Carin Müller bloggt ...

Paranormale (Buch)Liebe

Buchtipps aus der Fantastik - überraschend und paranormal

Es kommt wirklich recht selten vor, dass ich zu einem Fantasy-Roman greife. Ausnahmen mache ich eigentlich nur für Lilly Labord, mit der ich eng befreundet bin und einmal in der Woche im Café frühstücke und dabei unser hartes Autorinnenleben beweine. Ansonsten halte ich mich von paranormalen Phänomenen eher fern. Allerdings gibt es Ausnahmen:

  • Wenn ich vom Podcast-Kollegen in einem Gemeinschaftsprojekt in eine paranormale Geschichte gedrängt werde. (»Apfelig Morden«)
  • Wenn im Lieblingspodcast eine Hymne auf eine Drachen-Schmonzette gesungen wird. (»Im Bann der Drachen«)
  • Wenn eine Lieblingsautorin plötzlich paranormale Anwandlungen bekommt.
  • Wenn ich überhaupt nicht damit gerechnet habe und der Roman plötzlich doch eine paranormale Dimension bekommt.

In die letzten beiden Kategorien fallen meine heutigen Buchtipps.

Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe

Ali Hazelwood: Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe

Ich liebe die Geschichten von Ali Hazelwood, weil sie es schafft herrlich vertrackte Nerd-Romanzen zu Papier zu bringen. Ihr Personal besteht in der Regel aus Wissenschaftler*innen, die zwar ziemlich brillant in ihren Tätigkeiten sind, aber oft einigermaßen hilflos in der zwischenmenschlichen Interaktion. »Socially awkward«, sagt man im Englischen gerne dazu. Natürlich sind es klassische Liebesromane mit allen vorhersehbaren Wendungen, aber ihr Humor und ihre wirklich sehr liebenswerten Charaktere machen die Storys doch immer zu einem besonderen Lesehäppchen, das sich nicht ganz so mainstreamig anfühlt wie viele andere.

Doch Hazelwoods jüngster Wurf heißt »Bride«, hat ein potthässliches Cover und dreht sich um eine Vampirprinzessin mit dem treffenden Namen Misery (=Elend), die einen Werwolf-Alpha heiraten muss. Dieses Buch werde ich AUF GAR KEINEN FALL lesen, hatte ich mir vorgenommen. Zu viele red Flags: Vampire, Werwölfe, scheußliche Optik!

Nun ja, gelesen habe ich es letztlich auch nicht, aber als Hörbuch gehört (im englischen Original). Viele meiner Lieblingspodcasts waren in der Sommerpause und ich brauchte akustische Gassi-Begleitung. Außerdem hatte ich noch ein paar Guthaben und in der Not hört die Teufelin halt auch mal Fantasy – und schließlich schadet ein wenig Lästermaterial auch nicht, oder?

Zu meinem allergrößten Erstaunen hat mich die Geschichte allerdings von den ersten Zeilen an in ihren Bann gezogen. Ali Hazelwood hat es einfach drauf und ich habe ihren schrägen Humor und ihre aufrichtige Zuneigung zu ihren Figuren sehr genossen. Die Handlung ist auch längst nicht so hohl, wie ich unterstellt habe (ich hätte es besser wissen müssen), sondern durchaus spannend und überraschend. Ich mochte nicht nur die Hauptfiguren, sondern auch viele Nebencharaktere und habe mich insgesamt sehr gut unterhalten gefühlt.

Einziger kleiner Kritikpunkt: Für meinen Geschmack war’s eine Spur zu viel Vampir-Werwolf-Sex. Irgendwann hatte ich begriffen, dass es gewisse anatomische Besonderheiten des Wolfs der Vampirin schwer machen könnten. Spoiler: tat es letztlich nicht. Weniger wäre für mich auch okay gewesen, aber womöglich finden das andere Leser*innen genau wegen dieser Szenen besonders reizvoll.

