« haben, sind entweder immer noch schlecht informiert – oder schlicht nicht gut genug. Doch daran haben weder KI noch die KI-Nutzer schuld.
Kann KI einen guten Roman schreiben?
Selbstverständlich kann sie es. Schon heute. Da muss man sich nichts vormachen. Sie kann auch Cover erstellen und eine passende Marketingstrategie auswerfen – inklusive Social-Media-Posts.
Einfach so auf Knopfdruck? Nein. Das funktioniert bislang (noch) ganz und gar nicht.
Was jedoch schon heute wunderbar klappt, sind beispielsweise Heftchenromane. Die sind schon immer von ihrem Konzept her sehr klar strukturiert und sehr generisch. Dafür wird man keine »echten« Autor:innen mehr brauchen, sondern lediglich kompetente Redakteur:innen, die die Systeme mit den gewünschten Eckdaten füttern und dafür sorgen, dass die Geschichten am Ende Sinn ergeben. Das ist ein vergleichsweise neues Know-how, das gelernt und verfeinert werden will, aber unterm Strich geht es vermutlich schneller und günstiger, als wenn eine menschliche Autorin in die Tasten hauen muss.
Habe ich Angst vor KI-Konkurrenz?
Nein. Ich weiß, dass nur ich selbst meine Geschichten schreiben kann. Auch wenn die Programme immer besser werden. Es wird vielleicht in wenigen Monaten oder Jahren sogar die Möglichkeit geben, dass sich Lesende auf ihren Endgeräten sogar ganz eigene Geschichten generieren lassen können – mit bevorzugten Tropes und Settings. Es wird vielleicht sogar möglich sein, meine »Stimme« zu kopieren. Womöglich wird eine KI Romane ausspucken können, die nach Charlotte McGregor (oder meinen anderen Pseudonymen) klingen. Aber diese Geschichten werden nie die besonderen Twists haben, auf die ich so stolz bin – und die mich selbst beim Schreiben immer wieder aufs Neue überraschen.
Außerdem bin ich überzeugt davon, dass sich viele Lesende sogar gezielt nach diesen originellen Geschichten umschauen werden. Meiner Meinung nach kann es zu einer (friedlichen) Koexistenz kommen. Die meisten Menschen essen gelegentlich gerne Fast Food und lieben aber auch gepflegte Hausmannskost und gelegentlich gehobene Küche. Faktisch ist der Buchmarkt ja heute schon so aufgestellt.
Es wird daher immer wichtiger sein, eine Beziehung zur Leserschaft aufzubauen – und das Vertrauen nicht zu enttäuschen.
Wie nutze ich KI?
Es dürfte inzwischen klar sein, dass ich künstlicher Intelligenz tendenziell neugierig und positiv gegenüber stehe. Ich probiere seit anderthalb Jahren ständig die verfügbaren Programme aus und habe einige Dinge in meinen Arbeitsalltag integriert.
Ich liebe das Bildprogramm Midjourney und generiere damit die meisten Bilder für diesen Blog und meinen Podcast. Ich lasse mir auch gerne mal »Fotos« meiner Romanfiguren erstellen (wobei das verdammt schwierig ist) oder Szenen aus den Geschichten für Social Media. Mache ich damit Grafikdesigner arbeitslos? Nein, denn ich hätte für diese Dinge niemals eine externe Arbeitskraft bezahlt, sondern habe Stockfotos genutzt, die allerdings oft lange nicht so passend waren. Von der häufig endlosen Suche mal abgesehen ...
Ich nutze ChaptGPT, um mich für Blogartikel inspirieren zu lassen. Ich lasse mir Namen generieren und frage das Programm manchmal nach simplen Alltagsdingen. Womit ich gerade erst angefangen habe, sind Marketingtexte. Ich werde das Programm beispielsweise mit diesem Text hier füttern und es bitten, mir einen Teaser für Facebook und Instagram zu formulieren. Das habe ich bisher erst einmal getestet und war begeistert. Soooo viel besser als meine eigenen Posts.
Das wird ohnehin ein Feld sein, das ich weiter beobachten werde. Ich beschäftige derzeit eine echte Assistentin aus Fleisch und Blut, die einen Großteil meiner Social-Media-Posts für meinen Charlotte-Account erstellt (Bilder und Texte). Ich möchte und werde nicht auf sie verzichten, aber ich werde sehen, wie ich den menschlichen Content ergänzen kann.
Meine Romane sind dagegen KI-frei! Wobei das vermutlich auch nicht stimmt. Ich nutze beispielsweise das Schreibprogramm Papyrus Autor, das über alle möglichen Funktionen verfügt, die über reine Rechtschreibungs- und Grammatiküberprüfung hinausgeht. Beispielsweise liebe ich den Thesaurus – der mir Listen von Synonymen für Wörter liefern, damit der Text besser klingt. Das einzig Organische daran ist, dass ich entscheide, welches Wort ich nutze.
