Carin Müller bloggt ...

Gnarf!

Wenn einfach alles nervt

Heute ist ein sehr guter und gleichzeitig ein sehr schlechter Tag. Genau genommen trifft das derzeit auf die meisten Tage zu. Die notorische Optimistin in mir sucht das Blümchen in jeder Mauerritze und die Hoffnung im andauernden Pandemie-Pandämonium. Und sie wird auch immer fündig. Jeden Tag. Allerdings kann das langsam nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Nervenkostüm immer dünner wird. Im Jahr Zwei der Corona-Seuche gehen mir langsam die Antikörper aus. In jedem Wortsinn.

Doch zurück zu meiner Eingangsthese. Es gibt Gründe, warum heute ein guter Tag ist – und warum er sich gleichzeitig auch verdammt mies anfühlt.

Heute ist ein guter Tag, weil ...

Ich schreibe diesen Artikel am Freitag, den 9. April. Und es ist ein sehr guter Tag, weil heute meine Belegexemplare von »Highland Hope – Ein Bed & Breakfast für Kirkby« angekommen sind. Ausgesprochen ansehnliche Taschenbücher mit sogenannter Klappbroschur und glänzender Schrift. Ganz zauberhaft. Dieser Roman war übrigens der letzte, den ich VOR der Pandemie geschrieben habe.

Heute ist auch ein guter Tag, weil ich mich auf die offizielle Veröffentlichung freue. Ab Dienstag, den 13. April wird dieser Roman in (hoffentlich!) allen Buchläden auf willige Käufer*innen warten.

Heute ist ein superguter Tag, weil ich eine ziemlich tolle Nachricht von meiner Agentin bekommen habe.

Das sind alles ziemlich valide Gründe der Freude. Und ja, ich freue mich auch sehr. Aber. ABER ...

Heute ist ein mieser Tag, weil ...

Die Freude ist jedoch ziemlich getrübt, weil ich eigentlich eine große »Book-Launch-Party« feiern wollte. Ganz altmodisch mit echten Menschen, Alkohol, Knabberzeug und einem rauschenden Fest. Vielleicht sogar mit einer Lesung vor realen, analogen Menschen, die lachen, atmen (hoffentlich), mitfiebern und sich freuen. Findet nicht statt. Aus Gründen. Ist auch okay und verständlich. Aber halt eben auch verdammt schade.

Heute ist ein mieser Tag, weil ich nicht einmal sicher sein kann, ob am 13. April die Buchläden überhaupt geöffnet sein werden. Das kann sich stündlich ändern – mit irren Volten in die eine oder in die andere Richtung.

Heute ist ein mieser Tag, weil selbst die tolle Nachricht der Agentin nur nach Corona-Maßstäben cool ist. Unter »normalen« Umständen wäre es eher ... aber lassen wir das. Denn was ist schon normal? Wird es das Vor-Corona-Normal jemals wieder geben? Und wäre das überhaupt erstrebenswert?

Heute ist ein mieser Tag, weil ich mir über so viele Dinge Gedanken machen muss und es einfach nicht schaffe, mich wirklich ausgelassen zu freuen. Außerdem ist heute Prinz Philip gestorben. Im gesegneten Alter von 99, aber hey, ich habe damit gerechnet, dass er ewig durchhält. Zumindest aber 100 wird (wäre am 10. Juni 2021 so weit gewesen).

Gnarf - Highland Hope

Der verdammte Impfneid

Die aktuelle Krise hat ja einige absonderliche Wortneuschöpfungen geprägt – die neueste: Impfneid. Und ich gebe zu, dass ich gerade ganz massiv darunter leide. Natürlich freue ich mich für jeden, der seine Piekser schon bekommen oder wenigstens einen Termin dafür in Aussicht hat. Gleichzeitig merke ich, wie ich immer ungeduldiger werde. Ich will auch! Unbedingt. Egal mit welchem Vakzin. Aber das wird wohl noch ein ganzes Weilchen dauern – weil ich (glücklicherweise) keiner Risikogruppe angehöre. Wobei mein Corona-Speck langsam Dimensionen annimmt, dass ich locker als ordentlich übergewichtig durchgehe ... (Was übrigens auch ein Grund für miese Laune und miese Tage ist!)

Ich will also diese Impfung, damit der Lagerkoller endlich Aussicht auf Ende hat. Menno.

Die von mir sonst exzessiv gepflegte Selbstbeschwichtigung (»so schlimm ist es ja gar nicht«, »anderen Leuten geht’s viel schlechter«) funktioniert übrigens auch nicht mehr, denn den Leuten, denen es so viel schlechter geht, geht’s ja auch nicht deshalb besser, weil ich behaupte, dass alles nicht so schlimm ist. Oder?

Recht auf miese Laune

Auch wenn ich normalerweise auf diesem Kanal eher Heiterkeit und Frohsinn verbreiten möchte (wem mach ich was vor?), jeder hat ein Recht darauf schlecht gelaunt zu sein. Jeder darf traurig sein und gelegentlich mal Dampf ablassen. So lange das nicht in durchgeknallten Querdenker-Demos ausartet, ist alles fein.

Alternativ könntet ihr auch meinen neuen Roman lesen. Der macht garantiert gute Laune. Zumindest kurzfristig. Leider hilft mir diese Option nicht, denn ich kenne die Story ja schon ... Ich werde also wieder das tun, was ich schon seit über einem Jahr fast permanent mache: Ich stürze mich in die nächste Geschichte.

Bis nächste Woche – dann hoffentlich wieder mit mehr Charme meinerseits.