Und das sagt der Klappentext:

Misery Lark, Tochter eines mächtigen Vampirfürsten, war schon immer eine Außenseiterin. Mit ihren Reißzähnen weiß sie nichts anzufangen und führt ein anonymes Dasein unter den Menschen. Ausgerechnet sie soll sich nun für eine mehr als brisante Bündnisehe mit einem der Werwölfe, den ewigen Todfeinden der Vampire, zur Verfügung stellen.

Dabei scheint ihr zukünftiger Ehemann, der Alpha Lowe Moreland, ebenso erbarmungslos und unberechenbar zu sein wie der Rest seines Rudels. Das beherrscht er allerdings nicht nur mit absoluter Autorität, sondern, wie Misery bald feststellt, auch mit viel Sinn für Gerechtigkeit und – ganz anders als die Vampire – nicht ohne Gefühl. Aber sie spürt, dass er ihr nicht traut – und wenn er nur wüsste, wie recht er damit hat ...

Denn Misery hat ganz eigene Gründe, sich auf dieses Bündnis einzulassen. Und dafür ist sie bereit, alles zu opfern, selbst wenn das ein Leben allein unter Wölfen bedeutet. Doch womit Misery nicht gerechnet hat, ist die alles überwindende Ungleichartigkeit der Liebe ...

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Lilly Labord: Über irischen Wiesen

Wie ganz oben schon erwähnt, gehören die Bücher von Lilly Labord praktisch automatisch zu meinen Must-Reads. Und das ist nicht nur als Freundschaftsdienst zu verstehen, sondern weil ich ihren Schreibstil und ihre intelligente Art, Geschichten zu erspinnen, unglaublich mag. Sie selbst natürlich auch, das hilft. Dass ihre Romane eigentlich immer – in jedem Wortsinn – fantastisch sind und Magie und paranormale Wesen zum Standard gehören, ist das Kreuz, das ich gerne trage. Lilly sorgt also dafür, dass ich mich regelmäßig aus meiner literarischen Wohlfühlzone begebe.

Mit ihrem neuesten Werk hat sie mich aber gleich mehrfach überrascht, denn ich wusste im Vorfeld nur von einigen sehr groben Eckdaten. Die Story spielt in Irland (geht immer), die Protagonistin heißt Charlotte (was für eine Ehre) und sie reist in der Zeit! Zeitreisen gehören übrigens zu jenen paranormalen Phänomenen, mit denen ich grundsätzlich noch am besten zurechtkomme (siehe Outlander). Was ich vorher NICHT wusste, war, dass die Buch-Charlotte einen Hund namens Maxi hat und dass dieser zauberhafte Chaot ein Airedale Terrier ist, dessen Verhaltensauffälligkeiten mir sehr bekannt vorkommen ...

Das paranormale Personal beschränkt sich in diesem Roman weitgehend auf einen Leprechaun (das sind die typisch irischen, kleinwüchsigen Gold-Hüter), der auch dafür sorgt, dass Charlotte hundert Jahre in die Vergangenheit katapultiert wird – ohne Handy, ohne Google, ohne Mietwagen und mit einem erstaunlich veränderten Maxi.

Auch wenn Lilly Stein und Bein schwört, dass ihre Charlotte nichts mit mir bzw. meinen inneren Charlottes zu tun hat, fühle ich mich doch sehr geschmeichelt und hätte nichts dagegen, wenn jemand Parallelen ziehen möchte. Scotty ist stolz wie Bolle, dass er so lebensnah porträtiert wird – und dass der Leprechaun-Fluch am Ende ... aber ich will nicht spoilern.

Und das sagt der Klappentext:

Als Charlotte mit ihrem Hund Maximus, genannt Maxi, nach Irland reist, um Aufnahmen für ihren Reiseführer zu machen, gehen sofort einige Dinge schief. Ein Teil des Gepäcks geht verloren und damit auch ihre Kamera. Also bricht sie auf, um sich die Schönheit irischer Wiesen mit der Handykamera zu erschließen. Doch dabei jagt Maxi plötzlich einer kleinen Gestalt nach, die sich gerade noch auf einen Baum retten kann. Und damit beginnt Charlottes Pechsträhne erst richtig, denn das kleine Wesen war ein Leprechaun. Und einen Leprechaun zu kränken, kann einen teuer zu stehen kommen.

