Carin Müller bloggt ...

Auf Wiedersehen 2024

Eine Rückschau auf das vergangene Jahr 2024

Morgen ist Silvester – traditionell der Tag im Jahr, den ich schon mit Ansage richtig doof finde. Aber keine Sorge, eine Wutrede über die absolute Sinnlosigkeit von privaten Feuerwerken und schwachsinniger Böllerei spare ich mir heute, auch wenn sich an meiner grundlegenden Einstellung daran nichts geändert hat. Traditionell ist aber der letzte Tag im Jahr (oder in diesem Fall der vorletzte) auch eine schöne Gelegenheit, darüber zu reflektieren, was gut und was nicht so gut gelaufen ist.

Privat

Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir im Frühjahr eine tolle USA-Reise machen konnten. Einmal die Ostküste von New York nach Miami runtergondeln. Ein absolutes Highlight und für mindestens die nächsten vier Jahre der letzte Trip in »die Staaten«. Bin gespannt, wie das Land aussehen wird, wenn Trump damit fertig ist. Oder nicht nur das Land, die ganze Welt ... Doch ich schweife ab.

Privat war diese Reise das absolute Highlight des Jahres und wird noch lange nachhallen. Meine Begeisterung habe ich auch im Text »Roadtrip mit Raketenstart« mit der Nachwelt geteilt.

Seit dem Sommer gibt’s allerdings viel Sorge um sieche, alte Schwiegereltern – mit allen denkbaren Schikanen und Komplikationen. Andererseits ist das wahrlich kein Einzelschicksal, sondern trifft viele unserer Altersklasse. Das macht es zwar nicht grundlegend besser, tröstet aber ein wenig.

Abgesehen davon sind die meisten Menschen, die mir am Herzen liegen, einigermaßen wohlauf und fidel. Ein weiterer Grund, sehr dankbar zu sein.

Das gilt auch für Scotty, der eigentlich eine ganz eigene Rubrik verdient hätte, sich aber in den vergangenen Monaten so weit »beruhigt« hat (im Rahmen seiner beschränkten Terrier-Möglichkeiten), dass ich kaum noch bemerkenswerte Aufreger finde. Es ist allerdings gut möglich, dass wir uns nach gut drei Jahren inzwischen derart an seine Verhaltenskapriolen gewöhnt haben, dass wir sie als Teil seiner Persönlichkeit akzeptieren – oder als unser Schicksal ...

Beruflich

Da kann ich mich im Großen und Ganzen überhaupt nicht beschweren. Finanziell war 2024 recht erfreulich, auch wenn keine aufregenden Dinge passiert sind. Von den insgesamt fünfeinhalb Neuerscheinungen vielleicht einmal abgesehen:

Letzteres war eine ziemlich spontane Aktion, weil mich so viele meiner Leser:innen darauf angesprochen haben, dass sie lieber ein »richtiges« Buch hätten, statt irgendwelcher kostenloser Downloads auf meiner Webseite. Was soll ich sagen? Selbstverständlich sind mir die Wünsche meiner Fans heilig!

Im Februar hat außerdem meine »Insel der Wale«-Reihe neue Outfits bekommen und erfreut sich seitdem bei der Leserschaft noch größerer Beliebtheit, was mich außerordentlich freut. Es ist außerdem der Beweis dafür, dass es sich lohnt, gelegentlich die eigenen Designentscheidungen zu überdenken. So eine Aktion kann die Backlist deutlich beleben. Selbstverständlich habe ich auch darüber berichtet – in »Freiheit für die Wale«.

Beruflich war 2024 aber vor allem in strategischer Sicht spannend: 2025 starte ich mit den englischen Übersetzungen meiner Kirkby-Reihe (dazu mehr nächste Woche), was EXTREM aufregend ist. Aber auch die anderen beiden Charlottes (Taylor und die »anspruchsvolle« Neue, deren Namen ich noch nicht verrate) haben Aufmerksamkeit bekommen. Nachdem ich im Spätsommer die Rechte meiner »Hot Chocolate«-Reihe von Lübbe zurückerhalten habe, startet Charlotte Taylor Anfang 2025 mit »California Roomies« noch einmal durch (mehr dazu nächste Woche). Und erst Ende November konnte ich die Weichen für die dritte Charlotte neu justieren. Deren Debüt bei Goldmann erscheint zwar nun erst 2026, aber dafür im Hardcover – und es gibt schon interessante neue Überlegungen.

