Carin Müller bloggt ...

Mondsüchtig

Warum uns der Mond so sehr fasziniert.

Gut möglich, dass ich heute Nacht wieder am Fenster stehe und den Mond anglotzen werde. Groß, hell und irgendwie fast überirdisch wird er im Himmel hängen und zweifellos stoisch zurückstarren. Warum fasziniert uns dieser Himmelskörper eigentlich so sehr? Warum konkret mich im Moment? Ganz sicher hat das nichts mit einem geheimen Schreibprojekt zu tun, an dem ich zusammen mit drei großartigen Kolleg*innen arbeite. Also wirklich nicht. Oder vielleicht doch ein kleines bisschen…

Der Mond als Projektionsfläche unserer Gefühle

Vielleicht ist es diese seltsame Mischung aus Nähe und Unerreichbarkeit, die den Mond für uns Menschen so faszinierend macht. Er ist immer da – und doch so weit weg. Mal zeigt er sich nur schmal und zögerlich, mal prahlt er in voller, leuchtender Pracht. Mal scheint er golden, mal silbern, mal fast unheimlich blass. Mal blutrot, mal blau, mal pink (wie im April und wie auf meinem Bild, obwohl er da nicht wirklich pink war, sondern nur so genannt wurde).

Und irgendwie war er schon immer der perfekte Spiegel für das, was wir in uns selbst fühlen: Sehnsucht, Einsamkeit, Hoffnung, Wandel – all das schreiben wir ihm zu. Vielleicht, weil er so verlässlich seinem Rhythmus folgt, während unser eigenes Leben oft ziemlich chaotisch daherkommt. Vielleicht auch, weil er uns daran erinnert, dass alles im Fluss ist, dass nichts bleibt, wie es ist – aber dass alles immer wiederkehrt.

Der Mond hat kein eigenes Licht, er leuchtet nur, weil die Sonne ihn bescheint. Und doch wirkt er auf uns oft viel präsenter als alle Sterne am Himmel. Vielleicht, weil wir uns selbst darin wiedererkennen: manchmal leuchtend, manchmal im Schatten – aber immer Teil eines größeren Ganzen.

Mythen, Aberglaube und die Magie der Vollmondnacht

Kein anderer Himmelskörper hat in unserer Kultur so viele Geschichten hervorgebracht wie der Mond. Seit Jahrhunderten ranken sich Mythen und Legenden um seine Kraft – besonders, wenn er voll und rund am Himmel steht.

Vollmondnächte galten in vielen Kulturen als magische Zeiten. Als Nächte, in denen sich Grenzen auflösen: zwischen Mensch und Tier, zwischen Wirklichkeit und Traum, zwischen Diesseits und Jenseits.

Werwölfe sollen sich bei Vollmond verwandeln. Hexen nutzen ihn angeblich für ihre Rituale. Und selbst im ganz normalen Leben hält sich hartnäckig der Glaube, dass in Vollmondnächten die Menschen schlechter schlafen, wilde Träume haben oder einfach ein kleines bisschen verrückter sind als sonst.

Das englische Wort lunatic – also verrückt oder wahnsinnig – kommt übrigens nicht von ungefähr. Es leitet sich vom lateinischen luna ab, der Mondgöttin. Auch viele alte Bauernregeln drehen sich um den Mond: Haare schneiden bei zunehmendem Mond soll für besseres Wachstum sorgen, Pflanzen gedeihen angeblich je nach Mondstand besser oder schlechter – und sogar Operationen oder Diäten werden in manchen Mondkalendern minutiös danach geplant.

Ob man das nun glaubt oder charmant belächelt – irgendwie mögen wir Menschen diese Vorstellung, dass da oben am Himmel ein stiller Taktgeber für unser kleines, chaotisches Leben leuchtet.

Der Mond in Literatur und Popkultur

Natürlich hat all das auch Spuren in unserer Kunst hinterlassen – vor allem in der Literatur. Die Dichter der Romantik waren ganz verrückt nach dem Mond. Goethe, Eichendorff, Brentano – kaum ein romantisches Gedicht kommt ohne einen seufzenden Blick in die Nacht aus. Der Mond war Sinnbild für Sehnsucht, Einsamkeit, oft auch für eine unerfüllte Liebe.

Aber nicht nur in alten Gedichten spielt der Mond eine Rolle. Auch die moderne Literatur und Popkultur greift immer wieder auf seine Symbolik zurück – mal mystisch, mal kitschig, mal ironisch gebrochen.

In Fantasy-Romanen markiert der Vollmond häufig den Beginn von Verwandlungen oder magischen Ereignissen. In Thrillern und Krimis sorgt er für eine ganz besondere Atmosphäre. Und in Liebesgeschichten? Da ist der Mond oft noch immer der stille Zeuge heimlicher Küsse – oder gebrochener Herzen.

Selbst in der Musik ist der Mond Dauergast: Von Moon River über Fly Me to the Moon bis zu Bad Moon Rising oder Dancing in the Moonlight — der Mond hat sich längst seinen festen Platz in unseren Geschichten erobert.

Und manchmal – ganz manchmal – spielt er vielleicht sogar eine zentrale Rolle in einem noch streng geheimen Schreibprojekt … aber dazu ein andermal mehr.

Zum Schluss: Ein kleiner Streifzug durch die Mondkultur

Wer jetzt Lust bekommen hat, sich literarisch, filmisch oder musikalisch noch ein bisschen vom Mond verzaubern zu lassen — bitteschön, hier kommt meine ganz persönliche Auswahl:

Bücher & Geschichten mit Mond-Momenten:

  • Der Mond ist aufgegangen von Matthias Claudius: Das wohl berühmteste deutsche Mondgedicht. Zeitlos schön.
  • Moon Palace von Paul Auster: Ein New-York-Roman über Suche, Sehnsucht und Identität — mit einem wunderbar schrägen Titel.
  • New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde von Stephenie Meyer: Ohne Werwölfe & Vollmond geht’s natürlich nicht in gewissen Kreisen ...
  • Mondscheintarif von Ildikó von Kürthy: Klassiker der deutschen Pop-Literatur — Liebeskummer bei Vollmond inklusive.
  • Der Mann im Mond von Tomi Ungerer: Ein poetisches Kinderbuch über Anderssein und Abenteuer.

Filme, in denen der Mond leuchtet:

  • Moonlight: 2016, Oscar-prämiertes Drama — der Titel ist Programm: Licht und Schatten des Lebens.
  • Moon: 2009, Sci-Fi-Perle über Einsamkeit auf einer Mondstation.
  • Moonstruck (Mondsüchtig): 1987, charmante Liebeskomödie mit Cher — Vollmond, Liebe, Chaos. Perfekt.
  • Apollo 13: 1995, der Mond als fast unerreichbares Ziel — und echtes Abenteuer.
  • Wallace & Gromit – Die Techno-Hose: 1993, Fun Fact: In einem anderen W&G-Film (Alles Käse) fliegen sie zum Mond, weil sie glauben, er besteht aus Käse. Logisch.

Songs für mondhelle Nächte:

  • Moon River von Audrey Hepburn / Andy Williams: sanft, träumerisch, ikonisch
  • Dancing in the Moonlight von Toploader / King Harvest: Gute-Laune-Klassiker
  • Bad Moon Rising von Creedence Clearwater Revival: eher düster — wenn der Mond Unheil ankündigt
  • Fly Me to the Moon von Frank Sinatra: Swing-Klassiker mit Weltall-Flair
  • Talking to the Moon von Bruno Mars: Herzschmerz unter den Sternen