Carin Müller bloggt ...

Buchtipp: Mohnblumenküsse

Buchtipp: Liebe, Landluft, echte Kerle - Mohnblumenküsse von Karin Koenicke

Ähnlich wie in der Mode gibt es auch in der Buchwelt Trends. Und so wie derzeit Skinny-Jeans unter den Fashionistas als total cringe gelten, will das Leser*innen-Volk keine bayerischen Liebesgeschichten lesen. Zumindest wenn man Verlagen und Bestsellerlisten Glauben schenken darf. Lustige Regionalkrimis sind okay, aber auf gar keinen Fall was mit Herz.

Allerdings sollte man nicht alles glauben, was die Trendbarometer behaupten. Meine hochgeschätzte Kollegin Karin Koenicke beweist nämlich mit ihrer »Liebe, Landluft, echte Kerle«-Reihe derzeit, dass Liebe in weiß-blau ganz wunderbar funktionieren kann.

Mohnblumenküsse

Nach »Kornfeldküsse« und »Kirschbaumträume« habe ich zuletzt »Mohnblumenküsse« gelesen – und mich prächtig amüsiert. Die scheinbar sehr hemdsärmelige und bodenständige Handwerkerin Tessa bekommt es in Oberapfelbach mit dem etwas verstrahlten neuen Schlossherrn Raffael zu tun, der gar nicht weiß, wie ihm mit dieser Naturgewalt geschieht.

Was Tessa nicht ahnt, ist, dass Raffael ein geheimes Doppelleben führt. Sein Geld verdient er sich nämlich als Autor höchst erfolgreicher Fantasy-Romane – doch gerade steckt er in einer formidablen Schreibkrise fest. Tessa findet er mit ihrer forschen und zupackenden Art höchst inspirierend und scheint endlich eine Vorlage für seine Protagonistin zu haben.

Nach und nach wird klar, dass Raffael längst nicht so weltfremd ist, wie es scheint und Tessa mit ihrer Burschikosität eine ziemlich verletzte Seele schützt. Sind am Ende die beiden doch gar nicht so unterschiedlich, wie sie dachten?

Karin hat ein wunderbares Gespür für Tempowechsel und pointierte Dialoge. Sie jongliert gekonnt mit plakativem Humor und ganz zarten, nachdenklichen Tönen. Garniert mit einem Cast voller liebevoll gezeichneter Nebendarsteller, gibt es eine sehr amüsante Geschichte, die mein Herz und meine Lachmuskeln gleichermaßen gefordert hat. Meine heimlichen Favoriten sind die oberschräge Dorfschamanin Burgi und Apollo, der tiefenentspannte Schlappohrhund.

Absolute Leseempfehlung!

Dorfidyll statt Trendjagd

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Leser*innen Geschichten lieben, die in einer Kleinstadt oder einem Dorf spielen. Mein fiktives schottisches Kirkby, die winzige Scilly-Insel Tresco und die kleinen Orte auf Vancouver Island sind Schauplätze, die bei meiner Leserschaft auf große Begeisterung stoßen (und dafür bin ich wahnsinnig dankbar). Meine Schottland-Romane könnten theoretisch genauso gut in einem bayerischen Dorf spielen – dort gibt es genauso skurrile Charaktere wie in den Highlands – doch ich hab mich das nicht getraut und stattdessen die vermeintlich sichere Bank gewählt.

Umso mehr freue ich mich also für Karin, dass sich ihr Mut auszahlt! Das gibt mir Hoffnung – nicht nur für enge Jeans ...

Klappentext

Ein Schlossherr, ein Rohrbruch, ein schlappohriger Schlosshund: Schlittert Tessa in einen Albtraum oder ein Liebesmärchen?

Handwerkerin Tessa mag Karate, klare Worte und ihre Lieblingsrohrzange. Gar nichts anfangen hingegen kann sie mit dem neuen Schlossherren Raffael. Der ist nicht nur geheimnisvoll, sondern auch ziemlich schräg drauf. Kein normaler Mensch sitzt abends - nur in Gesellschaft eines geerbten Schlappohrhundes - in einem verwunschenen Garten herum, oder? Um den Preis als Bayerns beste Handwerkerin zu gewinnen, braucht Tessa aber Raffaels Auftrag zur Schlossrenovierung. Bald entdeckt die burschikose Handwerkerin sehr faszinierende Seiten am feinfühligen Schriftsteller. Es knistert gewaltig zwischen den beiden. Doch Raffael hat ein Geheimnis, das brandgefährlich ist für ihre aufkeimende Liebe.