Carin Müller bloggt ...

Die Rache der Wasserpferde

Charlotte McGregor: Highland Crime - Die Tote Tänzerin: Der erste Fall von King & König

Tadaaaa! Das ist das Cover meines allerersten Krimis. Ich bin ziemlich begeistert, was meine Coverfee Sabine da wieder gezaubert hat. Die optische Nähe zu »Highland Happiness« ist natürlich kein Zufall. »Highland Crime – Die tote Tänzerin (King & König ermitteln)« spielt in Kirkby – und es gibt ein Wiedersehen mit bekannten Figuren.

Ehe Fans aber nun entsetzt aufstöhnen, kann ich gleich Entwarnung geben: Keiner der heißgeliebten Dorfbewohner wird gemeuchelt und niemand von ihnen wird zum Mörder! Ehrenwort!!! Und ich verspreche gleich mal weiter, dass Kirkby auch weiterhin ein friedlicher Sehnsuchtsort für alle Lesenden bleiben wird. Also tief durchatmen. Und vielleicht einfach mal über den Tellerrand gucken, was die McGregor kriminell so drauf hat.

Das ist offengestanden (und kaum verwunderlich) nicht so fürchterlich viel, denn ich kann wirklich harten Krimis und Thrillern selbst überhaupt nichts abgewinnen. Daher ist auch »Highland Crime« eher kuschelweich gespült. Der Fokus der Geschichte liegt eindeutig nicht auf großem Drama, sondern auf sehr viel Humor. Es muss sich also niemand fürchten und grausen, sondern darf sich auf amüsante Lesestunden freuen.

Dafür sorgt mein unfreiwilliges Ermittler-Duo »King & König«, die zwar von Polizeiarbeit wenig Ahnung haben und einander zunächst auch nicht sonderlich grün sind, aber letztlich gemeinsam die Fälle lösen. Oder zumindest den ersten Fall, denn ob es eine Fortsetzung geben wird, entscheidet die werte Leserschaft. Lust hätte ich jedenfalls schon.

Wer sind King & König?

Fanny König (45, kurvig, rotblond, blaue Augen) ist eine geschiedene Dirndlschneiderin. In ihrer Heimatstadt München hält sie derzeit nichts: Ihr Schneideratelier ist abgebrannt, ihr Sohn Louis studiert im Ausland und so erfüllt sie sich ihren Lebenstraum: eine ausgedehnte Auszeit in Schottland! Begleitet wird sie dabei von ihrem Rauhaardackel Rudi, der über mehr Persönlichkeit verfügt, als gut für ihn ist, und ihren Lieblingsdirndln, die sich in den Highlands gar nicht so übel machen.

George King (45, groß, markant, geheimnisvoll) heißt in Wirklichkeit anders und hat eine Vorgeschichte, über die er nicht sprechen darf. Er steht nämlich auf der Todesliste der sizilianischen Mafia und gibt sich seit zwei Jahren in Kirkby als zurückgezogenen, leicht schnöseligen Gentleman, der jedoch den spitzzüngigen Blog »The King’s Speech« verfasst, der von den Bewohnern nicht immer gefeiert wird. Gut, dass bislang niemand weiß, dass er dahinter steckt.

Leseprobe aus dem Kapitel »Die Rache der Wasserpferde«:

Es war mir ziemlich unangenehm, derart im Mittelpunkt zu stehen – oder vielmehr zu sitzen, denn ich saß ja immer noch an meinem Tisch, war aber inzwischen von einer wahren Menschentraube umringt. Ivy schluchzte immer noch, Jon wirkte betroffen, doch nun scharten sich auch die Tänzerinnen und die beiden Muskelmänner um mich und bombardierten mich mit Fragen.

»Ich hab doch auch keine Ahnung«, wehrte ich schließlich mit wachsender Verzweiflung ab. »Ich habe Gwen lediglich tot im Wasser treibend entdeckt.«

»Wenn die junge Dame gestern Abend noch gelebt hat, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie heute am frühen Morgen bereits an der Wasseroberfläche aufzufinden war«, schaltete sich nun der Schnösel-Lord ein. »Frisch ertrunkene Menschen sinken zunächst einmal ab. Erst wenn sich nach ein paar Tagen oder Wochen Fäulnisgase bilden, steigen sie wieder nach oben. Deshalb bieten Wasserleichen in der Regel ja auch einen sehr unschönen Anblick.« Er tippte sich mit einem wohlmanikürten Finger gegen das Kinn.

»Angenehm war es ganz sicherlich nicht«, entgegnete ich. »Aber sie sah nicht aufgedunsen oder so aus.«

»Aber warum trieb sie dann an der Oberfläche?« Er sah mich mit einem Blick an, als würde er grundlegend den Wahrheitsgehalt meines Berichtes anzweifeln.

»Vielleicht, weil sie nicht ertrunken ist, sondern vorher ... ähm ...anderweitig zu Tode kam?«, konterte ich. Ich scheute mich davor, laut von Mord zu sprechen, obwohl mir das als die wahrscheinlichste Möglichkeit erschien.

