Carin Müller bloggt ...

Frittenbuden-Blues

Über die Leere im Kopf nach dem ENDE eines Romans

Es ist mal wieder so weit. Ich habe gerade den zweiten Band meiner »Insel der Wale«-Reihe beendet und sollte ekstatisch vor Freude sein. Bin ich auch – abstrakt jedenfalls. Tatsächlich ist mein Kopf leer und ich sitze bereits seit einer Stunde vor der weißen Seite und versuche sie, mit sinnvollen Wörtern für einen süffigen Blogartikel zu füllen. Wenn du diese Zeilen heute lesen kannst, ist es mir geglückt. Irgendwie.

So viele Ideen, so wenig Zeit

Wenn ich an meine Schreibanfänge zurückdenke, schien mir die größte Herausforderung zu sein, einen Roman zu beenden. Für mich war es dieses »Einen Sohn zeugen, einen Baum pflanzen, ein Buch schreiben«-Gefühl, das irgendein Kerl vor Jahren mal als Muss für ein erfolgreiches Männerleben definiert hat. Ernsthaft? Einen Sohn zeugen? Nun gut, ich schweife ab. Was ich damit sagen will, der erste Roman war ein riesiger Meilenstein in meinem Leben, der erste gepflanzte Baum, wenn man so will.

Ich erinnere mich auch noch an das Gefühl, als er endlich beendet war: euphorische Leere! Ich war so happy, es endlich geschafft zu haben, und fühlte mich gleichzeitig total leer. Viele Jahre und noch mehr Romane später, geht es mir immer noch genauso. Mit dem Unterschied, dass ich nicht mehr so viel Zeit habe, mich diesem Gefühl hinzugeben, denn die nächsten Ideen kratzen bereits an der Tür.

2021 werden fünf Romane erscheinen – vier davon sind schon geschrieben –, und für 2022 sind auch schon zwei Romane fix eingeplant (einer schon geschrieben). Daneben kämpfen zahllose Ideen in meinem Kopf um Aufmerksamkeit. Manche davon haben nicht mal was mit Schreiben zu tun, sondern mit Marketing und sind auch wichtig. Irgendwie. Allerdings ist das gerade mal wieder derart überwältigend, dass ich mich am liebsten aufs Sofa legen, Netflix anschalten und einen weiteren Hundepullover stricken würde.

Stattdessen fülle ich diesen Blogpost mit meinen kruden Gedanken. Aber vielleicht interessiert es ja jemanden da draußen, wie Schriftsteller*innen so ticken. Zumindest diese da, die gerade einigermaßen verzweifelt diese Zeilen tippt.

Geistige Leere als Reset?

Vielleicht ist dieses (glücklicherweise meist kurze) Gefühl der Leere aber auch ganz heilsam (nicht, wenn man dringend einen Artikel schreiben muss – menno!). Wenn man wochenlang ziemlich stark auf ein Thema fokussiert war, pustet die Leere den Kopf frei. Oder nein, das ist ein merkwürdiges Bild. Vielmehr ist diese Leere eher wie ein Vakuum, das alles aufsaugt. Auch schräg, oder? Egal, der Kopf ist erst leer und dann wieder offen für neue Ideen und Einflüsse. Vielleicht wie eine Reset-Taste, ein Rücksetzen auf Werkseinstellung?

Man merkt ja, was das aktuell bedeutet an diesem doch sehr seltsamen Artikel ... Leider. In ein paar Tagen hat sich das Chaos aber wieder gelegt. Die latente Trauer darüber, dass man sich von liebgewonnenen Figuren verabschieden musste, weicht der Erkenntnis, dass man mit eben jedem Personal in Überarbeitungs- und Lektoratsrunden noch sehr viel Zeit verbringen wird, ehe die Geschichte den Weg in die Öffentlichkeit findet. Und parallel gehen die nächsten Ideen in Stellung und fordern, aufgeschrieben zu werden.

Was hat das alles mit belgischen Fritten zu tun?

Zwischen zwei Projekten habe ich endlich die nötige Muße, über andere Sachen nachzudenken, die nichts mit der jeweiligen Geschichte und flankierenden Maßnahmen zu tun haben. Da fallen mir dann auch kuriose Ankündigungen wie jene auf, dass der belgische Pommesverband Navifrit einen Antrag gestellt hat, dass die landestypischen Kartoffelstäbchen als Weltkulturerbe anerkannt werden. Ich kann diese Initiative aus tiefstem Herzen unterstützen. Nicht nur ist Belgien einer meiner absoluten Sehnsuchtsortedon’t judge! –, nirgendwo sonst auf der Welt gibt es bessere Pommes. Und nichts kann die Leere in einem Autorinnen-Magen so lekker ausfüllen, wie frische Fritten am Nordseestrand von De Haan ...

PS: Bei meinem eben beendeten Manuskript handelt es sich übrigens um »Lausche den Klängen deiner Seele«, das am 28.5. erscheint.

PPS: Nächste Woche gibt’s hier wieder mehr Substanz. Hoffentlich. Irgendwie. Vielleicht.