Carin Müller bloggt ...

Die 7 tollsten Wale der Welt

Es gibt natürlich viel mehr Wale, aber diese sieben haben es mir besonders angetan.

Ich gebe zu, dass die Überschrift »Die 7 tollsten Wale der Welt« ein klassischer »Click-Bait« ist, also ein Köder, der nichtsahnende Menschen dazu verführen soll, auf den Text zu klicken. Sorry. Aber da du jetzt schon mal hier bist, kannst du die total subjektive Liste meiner Lieblingswale ja auch lesen. Wird nicht wehtun, versprochen!

Zunächst einmal kann man Wale in zwei große Kategorien einordnen: Zahn- und Bartenwale. Zu Ersteren gehören Delfine, Pottwale, Schnabelwale, Schweinswale, Beluga- und Narwal. Sie sind aktive Räuber und jagen ihre Beute. Furchenwale (eine Unterart der Bartenwale, z.B. Buckel- oder Finnwale) dagegen reißen ihre riesigen Mäuler auf wenn sie durch Fisch oder Krillschwärme schwimmen und filtern mithilfe ihrer Barten die Nahrung vom Wasser.

Mir hat während einer Walbeobachtungstour in Südafrika eine junge Meeresbiologin noch ein Geheimnis verraten: Zahnwale sind demnach viel cleverer als Bartenwale und von den Bartenwalen seien die nördlichen und südlichen Glattwale (auf Englisch »right whale« = »richtiger Wal«) besonders doof, weil sie sich so leicht fangen ließen. Vermutlich, weil sie neugierig, freundlich und zutraulich sind. Ich mag das nicht kommentieren, denn ich schätze die naiven, freundlichen Wesen sehr – und glücklicherweise werden sie heutzutage auch nicht mehr (oder kaum noch) bejagt.

Auch wenn ich gleich eine gewisse Reihenfolge vorgegeben habe, spiegelt das Ranking nicht zwangsläufig den Grad meiner Zuneigung wieder. Bei einigen Walarten kann ich mich nämlich nicht entscheiden ... Viel Spaß!

Orca

Platz 1: Orca

Orcas werden auch Schwertwale (weil ihre schmale, steile Rückenfinne an ein Schwert erinnert) oder Killerwale (weil sie ihre Beute sehr geschickt jagen) genannt, aber eigentlich sind sie Delfine. Sie sind hochintelligent, sehr anpassungsfähig und extrem kommunikativ. Es ist bekannt, dass Orcafamilien auch eigene Dialekte ausbilden. Und ganz unterschiedliche Jagdtaktiken haben. So fressen beispielsweise die ganzjährig rund um Vancouver Island ansässigen Orcas bevorzugt Lachs, während Orca-Familien die dort nur gelegentlich vorbeikommen, sich gerne die ein oder andere Robbe einverleiben. Die Seelöwen der Insel kennen ihre Pappenheimer. Während sie bei den lokalen Orcas ganz entspannt bleiben, bricht Panik aus, wenn ein »Fremdling« ins Revier kommt.

Fun Facts:

  • Ich habe nie »Free Willy« gesehen, aber mit Interesse die Auswilderung von Keiko in den Medien verfolgt.
  • Orcas in Gefangenschaft gehen gar nicht!
  • In »Lebe, als gäbe es kein Morgen« spielen Orcas eine zentrale Rolle.

Buckelwal

Platz 2: Buckelwal

Für mich sind Buckelwale die größten Entertainer aus der Walfamilie. Wenn man sich auf Youtube Walvideos ansehen will (oder auf Instagram nach dem Hashtag #humpbackwhale sucht), dann findet man die unglaublichsten Clips und Fotos von springenden Buckelwalen – oft genug ziemlich nah an den Beobachtungsbooten. Fast scheint es, als würden sie eine Show für die Menschen abziehen wollen. Doch wir sollten uns nicht so ernst nehmen. Natürlich machen die Tiere das nicht für uns, sondern für sich selbst. Wenn sie beispielsweise mit ihren riesigen Brustflossen (die bis zu viereinhalb Meter lang werden) auf die Wasseroberfläche klatschen, dann gibt das interessante Soundeffekte für die Kollegen. Außerdem gelten Buckelwale als die talentiertesten und kreativsten Sänger der Ozeane. Die Männchen singen die komplexesten Lieder im ganzen Tierreich und ändern ihre Hits gerne mal.

