Carin Müller bloggt ...

Backlist Pflege

Wie kümmere ich mich am besten um meine Alttitel?

Die beliebte Autoren-Binsenweisheit, wonach das beste Marketingwerkzeug für ein Buch ein weiteres Buch ist, lässt sich nur schlecht von der Hand weisen. Leider geht dabei etwas unter, was mindestens ebenso wichtig ist: eine gut gepflegte Backlist! Also sämtliche früher veröffentlichte Titel. Es kann schließlich gut sein, dass Lesende derart begeistert von dem »neuen« Roman sind, dass sie gar nicht genug von der Schriftstellerin oder dem Autor bekommen.

Was heißt »gut gepflegt«?

Ich muss mir da an die eigene Nase fassen: Romane, die vor einigen Monaten oder gar Jahren erschienen sind, segeln in meiner Wahrnehmung gerne unterm Radar. Warum sollte ich mir also die Mühe machen, sie mir noch einmal genauer anzusehen, »wenn sie doch eh nicht (mehr) laufen«?

Das genau ist die Crux dabei – allerdings muss man unterscheiden. Bei verlegten Geschichten kann man nicht viel tun, so lange der Vertrag läuft, aber bei selbstveröffentlichten Büchern, ist ein wenig TLC (also Tender Love and Care, sprich Zuwendung und Liebe) wichtig.

Ich selbst räume derzeit heftig in meinem »Alt-Regal« auf. Die Rechte meines Debüts »Mopsküsse« und seines Nachfolgers »High Heels und Hundekuchen« (2009 bzw. 2012 bei Goldmann erschienen) liegen wieder bei mir und ich bin gerade dabei, die beiden romantischen Komödien auf Vordermann zu bringen, um sie im Sommer unter neuen Titeln, mit neuen Covern und Klappentexten erneut zu veröffentlichen.

Wen interessieren schon die alten Kamellen?

Nur weil ein Buch für mich als Autorin und meine Hardcore-Fans alt ist, muss es das nicht in der Wahrnehmung anderer Lesender sein. Die überwältigende Mehrheit aller potenziellen Leserinnen und Leser hat nämlich von mir bislang weder etwas gehört noch etwas gelesen und JEDE meiner Geschichten ist für diesen Personenkreis neu. Also warum nicht mal in ein neues Cover investieren? Den Klappentext überarbeiten und vor allem überprüfen, ob der Roman überhaupt in den richtigen Kategorien und mit den richtigen Keywords, also sinnvollen Suchbegriffen, gelistet ist?

Gestern habe ich mir den »Spaß« gemacht, mir mal die Kategorien und Keywords meiner ersten selbstveröffentlichten Romane »Gefühlte Wahrheit« und »Hundstage« anzusehen. Puh. Das war alles noch auf dem Stand von 2014, als ich die Bücher angelegt habe – und es nicht besser wusste, bzw. mich nicht sonderlich dafür interessiert habe. Dabei waren die Informationen schon damals überall nachzulesen. Beispielsweise in der Selfpublisherbibel, wo sich zahllose Artikel zur Relevanz der korrekten Keywords und der passenden Kategorien finden.

Doch besser spät als nie. Ich bin gerade dabei, alle Bücher auch unter diesen Aspekten zu überarbeiten. Das ist zwar viel Arbeit, die wenig Spaß macht, aber idealerweise sollen meine »Alttitel« ja vor allem etwas für mich tun: Geld verdienen nämlich. Dafür könnte ich ihnen doch gute Voraussetzungen bieten.

Das Tool, das ich für die Keyword- und Kategoriensuche nutze und das eine unglaubliche Arbeitserleichterung bietet, heißt Publisher Rocket. Damit ist es immer noch ein bisschen mühsam, aber längst nicht mehr so ein hoffnungsloses Ratespiel, wie bisher.

Muss ich die Geschichten überarbeiten?

Vor der Frage stand ich auch, als ich mir »Mopsküsse« und »High Heels und Hundekuchen« vorgeknöpft habe. Mein Schreiben hat sich in den letzten Jahren extrem verändert – und ich hoffe auch verbessert. Aber auch meine Herangehensweise an Stoffe. Will heißen, ich würde heute Geschichten wie mein Debüt überhaupt nicht mehr schreiben. Sind sie deshalb schlecht? Das liegt sicher im Auge des Betrachters. Ich habe mich dazu entschlossen, die Romane im Wesentlichen so zu lassen, wie sie sind, und habe lediglich iPods, Blackberrys, Klapphandys, Nerzmäntel und ähnliche Absonderlichkeiten geändert, weil ich da selbst beim Lesen massiv darüber gestolpert bin. Wenn man so will, habe ich die Geschichten nur etwas zeitloser gestaltet, sonst nichts.

Was ich aber hinzugefügt habe, sind Hinweise auf meinen Newsletter gleich am Anfang des Buches (so dass man selbst in der Leseprobe darauf stößt) und eine Übersicht über meine anderen Veröffentlichungen unter allen Pseudonymen. Theoretisch könnte man jeden Titel mit einem Shoplink versehen (und viele Ratgeber schwören darauf), aber darauf habe ich verzichtet. Es wird bei den Veröffentlichungen nur einen Link geben, der zu einem übersichtlichen PDF-Katalog führt, in dem all meine Bücher kompakt dargestellt werden. So muss ich immer nur die PDF-Datei ändern, nicht aber einzelne Shoplinks, die ohnehin oft fehlerhaft sind.

Alle Bücher in diesem Katalog habe ich mit jeweils einem Link versehen, der zu einer Landingpage führt, in dem alle möglichen Shoplinks aufgezeigt sind, wo man den Titel überall kaufen kann (längst nicht alle Lesende sind Amazon-Kunden).

So sieht die Landingpage von "Lebe, als gäbe es kein Morgen" aus.

So sieht die Landingpage im Falle von »Lebe, als gäbe es kein Morgen« aus. Diese Sammellinks nutze ich nun auch auf meiner »Bücher«-Seite bei der ausführlichen Präsentation jedes Einzeltitels. Dafür nutze ich die kostenlose Software books2read.com.

Was kann ich sonst noch tun?

Ich habe mir vorgenommen, jeden Freitag einen Alttitel auf meinen Social Media-Kanälen vorzustellen und auch in meinen Newslettern regelmäßig darauf hinzuweisen, dass es von mir noch eine Menge Lesestoff gibt. Auch da kommt wieder der PDF-Katalog ins Spiel, den man ganz einfach verlinken kann und nicht etwa einen fetten Anhang (der zweifellos als Spam angesehen würde) versenden muss.

Ich stehe selbst erst am Anfang meiner Backlist-Challenge und werde mir eine Notiz in den Kalender machen, dass ich in einem Jahr ein Update zum Thema veröffentliche. Für weitere Ideen bin ich sehr dankbar. Schreibt mir einfach an . Ich freue mich!