Ihr bleibt nichts anderes übrig, als das gefährliche und hochbeleidigte Wesen wieder günstig zu stimmen. Aber wie? Besonders, da Maxi nicht vorhat, die Fehde ruhen zu lassen.

Als sie noch darüber nachgrübelt, muss sie feststellen, dass sie zwar noch am selben Ort ist, doch nicht zur selben Zeit.

Leier nur auf Englisch erhältlich

Tia Williams: A Love Song for Ricki Wilde

»A Love Song for Ricki Wilde« war ein klassischer Impulskauf, als ich in einem Werbenewsletter (die Dinger funktionieren wirklich!) einen süffigen Teaser über das Buch gelesen habe. Eine Floristin, ein Musiker, Schwarze Community, das pulsierende Harlem/New York als Schauplatz – und der im Titel angekündigte Love Song waren die Triggerworte, die mich gleich in den Bann gezogen haben.

Ich habe eine aktuelle Romanze erwartet, jedoch mit einem mir nicht ganz so vertrauten diversen Hintergrund. Und zunächst begann es auch so. Temporeicher Plot, eine recht toxische, aber originelle Familie der Protagonistin und eine großartige Möglichkeit für Ricki, daraus auszubrechen und ihren Traum eines eigenen Blumenladens in New York zu verwirklichen. Weg aus Atlanta, weg von ihrer Bestatter-Sippe und ihren anstrengenden großen Schwestern – hin zu einer schillernden Zukunft.

Auch als eine zweite Zeitebene hundert Jahre früher eingeführt wurde, war ich noch kein bisschen irritiert. Auf dieser Ebene lernen wir das Harlem der 1920er-Jahre kennen, großartige Jazz-Bühnen, verruchte illegale Kneipen (Prohibition!) und eine lebendige, selbstbewusste, hedonistische Schwarze Gemeinschaft, die einerseits ausgiebig feiert, andererseits ihren Schmerz nie ganz betäuben kann. Auf dieser Ebene lernen wir Ezra Walker kennen, einen begnadeten Pianisten und Komponisten, der aus ganz kleinen und ärmlichen Verhältnissen in den Südstaaten kam und in Harlem zum großen Star seiner Zeit mutiert.

Hundert Jahre später trifft Ricki in einer Februarnacht ebenfalls auf einen Ezra Walker – und leider kann ich jetzt nicht weitererzählen, denn sonst würde ich die Geschichte komplett spoilern. Es gibt also eine paranormale Wendung, die mich eiskalt erwischt hat. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt so tief in der Geschichte drin, dass ich nicht mehr abbrechen konnte (und wollte) und bis ganz zum Schluss nicht wusste, ob mir dieser Roman das Herz brechen oder mich sehr glücklich machen würde.

Leider (bisher) nur auf Englisch, aber absolut lesenswert!!

Und das sagt der Klappentext:

Ricki Wilde has many talents, but being a Wilde isn’t one of them. As the impulsive, artistic daughter of a powerful Atlanta dynasty, she’s the opposite of her famous socialite sisters. In her bones, Ricki knows that somewhere, a more exciting life awaits her.

So, when she is invited to rent the bottom floor of a Harlem brownstone, Ricki jumps at the chance for a fresh start. She leaves behind her wealth and chaotic romantic decisions to realize her dream of opening a flower shop. Then one evening in February, as the heady scent of night-blooming jasmine fills the air, Ricki encounters a handsome stranger who knocks her world off balance in the most unexpected way.

Set against the backdrop of modern Harlem and Renaissance glamour, A Love Song for Ricki Wilde is a swoon-worthy love story of two passionate artists drawn to the magic, romance, and opportunity of New York.