Ich nutze jedoch KEIN Programm zur Texterstellung. Nicht, weil ich es verwerflich finde, sondern weil es für mich nicht funktioniert. Wie weiter oben schon erwähnt, muss man die Software mit sehr präzisen Anweisungen dazu bringen, sinnvolle Textpassagen zu generieren. Ich weiß aber vorher NIE, was ich schreiben will, daher kann ich auch nicht »prompten«. Mal abgesehen davon, dass das Schreiben der Teil der Arbeit ist, der mir wirklich Spaß macht. Hier entsteht die Magie der Geschichte. Warum also sollte ich mich um dieses Vergnügen bringen lassen? Auch wenn dieses Vergnügen oft genug harte Arbeit ist und mit reichlich Schweiß, Tränen und Gefluche garniert ist.
Selbst meine Blogartikel und Newsletter sind alle liebevoll handgeklöppelt – weil es mir Spaß macht und ich meine Texte besser finde als alles, was die KI mir anbietet.
Ich denke, dass bisher auch alle Cover meiner kostenpflichtigen Geschichten KI-frei sind. Sicher weiß ich es nicht, weil ich sie nicht selbst mache. Bei den Verlagstiteln habe ich gar keine Ahnung, bei meinen selbstpublizierten weiß ich zwar, welches Bildmaterial die Grafikerin nutzt, aber ich habe keinen Schimmer, ob diese Basis am Ende schon KI-generiert ist oder nicht. Einige meiner kostenlosen Kurzgeschichten haben KI-Cover, die ich selbst erstellt habe. Man sieht es am Mangel an Professionalität ...
Stand heute – also Juni 2024 – würde ich behaupten, dass auch in Zukunft alle meine Romane, Artikel und Newsletter-Mails ausschließlich von mir verfasst sein werden. Marketingtexte lasse ich mehr und mehr machen – von meiner wunderbaren, menschlichen Assistentin Pia und von KI.
Ich hätte aber kein Problem damit, wenn meine Designer KI-Material als Basis für meine Buchcover nähmen – ganz im Gegenteil. Man könnte damit vermutlich wirklich originelle und ziemlich einzigartige Designs erschaffen. Damit aus einem Bild ein Cover wird, gehört nämlich ohnehin viel mehr dazu, als nur ein guter »Prompt«. Und das ist eine Aufgabe, die ich weiterhin Profis überlassen werde, denn dafür fehlt mir nicht nur jede Kompetenz, sondern vor allem auch die Zeit.
Alles fein also bei mir in Bezug auf KI?
Was die Buchbranche und meine Rolle darin betrifft, bin ich tatsächlich ziemlich entspannt. Ich hätte auch keine Sorge, dass Sprachmodelle mit meinen Texten trainiert werden – im Ernst, das kann sie nur verbessern! Kleiner Scherz.
Es gibt allerdings Aspekte, die auch bei mir die Angst vorm bösen Wolf wecken. Da ich weiß, wie gut viele Programme sind, ahne ich, dass auch sehr viel Schindluder damit getrieben werden kann (und zweifellos auch wird). Fake News, Desinformation, künstlich generierte Stimmen, Bilder oder Filme mit höchst zweifelhaften Inhalten. Man hat es schon in den letzten Jahren bei Wahlkämpfen gesehen, dieses Jahr werden garantiert noch perfidere Dinge geschehen.
Man muss also immer besser aufpassen, welchen Quellen man vertraut und es wird viele Menschen geben, die diesen Betrügereien auf den Leim gehen. Ich habe Angst vor einer weiteren Spaltung der Gesellschaft. Vor immer mehr Aggressionen. Vor immer tieferen Gräben. Vor immer schlimmeren Kriegen – mit Waffen und mit Worten. Das alles wird mithilfe von KI befeuert werden. Aber vor allem habe ich Angst vor den Menschen dahinter, die diese Systeme dafür nutzen.
Trotzdem werde ich immer meinen Glücksort haben. Für mich sind das Geschichten, die mir Hoffnung schenken. Ob KI das auch kann? Womöglich. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass dafür noch echte Menschen nötig bleiben.
PS: Der enorme Energieverbrauch von KI-Systemen ist ein anderes Problemfeld, das leider viel zu wenig diskutiert wird. KI und Klimaerwärmung/Umweltschutz wäre jedenfalls ein wirklich spannendes Thema. Das aber in der Buchbranche kaum Gehör finden wird ... Schade eigentlich.