Partners in Crime
7.2.2022
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Irgendwas läuft falsch bei mir zwischen den Ohren. Bin ich falsch verdrahtet? Drehen die Synapsen durch? Oder ist der nicht bewusst steuerbare Teil meiner Persönlichkeit der Meinung, dass mein Verhalten nicht zwangsläufig konsistent und nachvollziehbar sein muss? Während ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit postuliere, dass mir Krimis und Thriller zwischen zwei Buchdeckeln, im Kino und im Fernsehen in aller Regel ein Graus sind – mit dem Argument, dass ich mich nicht gut gegen das darin dargestellte Grauen abgrenzen kann –, wird meine heimliche Leidenschaft für True-Crime-Podcasts aller Art immer ausgeprägter.
Will heißen: Mir verursacht ein durchschnittlicher »Tatort« mit fiktiver Handlung mehr Bauchschmerzen (Albträume & Angstzustände) als ein detailliert und plakativ nacherzähltes wahres Verbrechen, bei dem echte Menschen zu Schaden gekommen sind. Ist das normal?
Ich finde es extrem widersprüchlich. Zumal ich mir meine Reaktionen ja auf die ausgedachten Geschichten nicht ausdenke. Es hat schon harmlose Vorabendkrimis gegeben, dir mir massives Unbehagen und schlaflose Nächte verursacht haben.
Fiktion fühlt sich wahrhaftiger an als die Realität
Es macht mir jedoch nicht das Geringste aus, mir die ekligsten und grausamsten Details eines wahren Mordfalls anzuhören. True-Crime-Podcasts höre ich zur reinen Unterhaltung beim Gassigehen oder beim Sport, doch während ein Hörbuch gleich welchen Genres bei denselben Tätigkeiten jederzeit für Tränen, Gelächter oder entsetztes Aufjapsen bei mir sorgen kann, entlockt mir der blutigste Mord maximal eine interessiert gehobene Braue.
Ich habe lange darüber nachgedacht, woran das liegen könnte. Hat es damit zu tun, dass die wahren Verbrechen lediglich nachzählt werden? Sicher zum Teil, auch wenn manche Präsentatoren es recht geschickt vermögen, die Tathergänge minutiös und sehr detailliert zu schildern. Manche Formate arbeiten sogar mit Hörspieltechniken wie nachgestellten Szenen und passenden Geräuschen, die wirklich sehr realistisch und atmosphärisch sind, doch auch da geht nichts an mich ran.
Dagegen packen mich manchmal sogar die fluffigsten »Cosy Crimes« auf eine Art, dass ich regelrecht ins Straucheln komme (nicht empfehlenswert wenn man mit einem übermütigen Hundewelpen unterwegs ist oder im Sportstudio an einer Maschine arbeitet). Das müssen also noch nicht einmal die richtig gut gemachten und perfide inszenierten Psychothriller sein, um aus mir ein zitterndes Häufchen Elend zu machen. Ich will mir gar nicht ausmalen, in welche Zustände Letztere bei mir auslösen würden.
Ich kann es mir nur so erklären, dass für mich selbst mittelprächtig komponierte Fiktion wahrhaftiger wird als brillant erzählte, grausame Realität. Was das jedoch über meinen Geisteszustand aussagt, will ich lieber nicht so genau beleuchten ...
Gibt es da draußen noch andere Menschen, denen es genauso geht? Oder bin ich ein Einhorn?
Hörtipp – meine Lieblings-True-Crime-Podcasts
ZEIT Verbrechen
Inzwischen DER Klassiker der deutschen True-Crime-Formate. Sabine Rückert aus der ZEIT-Chefredaktion und langjährige Gerichtsreporterin unterhält sich mit dem Leiter des Wissensressorts und vielen Gästen über spektakuläre Fälle. Journalistisch nüchtern, aber präzise und mitfühlend mit einer Prise Humor.
Alle 14 Tage eine neue Folge – jeweils ca. eine Stunde lang.
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Mordlust
Die beiden jungen TV-Journalistinnen Paulina Krasa und Laura Wohlers stellen sich in jeder Episode gegenseitig einen spektakulären Fall zu einem gemeinsamen Thema vor, so dass die Hörer*innen einen unmittelbaren Eindruck der Reaktionen erleben. Sie diskutieren über diese Fälle und sprechen auch mit Expert*innen. Alle 14 Tage eine neue Folge – jeweils gut anderthalb Stunden lang.
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Stern Crime – Spurensuche
Interview-Format, das mir zum Teil ein bisschen reißerisch wirkt. Unterschiedliche Redaktionsmitglieder befragen Ermittler*innen, Psycholog*innen, Richter*innen und Patholog*innen zu ihren größten und härtesten Fällen. Je nach Interview-Konstellation von höchst unterschiedlicher Qualität.
Im Schnitt alle 14 Tage eine neue Folge – jeweils ca. eine Stunde lang.
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Mörderische Heimat
Wer’s gern regional mag und ahnt, dass die osthessische Provinz ein Hort krimineller Machenschaften ist, wird bei diesem Format von aus Fulda seinen Spaß haben. Shaggy Schwarz und Krimiautor Zeno Diegelmann knöpfen sich die spannendsten Fälle des Landstrichs vor.
Im Schnitt alle 14 Tage eine neue Folge – meist ca. eine Stunde lang.
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