»Auch dann würde eine Leiche absinken«, sagte er im Brustton der Überzeugung und ich fragte mich unwillkürlich, wieso er sich so gut damit auskannte. Hatte er am Ende auch einen Ehemann bei der Polizei? Oder eine Gattin, die in der Pathologie arbeitete? Oder ...?

»Vielleicht war es ein Each Usige«, mischte sich nun einer der muskulösen Baumstammwerfer ein und ich fragte mich unwillkürlich, ob das der von Daisy erwähnte ominöse Lover sein könnte. Er sah nicht schlecht aus, wenn man auf stark tätowierte Hünen stand, machte aber nicht den Eindruck, als sei er sonderlich erschüttert.

»Ein was?«, fragte ich jedoch, denn von einem ea-Dingens hatte ich noch nie gehört.

»Ein Wasserpferd«, erläuterte der Seidentuch-Lord. »Auch Kelpie genannt. Das sind schottische Fabeltiere, denen nachgesagt wird, Menschen in die Tiefe ihrer Heimatgewässer zu locken und sie dort zu töten und zu fressen. Solche Tiere gibt es aber nicht nur in der schottischen Sagenwelt, sondern in vielen Regionen der Welt. Auch in der griechischen Mythologie ...«, dozierte er weiter.

»Sie war jedenfalls nicht angenagt«, unterbrach ich ihn. »Und irgendwelche Fabelpferde scheinen mir dann doch arg weit hergeholt. Dann könnte man ja gleich Nessie die Schuld an Gwens Tod geben.«

»Die kleine Schwester meiner Urgroßmutter wurde von Nessie zu Tode erschreckt und ist dann im See ertrunken«, schaltete sich nun eine der Tänzerinnen ein, ein zierliches Mädchen mit Spitzmausgesicht und großen dunklen Augen.

»Der Schwager meines Opas ist ebenfalls im Loch Ness verschwunden«, sagte nun eine Frau mit eindeutig amerikanischen Akzent. Sie trug praktische Trecking-Kleidung und war eindeutig eine Touristin, doch natürlich waren auch sie und ihr Begleiter vom Aufruhr im Gastraum wie elektrisiert. »Wir machen diese Reise sozusagen zu seinem Andenken. Also nicht nur, aber auch. Ich glaube jedenfalls fest an die Existenz von Nessie.«

»Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass übernatürliche Wesen am Werk gewesen sein sollten«, behauptete ich und Rudi stieß ein zustimmendes Grollen aus. Ihm waren die vielen Menschenbeine um unserem Tisch sichtlich unangenehm.

»Das kann man als Auswärtige leicht behaupten«, sagte Jon mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck. Fand er das etwa amüsant?

»Gelegentlich hat man von außen einen neutraleren Blick«, gab ich etwas eingeschnappt zurück und wieder dröhnte Poldis Stimme in meinem Kopf: »Halt dich da raus!« Doch natürlich ignorierte ich sie. »Vielleicht sollten wir uns einfach mal auf die Tatsachen konzentrieren: Gwen wurde heute Morgen tot im Loch Ness gefunden. Mehr kann hier niemand mit Sicherheit hinzufügen.« In der Sekunde, als ich diesen Satz ausgesprochen hatte, dämmerte mir, dass er womöglich nicht stimmte. Derjenige, der Gwens unglücklichen Zustand zu verantworten hatte, könnte sehr wohl mehr wissen. Und er oder sie könnte sich problemlos hier im Gastraum befinden. Ich fröstelte und gleichzeitig wurde mir auch richtig heiß. Und dann fiel mir noch etwas anderes ein: »Gwen hatte eine Daunensteppweste an. Die hat womöglich für den nötigen Auftrieb gesorgt.«

»Interessante These«, sagte der geschniegelte Lord vom Nebentisch. Langsam sollte er sich mir mal vorstellen. Er warf mir einen nicht mehr ganz so abschätzigen Blick wie sonst zu. »Daran könnte tatsächlich was sein. Aber das erklärt natürlich immer noch nicht, warum sie ins Wasser gegangen war.«

»Und wenn es doch Selbstmord war?«, spekulierte eine weitere Tänzerin. »Ich meine, Gwen stand unter massivem Druck. Sie war zwar die Favoritin, aber die Konkurrenz schläft nicht. Und bei solchen Tanzwettbewerben ist alles denkbar ...« Sie ließ ihren Blick über einige ihrer Kolleginnen gleiten und ich sah mir die Frau genauer an.

Sie war hellblond, von sehr eleganter Statur und hatte eiskalte Augen. Ob sie eine derjenigen wäre, die von Gwens Ausscheiden profitieren konnte? Von der Suizid-These hielt ich nach wie vor nichts. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine Lebensmüde sich unmittelbar vorher noch für sehr viel Geld neu einkleiden ließ. Andererseits war ich natürlich auch keine Expertin. Ich zuckte nur ratlos mit den Schultern.

