Carin Müller bloggt ...

15 Jahre Schriftstellerin – Teil 2

15 Jahre Autorin - Teil 2

Im ersten Teil habe ich von meinen Anfangsjahren berichtet. In der Zeit von 2005 bis 2012 habe ich es auf drei geschriebene, aber nur zwei veröffentlichte Romane gebracht. Keine ganz so tolle Quote, oder? Und obendrein mit viel Frust und noch mehr Lebenslektionen verbunden. Doch jetzt kommt der zweite Teil meiner Rückschau. Viel Spaß!

Vierter Meilenstein – Neuorientierung

Das Wundenlecken dauerte ein Weilchen. Aber irgendwann meldeten sich die vielen Geschichten, die durch meinen Kopf spukten, wieder zu Wort und forderten, aufgeschrieben zu werden. Leider war mein Agent von den wenigsten so richtig begeistert (in der Rückschau betrachtet: nicht ganz zu Unrecht ...), aber ich wollte es trotzdem versuchen. Zum ersten Mal kam mir die Idee, es mit Selfpublishing versuchen zu wollen. Ich hatte meinen ersten Kindle und las im großen Stil bevorzugt die Romane amerikanischer Selfpublisher-Autorinnen – und fand die mögliche Freiheit ganz großartig.

Ich informierte mich gründlich (dachte ich zumindest) und machte mich ans Werk. 2014 erschienen gleich zwei Romane. Im Mai »Gefühlte Wahrheit« – bis heute einer meiner absoluten Herzensromane –, im Oktober »Hundstage«. Auch wenn die Bestsellerränge für mich mit diesen Titeln unerreichbar blieben, habe ich irre viel gelernt. Vor allem aus Fehlern, die ich natürlich in Massen begangen habe, aber auch über Marketing und über die verschworene Gemeinschaft der Büchersüchtigen auf Facebook. Das Beste aber war, dass ich wahnsinnig viele tolle und hilfsbereite KollegInnen kennengelernt habe, die keine Scheu hatten, mich zu unterstützen und mir auch die dümmsten Fragen geduldig beantwortet haben. Nach dem schrecklichen Erlebnis von vor zwei Jahren, war das Balsam auf meiner Seele.

Fünfter Meilenstein – Professionalisierung

Zehn Jahre nach dem ersten Wort von »Mopsküsse« und mit gerade vier Veröffentlichungen in der Hinterhand, kam mir die an sich zwar wenig erstaunliche, für mich aber doch überraschende Erkenntnis, dass ich mein Schreiben anders angehen sollte, wollte ich es ernsthaft als Beruf betreiben. Also das Schreiben von Romanen, denn auch sonst habe ich mein Geld all die Jahre durch Schreiben verdient. Mit journalistischen Artikeln, PR-Texten, Web-Content, etc.

An dieser Stelle trat Charlotte Taylor in mein Leben. Unter diesem Pseudonym schrieb ich die erotische Serie »Hot Chocolate« – und zum ersten Mal konnte ich ernsthafte Erfolgserlebnisse nachweisen. Die Reihe (die erste Episode erschien im Januar 2015) kam super bei den LeserInnen an. So gut, dass auch zahlreiche etablierte Verlage bei mir anklopften und fragten, ob ich mit meiner heißen Schokolade nicht vielleicht in ihr Programm einziehen wollte. Wollte ich zunächst nicht, doch dann kam Lübbe, aber dazu später mehr.

Vorher wurde ich nämlich noch Mitglied der neugegründeten Autorengemeinschaft »Das Autorensofa« und unsere erster gemeinsamer Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2015 war für mich ein weiterer großer Meilenstein in diesem Jahr. Wir wurden wahrgenommen – von LeserInnen, Medien und Verlagen. Außerdem haben sich in diesen Tagen richtig enge Freundschaften entwickelt, die ich nicht mehr missen möchte.

Sechster Meilenstein – Zurück in die Verlagswelt?

Erfolg macht sexy – daran scheint wirklich etwas zu sein. 2016 klopften nämlich weiterhin Verlage wegen »Hot Chocolate« bei mir an und mein Agent hatte mein wohl bisher persönlichstes Buch »Tage zwischen Ebbe und Flut« bei Knaur untergebracht. Witzigerweise lagen da zwischen Verlagsunterzeichnung und Veröffentlichung nur wenige Monate (es kann also auch bei Verlagen flott gehen!). Der Roman, der sich um den an Alzheimer leidenden Felix dreht, der mit seiner Frau, seiner Tochter und seiner Enkelin eine gemeinsame Segelkreuzfahrt macht, erschien im September. Diesmal gab es reichlich mediales Getöse – Interviews in Tageszeitungen und Magazinen und sogar einen TV-Beitrag. Das schwierige Thema berührte offenbar viele Menschen – schreckte aber die Leser ab. Einen derartigen Rohrkrepierer hatte ich noch nie! Weder im Verlag, noch im Selfpublishing.

Das war (und ist) natürlich eine weitere Riesenenttäuschung, denn das Buch ist wirklich gut – und kein bisschen traurig! Mir war beim Schreiben wichtig, die Krankheit und all ihre Begleiterscheinungen ganzheitlich darzustellen und auch zu zeigen, dass Alzheimer und ein volles Leben sich nicht zwangsläufig ausschließen müssen. Mein Vater lebte zu diesem Zeitpunkt schon seit sieben Jahren mit der Diagnose und inzwischen war die Krankheit bei ihm deutlich weiter fortgeschritten als bei Felix im Buch.

Je schlimmer der Verlauf bei meinem Vater aber schließlich wurde, desto weniger konnte ich selbst Bücher oder Filme über das Thema Alzheimer ertragen – egal, wie gut erzählt sie auch sein mochten. Womöglich war das auch der Grund für die Kauf- und Lesezurückhaltung der Menschen im Fall von meinem Roman?

Doch ich hatte weiter Hoffnung. Anfang 2017 sollte ein erster Roman bei be.ebooks, einem Imprint des Lübbe Verlags, erscheinen. Sie hatten ein tolles Angebot für meine »Hot Chocolate«-Reihe abgegeben und ich war mir sicher, eine gute Verlagsheimat für meine Protagonistinnen gefunden zu haben.

Nächste Woche befasse ich mich an dieser Stelle mit einem Thema, das uns alle angeht: Mobbing! Aber in zwei Wochen geht es weiter mit meiner Autorinnen-Werdung.