Carin Müller bloggt ...

Kirkby in English

Die Highland Happiness-Reihe wird übersetzt

Eine deutsche Autorin schreibt unter einem schottisch klingenden Pseudonym deutschsprachige Romane, die in Schottland spielen. Weil sich diese Geschichten durchaus einer gewissen Beliebtheit erfreuen und auf Amazon immer mal wieder die Suchphrase »Charlotte McGregor English« auftaucht, passiert demnächst genau das: Kirkby wird übersetzt und für den englischsprachigen (vorwiegend amerikanischen) Markt aufbereitet. So haben wir also demnächst das Phänomen, dass eine deutsche Autorin unter einem schottisch klingenden Pseudonym nicht nur deutschsprachige Romane, die in Schottland spielen, veröffentlicht, sondern auch noch vorgibt eine (fast) echte Schottin zu sein und ... Verwirrend? Ein bisschen.

Kalkuliertes Risiko

Tatsächlich ist es ein sehr teures Vergnügen, Romane ins Englische übersetzen zu lassen. Jedenfalls dann, wenn es keine KI-Übersetzung sein soll, sondern Hand und Fuß plus Lektorat und Korrektorat haben muss. Mir ist aber wichtig, dass meine Geschichten auch in der Fremdsprache auf dem gleichen qualitativen Niveau rangieren wie hier. Dass dabei für die rund 500 Seiten dicken Wälzer ein ordentlicher Berg an Talern fällig wird, versteht sich von selbst. Ist aber trotzdem happig. Vor allem, wenn ich gleich die gesamte neunbändige Reihe in Auftrag gebe – plus die zwei Novellen. Was insgesamt fast 5.000 Seiten Kirkby ergibt. Und ja, ich fasse es selbst kaum ...

Andererseits stürze ich mich aber auch nicht blind in den Abgrund, sondern habe mich gründlich informiert – und kalkuliert. Angefangen habe ich damit vor ziemlich genau einem Jahr. Da war ich in London bei der »Selfpublishing Show Live«, der größten europäischen Autor:innen-Konferenz (Fun Fact: da bin ich gerade wieder) und habe mir dort in einem sehr interessanten Vortrag von Bella André angehört, wie lohnenswert es für sie ist, ihre (original englischen) Titel auch in Übersetzungen zu vermarkten. Insbesondere der deutsche Markt sei profitabel. Wie sie machen es viele andere amerikanische und britische Kolleginnen und Kollegen mit großem finanziellen Erfolg. Angesichts der Tatsache, dass der englischsprachige Markt um ein Vielfaches größer ist als der deutschsprachige, schien mir Logik frappierend, den umgekehrten Weg einzuschlagen. Etwas, das noch nicht viele hierzulande tun.

Marktforschung

Stellt sich natürlich die Frage, ob der englischsprachige Markt auf eine deutsche Autorin wartet. Realistische Antwort: natürlich nicht! Aber umgekehrt gilt es ja genauso. Auch bei uns gibt’s einen gut gesättigten Markt. Trotzdem setzen sich manche Übersetzungen durch. Hoffnung gibt mir vor allem, dass Schottland- und Highland-Geschichten in den USA ungeheuer populär sind – genau wie die Sehnsucht nach Wohlfühlgeschichten. Und ich brauche keinen Mega-Bestseller, damit es sich lohnt, solide Midlist würde mich schon sehr glücklich machen.

Es gibt aber auch reichlich Tücken – beispielsweise die Frage nach der Veröffentlichungsstrategie. Während man in Deutschland als Selfpublisher eine realistische Chance hat, sich breitaufgestellt (also ohne Exklusivitäten und in allen Shops) durchzusetzen und ein ordentliches Einkommen zu haben, sieht das in Amerika leider anders aus. Dort hat Amazon im eBook-Markt eine fast 90%ige Marktbeherrschung. Trotzdem widerstrebt es mit mir jeder Faser meines Seins, mich exklusiv an Amazon zu binden. Mein Plan ist, dort ebenfalls »wide«, also in allen Shops vertreten zu sein. Allerdings lasse ich mir eine Hintertüre offen. Ich bin jetzt schon dabei, Newsletter-Abonnent:innen zu sammeln (dazu gleich mehr) und die werde ich demnächst mal befragen, wo sie ihre Bücher kaufen. Falls von diesen Leuten ebenfalls die überwiegende Mehrheit für das große A plädiert, dann werde ich noch einmal nachdenken.

Welches Cover wird es werden?

Die Sache mit den Covern

Eine weitere große Lernerfahrung ist, dass der Covergeschmack in Amerika ganz anders ist, als hier in Deutschland. Will heißen, dass ich mit meinen aktuellen Kirkby-Covern dort überhaupt keinen Blumentopf gewinne. Schade, aber nicht zu ändern. Ich habe ausführlich recherchiert, mich in einschlägigen Online-Gruppen getummelt und habe schließlich eine grobe Linie gefunden. Allerdings ist es da auch: Fragt man fünf Leute, bekommt man zehn Meinungen. Mindestens. Also teste ich gerade vier verschiedene Cover-Versionen in Facebook-Anzeigen. Die geneigte amerikanische Leserschaft kann sich die erste Kirkby-Novelle »One Summer Changes All« (hier »Ein Sommer in Kirkby« – auch das ein Learning: die Titel dürfen ruhig ein bisschen blumiger sein) kostenlos herunterladen. Blöderweise fällt das Ergebnis – Stand heute – nicht ganz so eindeutig aus, wie ich mir das erhofft habe. Aber wir nähern uns. Und außerdem habe ich auf diese Weise schon rund 1.000 brandneue Abonnenten gewonnen. Alles echte Amerikaner:innen und hoffentlich potenzielle Fans.

Welche Cover-Version würde dir denn am besten gefallen? Ich bin gespannt.

Strategie

Meine Strategie sieht so aus, dass ich ab 2025 vier Romane pro Jahr veröffentlichen werde, und so bin ich auf diese Weise also schon bis Januar 2027 getaktet. Durch die Cover-Aktion habe ich bereits einen ersten Grundstock an Abonnenten gesammelt, meine brandneue Website ist gerade online gegangen und sammelt nun ebenfalls die ersten Interessenten ein. All diese Menschen erhalten eine ganz eigene Version meiner schon hier sehr erfolgreichen »Letters from Kirkby«-Automation, um das Interesse hoffentlich hochzuhalten. Ich bin sehr gespannt, wie sich das auf die Vorbesteller auswirken wird.

Während ich hier Auflagen drucken lasse (weil das deutlich lukrativer ist, als Print-on-Demand), werde ich das mit den englischen Titeln wohl definitiv nicht tun, sondern eindeutig auf die PoD-Variante setzen. Parallel versuche ich, Audio-Verlage für die Romane zu begeistern, damit es parallel zu den eBook und Taschenbuch-Veröffentlichungen auch Hörbücher gibt. Da stehe ich aber noch ganz am Anfang. Womöglich kann ich aber nächste Woche schon mehr berichten, denn ich erhoffe mir von der aktuellen Konferenz in London wertvolle Kontakte.