Carin Müller bloggt ...

Make love, not war!

Make love, not war!

»Make love, not war!« Dieser Slogan wurde Ende der 1960er Jahre von amerikanischen Hippies auf Anti-Vietnamkriegs-Demonstrationen geprägt. Ich finde, er ist heute mindestens genauso einleuchtend – und leider genauso fruchtlos. Warum? Weil Liebe gerne belächelt und marginalisiert wird. Bevorzugt von Männern, die sich entweder als machtgeile Populisten, zynische Kriegstreiber oder elitäre Kulturwächter präsentieren.

Angst vor der Liebe?

Das ist zugegebenermaßen eine grobe Verallgemeinerung, aber ein großer Kern Wahrheitsgehalt dürfte schon darin stecken. Ich nehme an, dass viele der oben genannten Herren schlicht Angst vor der Macht der Liebe haben. Wer liebt, macht sich nackig – nicht nur körperlich, sondern vor allem seelisch. Und angreifbar. Und verletzlich. Das ist natürlich potenziell unangenehm und sollte um jeden Preis vermieden, bzw. allerhöchstens im Privaten ausgelebt werden. Wobei mir die Fantasie fehlt, mir ein wirklich erfülltes Liebesleben bei Herrschaften wie Trump, Johnson oder Erdogan vorzustellen ... Sei’s drum. Liebe lässt sich nicht kontrollieren und Kontrolle ist alles, was Machtmänner wirklich interessiert und antreibt. Kontrolle und Kapitalisierung, denn erstaunlicherweise geht es auch immer ums Geld.

Ich schätze, das ist auch der Grund, warum der Valentinstag, der Jahrhunderte alte und tatsächlich sehr schöne Wurzeln hat, seit Jahren immer mehr kommerzialisiert und dadurch trivialisiert und pervertiert wird. Man kann hervorragend Kohle damit machen – ohne sich um echte Gefühle zu scheren!

Wer nun glaubt, dass dies nicht auf die ebenfalls erwähnten Kulturwächter zutrifft, irrt. Auch diesen Männern geht es um Deutungshoheit und Kontrolle. Sie (wollen) bestimmen, was hochwertige, »würdige« Kunst und Kultur ist. Liebesgeschichten gehören in der Regel nicht in diesen Kanon!

Liebe ist trivial?

Davon können Autorinnen und Autoren von Liebesromanen vielstrophige Lieder singen. Wird man gefragt, welche Art von Büchern man denn schreibt, bricht bei nicht wenigen von uns schon vorsorglich der nervöse Angstschweiß aus. »Ich schreibe Liebesromane!« – dieser Satz wird nur selten mit selbstbewusster Stimme und breitem Kreuz vorgetragen, sondern meist mit einem leicht verlegenen, fast entschuldigenden Lächeln. Kann ja nix taugen, sonnenklar. Die passende Reaktion lässt dann meist nicht lange auf sich warten.

Liebesromane könne man nicht ernstnehmen. Sie sind trivial, süßlich, kitschig und spiegeln eine unerträglich verzerrte und geschönte Weltsicht vor, die nichts mit der Realität zu tun hat. Bäm! Seltsam nur, dass beispielsweise Krimi- und Thrillerautoren nur selten mit diesen Vorurteilen konfrontiert werden. Das ist zwar auch keine akzeptable Hochkultur und ein ernsthafter Realitycheck dürfte auch schwierig ausfallen, aber hey, wenigstens ist der Spannungsbogen superb! Oder auch nicht, aber das spielt keine Rolle, denn wenigstens steht da nichts mit Igittigit-Liebe drin.

Liebe ist alles!

Eigentlich lächerlich, oder? Vor allem, wenn man bedenkt, dass Liebe tatsächlich das allermächtigste Gefühl ist, zu dem wir fähig sind. Liebe kann und ist alles. Liebe kann Brücken bauen und Wunden heilen, aber auch verletzen und töten. Liebe ist komplex wie keine andere Emotion. Sie ist unfassbar vielschichtig und taucht in schier unendlichen Spielarten auf. Liebe muss nicht zwangsläufig romantisch sein – auch wenn diese Variante wirklich wunderbar ist. Liebe funktioniert auch zwischen Freundinnen und Freunden, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Mensch und Tier, zur Natur und manchmal auch zu unbeseelten Dingen. Liebe ist der stärkste Trieb, den wir haben. Liebe bedeutet Zugewandtheit, Wertschätzung, Mitgefühl, Hoffnung, Pflege und schlicht ein offenes Herz. Eigenschaften, die wir und unsere Welt derzeit dringender denn je benötigen.

Daher werde ich ab sofort voller Stolz und mit geradem Rücken von meinen Geschichten berichten, in denen es sich um Liebe dreht – und um ganz viele andere Dinge. Ich schreibe eben schlicht über das Leben in all seinen Facetten. Mit dem Unterschied, dass ich keine apokalyptischen Horrorszenarien zeichne (die man tagtäglich frei Haus in den Nachrichten serviert bekommt), sondern meinen LeserInnen Hoffnung und ein helles Licht schenke.

Vielleicht wären die Populisten, Kriegstreiber und Kulturwächter weniger aggressiv, wenn sie ab und zu mal einen guten Liebesroman lesen würden? Ganz nach dem Motto: »Make love, read books – forget the war!« Macht Liebe, lest Bücher und vergesst den Krieg!

PS: Übrigens dreht sich auch in Episode 14 meines Podcasts alles um die Liebe! Hört doch mal rein – klickt hier!