»Nie im Leben hätte sich Gwen selbst etwas angetan«, sprach die spitzmausige Kollegin im Brustton der Überzeugung. »Da hätte ich ihr eher zugetraut, dass sie ihre Konkurrenz aus dem Weg räumt, aber doch nicht sich selbst.«

Oh? Das war auch interessant. Ich schielte zum Paisley-Grafen, der ebenfalls erstaunt eine Braue gehoben hatte und sich tatsächlich Notizen in ein ledergebundenes Buch machte. Mit einem Füller!

»Oder es war doch ein Each Usige«, brummte der Tätowierte wieder.

»Hätte Nessie nicht etwas dagegen, wenn sich in ihrem Revier noch andere Fabeltiere tummeln?«, entfuhr es mir – und prompt erntete ich für diese doch naheliegende Frage böse Blicke der Eingeborenen.

»Es gibt keine verlässlichen Aufzeichnungen darüber, ob das Seeungeheuer eine friedliche Koexistenz mit Kelpies eingehen würde oder nicht.« Nun zuckte es in des Klugscheißers Mundwinkeln und sein Füller huschte über den Bogen seines Notizbuchs.

»Kelpies sind weitverbreitet. Es gibt sie in praktisch jedem Gewässer«, erklärte mir nun der Athlet mit vollkommen ernster Stimme. »Deshalb sollte man niemals außerhalb eines Schwimmbades ins Wasser gehen. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass auch im Loch Ness Wasserpferde leben.«

»Danke für den wertvollen Hinweis«, murmelte ich leise und fügte dann lauter hinzu: »Stellt sich aber trotzdem die Frage, was Gwen gestern Abend oder in der Nacht am Loch Ness zu suchen hatte. Denn auch wenn ich nicht so bewandert in schottischer Mythologie bin, ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass ein Wasserpferd sie hier in Kirkby bezirzt hat, oder? Bis zum See sind es ja doch ein paar Kilometer.«

»Den Ruf der Wasserpferde kann man meilenweit hören«, behauptete nun die amerikanische Touristin, die offenbar ebenfalls Expertin in der Materie war. »Ich kann mir vorstellen, dass sie von einer unbestimmten, aber unwiderstehlichen Sehnsucht getrieben wurde. Dann ist sie an den See gelaufen und hat dort ihr Schicksal gefunden.« Sie legte mit theatralischer Geste eine Hand auf ihre Brust und seufzte.

»Gelaufen müsste sie wirklich sein, denn ich habe vorhin ihr Auto im Trailerpark am Herrenhaus gesehen«, berichtete die kühle Blonde.

Ich sah, wie auch diese interessante Information im ledernen Notizbuch des vermeintlichen Landadeligen landete. Ich selbst fand diese Information ebenfalls außerordentlich bemerkenswert, denn sie stützte ja wieder Daisys These, dass Gwen eine Liebelei mit einem der starken Männer am Laufen hatte, die in ihren schicken Wohnmobilen logierten.

»Habe ich das richtig gehört?«, rief plötzlich eine aufgebrachte Männerstimme, und ich sah, wie ein rothaariger Mann mit einem Schwall kalter Luft in den Pub gestürmt kam. »Eine unserer Tänzerinnen ist tot?«

»Behauptet jedenfalls Fanny«, sagte Ivy, die ihr Schluchzen unterbrochen hatte und nun auf mich deutete.

Lust auf mehr?

Eine ausführliche Leseprobe (genauer gesagt die ersten fünf Kapitel in der Rohversion) findest du auch in meinem Buch »Highland Happiness – Geschichten aus Kirkby«.

Und das ist der (vorläufige) Klappentext:

Rudis Gespür für Ungeheuer ...

Die Münchner Dirndl-Schneiderin Fanny König gondelt mit ihrem Dackel Rudi durch Schottland und freut sich auf die Highland Games im beschaulichen Kirkby. Doch am Tag vor dem Event macht sie eine schauerliche Entdeckung: Eine Tänzerin treibt tot im Loch Ness!
George King lebt seit zwei Jahren inkognito in Kirkby, weil er auf der Todesliste der sizilianischen Mafia steht. Um sich abzulenken, nimmt er anonym in seinem spitzzüngigen Blog »The King’s Speech« das Leben in den Highlands aufs Korn, doch bei einer Wasserleiche fehlen sogar ihm die Worte.

Die Polizei geht von Selbstmord aus, die Einheimischen haben Nessie im Verdacht, aber Fanny und George glauben an ein Verbrechen.

Löst das unfreiwillige Ermittler-Duo King & König seinen ersten Fall?

Der Roman erscheint am 15.10.2023 (ich mach mir selbst ein Geburtstagsgeschenk) und wird als eBook und Taschenbuch überall zu kaufen sein. Die eBook-Version kann man schon heute vorbestellen.