Carin Müller bloggt ...

Prä-Pubertier Scotty

Sieben Monate und vollkommen verrückt!

Sie werden so schnell groß! Diesen Satz kennen alle Eltern. Und es ist zweitrangig, ob der Nachwuchs zwei oder vier Beine hat. Scotty ist seit vorgestern sieben Monate alt und geht inzwischen als echter Kerl durch. Zumindest äußerlich. Er ist noch nicht ganz ausgewachsen, aber größer als Mama und Oma (die wir vor ein paar Tagen beim Friseurtermin beim Züchter getroffen haben) und wiegt ...? Keine Ahnung. Jedenfalls zu viel, um ihn bequem auf den Arm nehmen und anschließend auf die Waage steigen zu können. Ich schätze mal an die 25 Kilo. Jedenfalls schlafen mir regelmäßig die Beine ein, wenn er beim abendlichen Kuscheln darauf liegt.

Ärger gesucht, Liebe gefunden!

»Ich suche Ärger!« Hätte Scotty eine eingebaute Leuchtschrift auf der Stirn, dann würde dieser Satz zurzeit beim Gassi in Dauerrotation über seinen buschigen Brauen flackern. Aber auch ohne technische Hilfe sieht man ihm schon von Weitem an, dass er auf der dringenden Suche nach einer Abreibung ist...

Unser sieben Monate altes »Herzipuppi« ist nämlich in einer schwierigen Phase. Kein Baby mehr, aber auch noch nicht wirklich Teenager. Einerseits liebesbedürftiges Schoßhündchen, andererseits halbstarker Macker mit ungesunden Allmachtsfantasien. Und ein Motzmonster vorm Herrn. Alles, was ihm nicht passt, wird genervt kommentiert: Ein dunkles »Wuff« bei Menschen, die unangemeldet durchs Treppenhaus laufen. Also bei IHM unangemeldet – was in einem Mehrfamilienhaus schon mal vorkommen kann. Eine richtige Kläff-Ansage für Menschen und Tiere, die einfach so auf der Straße vorbeilaufen – wo sie seiner Meinung nach nichts verloren haben. Tiefes Groll-Knurren oder schrilles Fiep-Kreischen, wenn ich ihm die Pfoten oder die Augen sauber mache. Das geht schließlich GAR nicht!

Uff, das klingt jetzt nach ganz großem Drama und Zweibeiner-Frust, oder? So schlimm ist es dann doch nicht, denn was er inzwischen ebenso perfektioniert hat, ist seine liebenswerte Seite. Während nämlich markige Ansagen über seine Stirn laufen, sagen seine Augen etwas ganz anderes: »Ich hab dich so, so, soooooo lieb!« Kann ich dann noch böse sein? Nein. Ein Meister-Manipulator ist er also auch ...

Seelenwanderung beim Hund?

Unser Standardsatz lautete wochenlang »Das hat Toni aber nie gemacht!«, doch neuerdings passieren Dinge, die mich an eine Art Seelenwanderung glauben lassen. Scotty zeigt nämlich einige sehr Toni-spezifische Unarten: Er klaut anderen Hunden den Ball und gibt ihn nicht mehr her. Nicht für gute Worte, nicht für böse – und nur noch ganz selten für Leberwurst. Und natürlich ist es IMMER das jeweilige Lieblingsspielzeug des Bestohlenen, der nun Frust und seine zweibeinige Begleitung Groll schiebt.

Scotty hat außerdem seine Leidenschaft für Kleinkinder entdeckt. Genau genommen für die Tatsache, dass die menschlichen Winzlinge im Kinderwagen in 85% aller Fälle etwas Essbares in der Hand halten und die restlichen 15% tolle Spielsachen. Zu Letzteren zähle ich ausdrücklich Schnuller und Fläschchen. Hunde sind da etwas eigenwillig in der Interpretation. Zumindest meiner. Scotty hat also in den vergangenen Tagen einem Kind eine Waffel abgenommen und einem anderen die Banane – und zwar in Bruchteilen von Sekunden. So richtig witzig finde ich das nicht, auch wenn die beklauten Zwerge und ihre Mütter bisher immer mit Humor reagiert haben. Toni war ebenfalls Meister in dieser Disziplin, ehe ich mein Radar so geschärft hatte, dass ich ihn bei einer Buggy-Sichtung rechtzeitig ablenken konnte. Ablenkung ist dabei nämlich die einzige Lösung – wenn man nicht die Straßenseite wechseln kann – denn auch die kürzeste Leine nützt im Zweifel nicht viel.

Und so schön ich es auch finde, dass Toni seinem Nachfolger offensichtlich Tipps einflüstert, hoffe ich sehr, dass er es dabei belässt, denn auf seine anderen Unarten muss er Schrotty nicht auch noch bringen. Ich fürchte, das schafft er ganz von alleine, wenn irgendwann demnächst die Pubertät einsetzt ...

Fortsetzung folgt! Mehr Scotty-Abenteuer gibt's u.a. im Beitrag Scotty – Maschinenraum!.

PS: Zu vermelden wäre vielleicht noch, dass er zwar inzwischen keine Schuhe mehr frisst und keine Jogger mehr verfolgt (bei Paketzustellern sind wir noch nicht ganz so weit), dafür aber neuerdings Motorroller und -räder wütend verbellt. Die kann er gar nicht leiden.