Podcast

»Der literarische Saloon« ist auch nach gut fünf Jahren nicht totzukriegen. Dafür, dass Christian und ich Anfang 2019 beschlossen hatten, so ein »Audio-Dingens« in die Welt zu setzen, bleiben wir fleißig am Ball und erfinden uns immer wieder neu. Für mich ist der Saloon immer noch hauptsächlich Hobby, also eine Sache, die ich in erster Line zu meinem privaten Vergnügen betreibe. Es ist aber schön, dass wir eine treue Fan-Gemeinde haben, die regelmäßig reinhört.

Besonders bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Unser Gemeinschaftsprojekt »Appletree Murders« hat am 1. November das Licht der Buchwelt erblickt – und nach viel Blut, Schweiß und Tränen ist sogar ein lesbares Buch dabei herausgekommen. Zu meiner allergrößten Überraschung habe ich dabei sogar eine gewisse Begeisterung für paranormale Geschichten entwickelt. Eine Fortsetzung ist also nicht völlig vom Tisch. Genau wie viele weitere Saloon-Folgen.

Blog & Newsletter

Unter uns, ich habe schon häufiger darüber nachgedacht, diesen Blog hier aufzugeben. Für meinen Hauptjob – also dem Schreiben und Verkaufen von Büchern – bringt er nämlich so gut wie nichts. Allerdings tummeln sich auf dieser Seite Monat für Monat SEHR viele Menschen (und mutmaßlich noch mehr Bots, aber das ist wieder eine andere Geschichte), die sich nicht nur über mich und meine Bücher informieren wollen, Gratis-Angebote abgreifen oder sich in meine Newsletter-Listen eintragen, sondern auch meine Texte lesen, die ich Montag für Montag veröffentliche.

Ich habe mir den Spaß erlaubt und die Gesamtwortzahl aller in 2024 erschienenen Artikel addiert: Es wäre ein veritabler Roman mit etwa 300 Seiten! Auch das gibt mir zu denken. Die Zeit, die ich für diese Texte investiere, könnte ich also locker für einen weiteren Roman nutzen. Vor allem, wenn ich auch noch die Wortanzahl meiner Newsletter dazurechne. Geschäftlich wäre das womöglich eine schlaue Entscheidung, doch der Blog bleibt genauso bestehen, wie meine inzwischen drei Newsletter! Neben meinem »Dienstags-Update« und meinen »Letters from Kirkby« gibt es inzwischen auch eine englischsprachige Version. Insgesamt stehe ich auf diesem Weg mit gut 8.000 Menschen in Kontakt – darauf kann und will ich natürlich nicht verzichten, zumal mir diese regelmäßigen Mails als einzige Marketingmaßnahme sinnvoll erscheinen und zudem auch noch Spaß machen.

Wer im Einzelnen meine Blogartikel liest, weiß ich hingegen nicht. Bestimmt wird es Überschneidungen zu Leser:innen, Newsletter-Abonnent:innen und auch Podcast-Zuhörenden geben, aber es sind ganz sicher auch andere Leute, die mit meinem Haupterwerb (den Büchern) und meinem Hobby (dem Podcast) gar nichts am Hut haben. Du wunderbares anonymes Wesen – diese Zeilen sind für dich! Wenn du magst, stell dich doch einfach mal vor. Gerne per Mail.

Diverse Expert:innen sind sich übrigens einig, dass ein Blog heutzutage eigentlich gar nichts mehr bringt (und schon gar nicht zum Bücherverkaufen taugt – in diesem Punkt muss ich ihnen recht geben). Aber wenn man sich trotzdem darauf einlässt, sollte er unbedingt eine thematische Konstanz liefern. Nun ja, das kann ich leider auch nicht bieten, sondern nur eine bunte, eklektische Mischung aus Themen, die mich gerade umtreiben oder Werbung in eigener Sache (wo, wenn nicht hier?).

Zwei große Artikel haben in 2024 sogar für einiges an Aufsehen gesorgt. Selbstverständlich mit Themen, die ÜBERHAUPT nichts mit meinen Büchern zu tun haben. Mein als Artikel getarnter Leserbrief »Die Rache der Moody-Bitch« ist sogar auf Instagram viral gegangen. Ich habe ihn gerade noch einmal durchgelesen und festgestellt, dass ich unter »Updates« nichts hinzugefügt habe. Vermutlich weil ich bis heute auf eine Antwort von Herrn Bartens warte ... Auch »Childless Dog Lady« hat für einiges Aufsehen gesorgt – und hoffentlich auch für ein wenig Nachdenken.