Fun Facts:

  • Ich liebe »Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart«, wenn die Crew der Enterprise in die Vergangenheit reist, um zwei Buckelwale in die Zukunft zu bringen, um die Erde vor der Zerstörung durch eine außerirdische Sonde zu bewahren. Die Wale »George & Gracie« haben sich damit für immer in mein Herz geschlichen.
  • Ich kann mir gut vorstellen, dass (Buckel)Wale in Wahrheit Außerirdische sind ...
  • In »Lausche den Klängen meiner Seele« spielen Buckelwale eine zentrale Rolle.

Grauwal

Platz 3: Grauwal

Grauwale sind die Wandervögel unter den Walen. Sie pendeln jedes Jahr tausende Kilometer zwischen der warmem Geburts- und Paarungsstation in Mexiko zu den üppigen Futtergründen vor Alaska hin und her. Dabei entfernen sie sich selten weiter als 20, 30 Kilometer von der Küste. Deshalb sind sie ideale »Beute« für Walbeobachter, die mit ihren Booten nicht weit rausfahren müssen, um die bis zu vierzehn Meter langen Wale zu treffen. Grauwale sind wahnsinnig neugierig und suchen manchmal regelrecht die Nähe der Beobachtungsboote. Sie scheinen es auch durchaus zu genießen, von Menschen »gekrault« zu werden. Allerdings ist das Berühren von Walen sehr umstritten und die meisten Tierschutzorganisationen lehnen es ab.

Fun Facts:

  • In meiner »Insel der Wale«-Reihe gibt es die klare Ansage: »Wir fassen die Wale nicht an!«, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich mich im wahren Leben dran halten könnte ...
  • Grauwale gehen häufig unfreiwillige Symbiosen ein – sie tragen meist zwischen 100 bis 200 Kilo Entenmuscheln und Walläuse an ihren Köpfen und Körpern. Ob da Hundeflohmittel helfen würden ...

Glattwal

Platz 4: Glattwal

In der Einleitung hatte ich ja schon geschrieben, dass die Glattwale im Englischen als »right whales«, also »richtige Wale« bezeichnet werden. Sie waren bevorzugte Beute von Walfängern, weil sie sich erstens vergleichsweise einfach jagen und erlegen ließen und vor allem, weil sie so schön fett sind und daher nicht sanken, wenn man sie hinter dem Schiff in den Hafen schleppte. Ekelhaft, oder? Da bevorzuge ich eindeutig die Bezeichnung »Nordkaper« und »Südkaper« für die nördlichen und südlichen Glattwale. Erstere kann man mit etwas Glück beispielsweise von Boston aus beobachten – sie gelten jedoch als stark gefährdet. Die Bestände der Südkaper dagegen haben sich glücklicherweise gut erholt. Ich hatte 2018 das große Glück, eine Menge von ihnen in Südafrika zu treffen.

Fun Facts:

  • Die Tour in der Walker Bay in Südafrika war das mit Sicherheit emotionalste Tiererlebnis meines bisherigen Lebens. Ein Kalb schwamm ganz nah ans Schiff, legte sich zur Seite und sah mir direkt in die Augen. Zumindest bin ich bis heute überzeugt davon, dass es nur mich angesehen hat.
  • Es gibt in De Kelders übrigens Übernachtungsmöglichkeiten, da kann man die Wale buchstäblich vom Bett aus beobachten. Ich hab’s nicht geglaubt, ist aber wahr ...

Finnwal

Platz 5: Finnwal

Ich gebe zu, dass ich Finnwale lange überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Das änderte sich erst mit der Lektüre von »Der Wal und das Ende der Welt« von John Ironmonger, eines meiner absoluten Lese-Highlights in 2019! Dort spielt ein Finnwal eine zentrale Rolle, und zwar in vielfacher Hinsicht. Leider kann ich das nicht näher ausführen, ohne zu spoilern. Im wahren Leben gehören Finnwale zu den größten Tieren der Welt. Sie werden bis zu 27 Meter lang und bis zu 120.000 Kilo schwer. Sie fressen täglich bis zu 1.800 Kilo Krill, wofür sie unvorstellbare 70 Kubikmeter (als 70.000 Liter) Wasser filtern müssen. Der älteste bekannte Finnwal war schätzungsweise 111 Jahre alt, als er in der Antarktis erlegt wurde. Leider werden Finnwale in Island immer noch gejagt.

