Carin Müller bloggt ...

Hoffnung, Mut & Zuversicht

Was hilft in der aktuellen Situation: Hoffnung, Mut und Zuversicht

Drittes Jahr Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Klimawandel – das sind nur drei der offensichtlichsten Stimmungskiller, mit denen wir konfrontiert sind, sobald wir uns ins Internet wagen, das Radio anstellen, eine Zeitung durchblättern oder uns durchs Fernsehprogramm zappen. Je nach Medium und Quelle werden die Nachrichten mehr oder weniger plakativ dargestellt, dramatisch ist die Situation aber aus jedem Blickwinkel. Daneben gibt es auch noch die »normalen« Probleme: Stress im Job, Ärger mit dem Partner oder der Familie, Krankheiten, Schicksalsschläge, Sinnkrisen. Davor ist niemand gefeit. Und manchmal reicht dann ein einziges Bild, und die mühsam zusammengehaltene Selbstbeherrschung bricht endgültig zusammen.

Wie soll man dann nicht verzweifeln? Wie soll man nicht verbittern? Wie soll man überhaupt weiterleben können?

Wenn die Angst gewinnt, hat man verloren

Es ist die eigene Macht- und Hilflosigkeit, die uns (verständlicherweise) Angst macht. Aber Angst ist wahnsinnig destruktiv. Zunächst lähmt sie uns, doch dann schlägt sie oft um in Depression und/oder Wut und Hass. Wir werden immer dünnhäutiger, empfindlicher – und egoistischer. Denn plötzlich beziehen wir all diese Ereignisse auf uns, selbst wenn sie objektiv betrachtet nichts mit uns als Individuum zu tun haben. Wer werden misstrauisch und verachten Leute, die anders denken. Das ist schlecht für die Gemeinschaft, aber vor allem schaden wir uns selbst damit. Niemand will im Grunde des Herzens ein verbiesterter, unglücklicher und aggressiver Mensch sein. Und doch können wir scheinbar nicht raus aus unserer Haut.

Angst ist grundsätzlich ein wichtiges Gefühl, das uns wachsam und aufmerksam machen soll, aber vor allem ist sie nur ein Gefühl. Angst ist nicht real. Angst existiert nur in unseren Köpfen. Und daraus sollten wir sie schleunigst verbannen und versuchen, die quälende Lage mit etwas Abstand zu betrachten. Oder man beginnt, zu handeln. Wenn man ein paar Stunden in einer Suppenküche aushilft oder einsamen Menschen telefonisch ein Ohr leiht, hat man schon viel weniger Zeit, sich zu fürchten.

Außerdem ist es absolut okay, sich abzugrenzen. Der Ukraine-Krieg wird nicht dadurch zu einem guten Ende gebracht, wenn wir jede Sondersendung und jede Horrornachricht in Endlosschleifen konsumieren. Genau wie es das Virus nicht von der Verbreitung abhalten wird, wenn wir nervös auf unsere Warn-Apps starren und stündlich die neuesten Zahlen aus dem Robert-Koch-Institut checken.

Nicht falsch verstehen, ich bin unbedingt dafür, sich gut zu informieren, aber dafür reicht eine seriöse Nachrichtensendung am Tag oder eine gute Zeitung. Ich bin absolut überzeugt davon, dass ein Zuviel an Information genauso schlecht ist, wie ein Zuwenig. Vor allem wenn man mit »doom scrolling« beginnt, wie es eine britische Kollegin nennt und damit meint, dass man sich in den sozialen Medien von einer Horrornachricht zu nächsten klickt und dabei auch noch jeden absurden Troll-Kommentar liest. Das ist garantiert der schnellste Weg in den Irrsinn.

Selbstfürsorge als Gegenmittel

Selbstfürsorge ist ein wahnsinnig überfrachteter und ideologisch aufgeladener Begriff, und doch fällt mir kein anderer ein, der ähnlich passend ist. Vielleicht kann man am ehesten noch mit den Sauerstoffmasken im Flugzeug vergleichen. Beim Flugbegleiter-Sicherheits-Ballett vorm Start werden wir ja immer darauf hingewiesen, dass man im Falle eines Druckabfalls zunächst sich selbst eine Sauerstoffmaske aufsetzen möge und erst dann Kindern und hilflosen Personen assistieren soll. Was egoistisch klingt, ist absolut sinnvoll. Nur wenn man selbst sicher und gut versorgt ist, kann man anderen Menschen helfen.

Also achten wir auf uns. Machen Dinge, die uns guttun, damit wir wieder Energie dafür haben, den Menschen zu helfen, die es nötig haben. Wir dürfen ohne schlechtes Gewissen lachen, Freude empfinden und glücklich sein, denn es hilft niemandem, wenn wir weinen und traurig sind.

Wie diese Selbstfürsorge aussieht, ist individuell wie wir und es gibt sicher kein Patentrezept. Ich selbst habe meinen Nachrichtenkonsum dramatisch eingedampft (und dabei habe ich mich immer als News-Junkie beschrieben), bin nur noch sporadisch in den sozialen Medien unterwegs und betreibe mit Serien wie Downton Abbey Eskapismus pur. Dass ich jeden Tag mehrere Stunden mit meinem Hund Scotty an der frischen Luft bin, hilft auch. Seitdem schlafe ich auch wieder deutlich besser und bin längst nicht mehr so bissig und ungerecht meinen Mitmenschen gegenüber.

Aber natürlich frage auch ich mich, was ich konkret tun kann. Ich habe schon einiges gespendet – vor allem Geld – und konzentriere mich ansonsten darauf, was Menschen Freude macht: meine Bücher zu lesen nämlich. In meinen Geschichten herrscht wahrlich nicht nur heile Welt, aber die Probleme sind überschau- und lösbar und das gibt mir – und offensichtlich auch vielen Leser*innen – ein gutes Gefühl.

Hoffnung, Mut & Zuversicht

Ich wurde kürzlich von einer Bloggerin ein einem Interview gefragt, was ich mir, meinen Lieben uns meinen Lesern in diesen Zeiten wünsche. Meine Antwort lautet: Ich wünsche uns allen Hoffnung, Mut und Zuversicht. Verzweiflung, Wut und Angst sind so destruktiv und helfen niemandem weiter.

Die wenigsten von uns werden in der Lage sein, ein wirksames (und allgemein akzeptiertes) Medikament gegen Covid19 zu entwickeln. Die wenigsten von uns werden eine erfolgreiche Friedensmission starten können. Die wenigsten von uns werden den Klimawandel stoppen können. Aber jede*r Einzelne kann dafür sorgen, dass er/sie nicht zum Superarschloch mutiert, sondern ein zugewandter, empathischer, liebevoller Mensch wird oder bleibt. Damit wäre sehr viel gewonnen. Für dich, für mich, für unser enges Umfeld und die ganze Welt.