Gesellschaft & Politik

Wenn ich die eben lang und breit aufgelisteten Punkte ansehe, komme ich zum Schluss, dass mein Jahr eigentlich recht erfreulich war. Natürlich ist nicht immer alles glatt gelaufen. Vielfach musste ich gegen Windmühlen kämpfen und einige massive Stolpersteine umschiffen. Doch das waren alles Dinge, die ich selbst in der Hand hatte. Entweder, weil ich die Umstände direkt beeinflussen oder weil ich zumindest meine Einstellung justieren konnte.

Im Hinblick auf das Weltgeschehen gelingt mir das leider nicht. Und wenn ich auf die immer schlimmer werdenden Kriege und Konflikte gucke, auf die verheerenden Wahlergebnisse (Landtagswahlen in Deutschland, USA ...), auf die immer tiefer werdende Spaltung zwischen Bevölkerungsschichten (weltweit und auch ganz lokal), auf die totale Ignoranz in Bezug auf Klimawandel, Umwelt- und Naturschutz, auf die unerträgliche Schwarz-Weiß-Malerei, auf den epidemisch auftretenden, unerträglichen Dogmatismus – dann fällt es mir schwer, meine eigentlich positive Bilanz zu behalten. Wie soll man optimistisch bleiben angesichts einer neuerlichen Trump-Regierung? Angesichts der gescheiterten Ampel-Regierung und dem drohenden Grauen der nächsten Bundestagswahl? Angesichts von Menschen im engeren Umfeld, die plötzlich ganz seltsame Abzweigungen nehmen und höchst fragwürdige Ansichten teilen?

Mir ist schon klar, dass sich die meisten Menschen nach einfachen Antworten sehnen. Je komplexer die Welt wird, desto klarer soll eine Ansage von »oben« oder von »vorne« oder »von jemandem mit Eiern« sein. Dabei übersieht man aber leicht, dass das Leben nie einfach ist (und auch nie war – selbst in »der guten alten Zeit« nicht), sondern immer voller Ambivalenzen. Das zu akzeptieren, ist anstrengend. Seinen eigenen Weg im vermeintlichen Chaos zu finden, ebenfalls. Aber meiner Ansicht nach, ist es absolut alternativlos, denn alles andere öffnet stumpfem Populismus Tür und Tor.

Leider kann ich bei den meisten meiner Mitmenschen kaum den Willen erkennen, diese innere und äußere Zerrissenheit auszuhalten und sachte und wohlüberlegt zu handeln. Ich nehme mich dabei gar nicht aus. Meine Bereitschaft, Toleranz gegenüber Trump-Fans, Corona- und/oder Klimawandel-Leugner:innen, AFD- (und ja, auch FDP!-) Wählenden, Grünen-Hassern, Verbrenner-Lobbyisten usw. zu zeigen, geht inzwischen auch gegen null. Und ich habe leider auch keine Lösung parat, wie ein sinnvoller Dialog möglich sein könnte.

Stattdessen versuche ich, Kraft und Energie daraus zu ziehen, dass ich weitgehend in einem ideologisch stabilen und diversen Umfeld lebe, in dem ich mich gut aufgehoben fühle. Aus dieser Sicherheit heraus kann ich meine Geschichten und meine Artikel schreiben, mit denen ich nicht so wenige Menschen erreiche und in ihnen vielleicht etwas bewege. Ein bisschen Hoffnung ist also noch da.

In diesem Sinne: Lassen wir 2024 ziehen und hoffen auf ein erfreuliches 2025!

PS: Mir fällt gerade auf, dass ich im ganzen Text keine Silbe über KI geschrieben habe, obwohl die vermeintlich intelligenten Maschinen 2024 eines der ganz großen Themen waren. In allen Lebensbereichen, aber auch ganz konkret in meiner eigenen Realität und Arbeitswelt. Ich werde diesen Bereich für einen der nächsten Artikel aufsparen, schließlich gibt’s ohnehin gefühlt täglich Neuigkeiten. Bis dahin verweise ich auf meinen Text vom Sommer »Keine Angst vor KI?!«, den ich zwar auch schon wieder an einigen Punkten updaten könnte, aber meine grundlegende Botschaft stimmt schon noch.