15 Jahre Schriftstellerin – Teil 1
27.7.2020
Autorenfreundschaft, Autorenleben, Autorin, Mopsküsse, High Heels und Hundekuchen, Goldmann, Micha Goebig, Agentur, Rückschau
Manche Ereignisse prägen sich stärker ein als andere. Während ich nur noch ziemlich verschwommene Erinnerungen an meinen ersten Kuss habe (ich kann mich kaum noch an den Typen erinnern – außer dass er Alex hieß, blond war und Karate mochte), weiß ich ziemlich präzise, wann und wie es mit meinem ersten Roman losgegangen ist.
Oder sagen wir besser: Mit dem ersten Roman, den ich fertig geschrieben habe und der auch veröffentlicht wurde! Anfänge hat es nämlich schon vorher Dutzende gegeben und viele von ihnen dürften noch irgendwo in den Untiefen meiner Festplatte rumhängen ...
Erster Meilenstein – es geht los
Es war ein Dienstagabend im Januar 2005 und es stand ein Mädelsabend bei meiner Freundin Micha an. Allerdings kamen die anderen nicht und wir mussten den Abend mit einem großen Topf Gemüsesuppe und einer Flasche Wein irgendwie allein bestreiten. Um es abzukürzen: Sie wollte schon immer einen Roman schreiben, ich wollte schon immer einen Roman schreiben, beide hatten wir es bislang nicht auf die Reihe bekommen. Also beschlossen wir, es diesmal zu zweit zu versuchen. Der Basisplot zu »Hugo's Affairs« stand noch an diesem Abend.
Mein erstes uns bislang einziges Gemeinschaftsprojekt war geboren. Bis zum heutigen Tag war übrigens keine andere Geschichte von mir so gründlich geplottet wie diese hier. Inzwischen weiß ich, dass ich mich mit anderen Arbeitsabläufen wohler fühle, aber ich weiß auch, dass ich es alleine niemals durchgezogen hätte. Wir hatten wahnsinnig viel Spaß und ich habe irre viel gelernt. Schon zu einem recht frühen Zeitpunkt haben wir uns um einen Agenten bemüht (was einfach war), damit der Roman bei einem tollen Verlag unterkommt (was nicht ganz so einfach war). Der Agenturvertrag war unterschrieben, da war die erste Fassung des Manuskripts noch nicht einmal ansatzweise fertig. Uns hat der Druck damals geholfen, dass wir es durchgezogen haben. Irgendwann 2006, nach unzähligen Überarbeitungsläufen, war das Manuskript schließlich fertig und ging an den Agenten, doch es dauerte bis Herbst 2007, ehe es eine gute Nachricht gab: Goldmann wollte das Manuskript kaufen! Yeah!
Ich erinnere mich noch gut an das Gefühl. Ein paar süße Momente lang sah ich schon eine glamouröse Autorinnen-Karriere mit Ferienhaus im Piemont und einen Gnadenhof für Eselchen (war so eine Phase) vor meinem inneren Auge. Und natürlich mit reichlich Schotter auf dem Konto.
Zweiter Meilenstein und erste Ernüchterungen
Der Verlagsvertrag wurde Anfang 2008 geschlossen, doch der Roman, der nun »Mopsküsse« heißen sollte, erschien im August 2009. Viereinhalb Jahre nach den ersten Arbeitsschritten! Vier. 4!!! Das ist eine verdammt lange Zeit – vor allem für jemanden, der natürlicherweise nicht mit viel Geduld gesegnet ist. Die weiteren Überarbeitungsläufe waren nicht alle supergeschmeidig, um es vorsichtig zu formulieren. Zwei Egos hingen mal mehr, mal weniger miteinander im Clinch und dann das endlose Warten. Warten. Warten. Noch mehr warten.
Doch dann war das Buch endlich draußen – und sonnenklar, dass jetzt endlich die magische Karriere starten würde! Oder? ODER? Spoileralarm: Tat sie nicht.
Das Buch verkaufte sich ordentlich, aber nicht gigantisch. Marketingmäßig passierte nicht viel – und das, obwohl wir doch davon ausgehen konnten, dass so ein großer, toller Verlag ordentlich die Werbetrommel für unser grandioses Werk rühren musste. Oder? ODER??? Nun ja. Langsam sickerte die Erkenntnis bei mir ein, dass ich wohl nicht über Nacht die neue J.K. Rowlings werden würde und selbst aktiv werden sollte. Schade irgendwie.
Dritter Meilenstein und noch mehr Ernüchterungen
Immerhin, Goldmann wollte einen Nachfolger zu Mopsküsse! Juhuuu! Diesmal schrieb ich den Roman allein. Die atmosphärischen Störungen zwischen Micha und mir hatten sich zwar längst verzogen, doch uns beiden war klar, dass wir zukünftig lieber alleine unser Schreiberglück suchen wollten. Den Vertrag für »High Heels und Hundekuchen« unterschrieb ich im Januar 2010 (also ziemlich genau fünf Jahre nach dem ersten Wort von »Mopsküsse« – man glaubt es nicht, da war ich also schon im zweiten Roman meiner Laufbahn ... *ironieoff*), der Roman erschien im April 2012 – und blieb deutlich hinter meinen Erwartungen zurück.
Ich hatte aber noch ein anderes Eisen im Feuer. Ein dritter Roman war bereits geschrieben, der bei einem anderen großen Publikumsverlag seine Heimat finden sollte. Der Vertrag war geschlossen, das Buch war komplett lektoriert und fertig, es war in der Vorschau als Top-Titel gelistet und ich freute mich über eine Hörbuchfassung, die auch schon in der Produktion steckte. Doch dann passierte etwas, was ich auch acht Jahre später immer noch nicht ganz verwunden habe: Das Buch erschien NICHT! Dafür gab es Gründe, die ich hier nicht ausbreiten möchte, die mich aber nachhaltig erschüttert haben und massiv an der Kollegialität unter AutorInnen zweifeln ließen.
Nächste Woche lest ihr an dieser Stelle ein Interview mit meinem allerneuesten Autoren-ich Charlotte McGregor, in zwei Wochen kommt aber der zweite Teil meiner kleinen Schriftstellerinnen-Rückschau. Geht es auch wieder bergauf?