Carin Müller bloggt ...

Wunderwelt der Wale

Ich liebe Wale! Schon immer. Bin fasziniert von der schieren Größe der Meeres-Giganten und ihrem geheimnisvollen Leben - und überglücklich, dass ich kürzlich viele von ihnen ganz aus der Nähe beobachten durfte.

Walhafte Vorstellungen

Die Anziehungskraft der imposanten Meeressäuger auf uns Menschen ist ein weit verbereitetes Phänomen - wenn auch nicht immer zum Vorteil der Wale. Exzessiver Walfang hat einige Unterarten fast an den Rand des Aussterbens gebracht und warum Länder wie Japan behaupten, sie müssten aus "Forschungszwecken" töten, wird sich mir nie erschließen. Doch in diesem Text soll es nicht um die dunkle Seite der Wal-Faszination gehen, sondern um die helle. Um noch genauer zu sein: um meine eigene!

Meine Kindheit war von vielen Büchern geprägt - etliche hatten etwas mit Tieren zu tun und einige sind mir ganz besonders in Erinnerung geblieben. Darunter zwei Titel einer wunderschön illustrierten Tier-Reihe, die ich regelmäßig während meiner Grundschulzeit aus der Dorf-Bücherei ausgeliehen habe. Das eine drehte sich um Biber, das andere um Wale. Aus diesem schmalen Büchlein stammte bis vor kurzem auch beinahe mein gesamtes Wissen über diese Tiere. Und natürlich aus "Star Trek IV - Zurück in die Gegenwart", wo - stark zusammengefasst - Buckelwale die Menschheit vor der Vernichtung bewahren. Garniert mit etwas Moby Dick für die düstere Note. Zugegeben, das ist jetzt nicht die üppigste Sachkunde-Basis, für eine milde Obsession aber allemal ausreichend.

Ich hatte das große Glück, schon häufiger Delfine in freier Wildbahn zu erleben (wie man HIER nachlesen kann). Auch die kleinen, flinken Wale (ja, Flipper & Co. gehören zur Familie der Wale), haben mich schon restlos bezaubert, doch irgendwann mussten es einfach die dicken Brocken sein.

Walverwandtschaft

Meine Südafrika-Reise im November hatte vor allem einen Grund: Wale! Letztes Jahr waren wir im Dezember in der Kap-Region, doch da waren die südlichen Glattwale (auch "Südkaper" genannt) schon wieder unterwegs in Richtung Antarktis. Und ich bitter enttäuscht! Nun ist Südafrika auch ohne Wale immer eine Reise wert, aber das Gefühl, meinen allerersten Wal-Kontakt um Haaresbreite verpasst zu haben, nagte an mir.

Dieses Jahr waren wir einen Monat früher dran und waren deutlich besser vorbereitet: Wir haben uns für drei Tage in ein Hotel in De Kelders eingemietet und für diese Zeit nichts anderes geplant, als auf der Lauer zu liegen. Es musste also klappen. Auch weil die südlichen Glattwale in der Regel bis Ende November in der Bucht weilen, ehe sie mit ihren Kälbern zurück in die Antarktis wandern.

Meine Vorfreude wuchs über Monate derart, dass mich mein Mann vor einer möglichen Enttäuschung warnte. Schließlich könne die Wirklichkeit doch häufig nicht mit der Fantasie mithalten. Ich hielt das für unwahrscheinlich, war ich doch geradezu magisch angezogen: Ich MUSSTE sie einfach sehen!

Wal-Bekanntschaft

Es war dann noch viel besser, als in meiner Vorstellung! Selten war ich derart überwältigt, wie in dem Moment, als das neugierige Wal-Kalb (vom Foto) ganz nah an unserem Boot entlangschwamm, den Kopf aus dem Wasser streckte und MICH ansah. Gut, vermutlich hat der "Kleine" (ca. acht Meter lang!) nicht nur mich ins Visier genommen, sondern all die seltsamen Zweibeiner, die jauchzend an der Reling des Whale-Watching-Schiffchens hingen. Doch für mich fühlte es sich sehr persönlich an.

Besonders beeindruckend fand ich auch die Wal-Mütter, Gigantinnen von bis zu 17 Metern Lännge und 45 Tonnen Gewicht. Sie passten genau auf, dass ihren neugierigen Babys nichts passierte. Der riesige dunkle Schatten, den man auf dem Bild nur ganz schemenhaft erkennen kann, tauchte unter unserem Boot entlang und hätte zweifellos eingegriffen, wäre Junior von uns belästigt worden ...

Wale, Wale, Wale

Die Schiffstour war ein absolutes Lebens-Highlight für mich, aber fast noch schöner, waren die Beobachtungen, die wir direkt vom Land aus machen konnten. Die Tiere kommen nämlich fast bis in Spuckweite an die Küste, so dass man sogar mit bloßem Auge stundenlang beobachten kann. Man sieht sie springen, mit den Brustflossen oder der Fluke lautstark auf die Wasseroberfläche klatschen oder sich mit ihren eigenartigen Grunzlauten verständigen. Den typischen Walgesang - das habe ich bei der Tour gelernt - betreiben nämlich nur die männlichen Buckelwale.

An Bord unseres kleinen Schiffs kamen auf die etwa 20 Passagiere drei Guides, die uns alles genau erklärt haben. Die junge Biologin freute sich jedenfalls über meine Begeisterung und beantwortete meine tausendundeine Fragen geduldig und kompetent. Kurz, ich weiß jetzt deutlich mehr über Wale - und bin neugieriger denn je. Gut möglich, dass es demnächst eine Wal-Geschichte geben wird. Oder eine über Delfine, denn die wunderbare Reportage über "Solitärdelfine" im SZ-Magazin, hat mich gleich noch mehr inspiriert ...

PS: Die erste Fassung dieses Artikels war deutlich länger und enthielt "too much information" über Wale. Ich muss dafür wohl eine andere Ausdrucksform finden ...