Fun Facts:

  • Auf dem Cover der deutschen Ausgabe von »Der Wal und das Ende der Welt« ist meiner Meinung nach ein Buckelwal abgebildet. Schlecht recherchiert, würde ich sagen ... Ich kann mich aber natürlich auch irren.
  • Bei meiner Social Media-Umfrage nach den Lieblingswalen meiner Leser:innen hat nur eine den Finnwal genannt. Irgendwie schade, oder? Vielleicht braucht der Finnwal eine eigene Lobby!

Pottwal

Platz 6: Pottwal

Der Pottwal ist der Wal, der meine kindliche Fantasie am meisten angeregt hat, wenn ich über meinem heißgeliebten Walbuch aus der Bibliothek saß und alles über die riesigen Meeressäuger gelesen habe. Dieses Buch war übrigens nicht »Moby Dick«, sondern eine erheblich kindgerechtere Lektüre mit vielen Bildern. Doch auch darin wurden die Pottwale als die geheimnisvollsten Vertreter ihrer Art dargestellt. Wesen mit riesigen Köpfen, die bis zu drei Kilometer tief tauchen konnten und sich in der schwarzen Tiefe der Ozeane Kämpfe mit Riesenkalmaren lieferten. Fantastisch, oder? Und nach allem, was man heute weiß, auch wahr.
Ähnliches gilt auch für den Moby-Dick-Mythos. Ein wütender (weil durch eine Harpune verletzter?) Pottwal-Bulle versenkte 1820 das Walfangschiff Essex im Südpazifik. Nur acht Männer überlebten die monatelange Odyssee und einer von ihnen schrieb diese Erlebnisse auf, die Herman Melville als Inspiration für seinen Roman dienten.

Fun Facts:

  • Pottwale haben das größte Gehirn im Tierreich.
  • Ihr gigantischer Kopf, der fast ein Drittel des gesamten Körpers einnimmt, enthält einen Hohlraum, der mit einem weißlichen Wachs gefüllt ist, dem Walrat, einem geruchlosen Öl, das den Tieren mutmaßlich als akustische Linse und Auftriebshilfe bei den Tauchgängen dient, früher aber ein extrem beliebter Brenn- und Schmierstoff für uns Menschen war, weshalb wir die Pottwale beinahe ausgerottet hätten.

Grünwal

Platz 7: Der grüne Wal

Der grüne Wal ist im Grunde ein normaler Blauwal, der grün eingefärbt wurde. Er dient als Wappentier für die Klimaschutz-Kampagne »Walschutz = Klimaschutz« der Tierschutzorganisation »Whale and Dolphin Conservation«. Der grüne Wal soll dabei versinnbildlichen, wie essenziell Wale für den Klimaschutz sind. Ich zitiere von der Website:
»Wale binden über ihre Lebenszeit große Mengen an Kohlenstoff in ihren Körpern. Dies hat auch einen Einfluss auf das Klima: Denn gebundener Kohlenstoff kann nicht als CO2 in unsere Atmosphäre gelangen. Wale regen aber auch die Sauerstoffproduktion im Meer an, indem sie kleinste Algen in der oberen Meeresschicht (Phytoplankton) mit ihren Ausscheidungen düngen. Durch ihr Schwimmverhalten vermischen sie außerdem das Wasser und fördern dadurch den Nährstoffaustausch zwischen den Meeresschichten. Wale tragen damit ganz entscheidend zu einem gesunden Ökosystem bei.«

Fun Fact:

  • Wer sich wie ich für Wale begeistert und sich für sie einsetzen möchte, kann das beispielsweise mit einer regelmäßigen Patenschaft tun. Schon für 5 € im Monat kann man einen Wal oder einen Delfin »adoptieren« und bekommt regelmäßige Updates zu seinem Patentier. Ich bin seit letztem Jahr Patin von Orca-Dame Curry und freue mich immer über Neuigkeiten.

PS: Ich habe jetzt ein schlechtes Gewissen, weil ich den Blauwal nicht gewürdigt habe – immerhin das größte Tier der Welt –, oder den Narwal – das einzig akzeptable Einhorn –, oder Delfine, ... Vermutlich wird es demnächst einen zweiten Teil geben müssen.