Carin Müller bloggt ...

Selbstzweifel

Was tun bei Selbstzweifeln?

Ich blicke inzwischen auf 31 Buchveröffentlichungen – und gerade im Moment erscheint mir diese Zahl gleichermaßen beeindruckend wie erschreckend. Noch nicht mitgezählt sind dabei die vier Romane der Highland-Hope-Reihe, die ich zwar schon fertig geschrieben habe, die aber erst ab nächsten Frühjahr veröffentlicht werden.

Ich bin stolz, dankbar und demütig, dass es Menschen gibt (LeserInnen, BloggerInnen, Verlagsleute, Lektorinnen, meine Agentin), die an mich glauben und meine Texte mögen. Diese Gewissheit trägt mich durchs Jahr und über Hügel und Täler. Bis auf die Phasen, wenn der Selbstzweifel zuschlägt.

Der fiese Zwilling des Erfolgs

Ich halte mich für eine einigermaßen stoische Rossnatur und verfüge allein schon durch mein fortgeschrittenes Alter und die vielen überstandenen Tiefschläge und Höhenflüge über eine solide Selbsteinschätzung meiner Fähigkeiten. Ich weiß, dass ich mein Handwerk gut beherrsche (Himmel, ich verdiene seit 25 Jahren mein Geld mit Schreiben!) und dass ich selbst im allerschlimmsten Fall wenigstens solide Geschichten zimmere. Selbst wenn nicht jeder Roman der ganz große Wurf ist, weiß ich doch, dass ich mich stetig weiterentwickle und verbessere. Normalerweise. In ungefähr 95 Prozent der Fälle.

Doch manchmal tritt vollkommen unverhofft, aber mit reichlich Getöse der fiese Zwilling der Selbsteinschätzung auf den Plan: der Selbstzweifel!

Vermutlich kennen dieses lähmende Gefühl alle Menschen, ganz sicher jedoch die überwältigende Mehrheit meiner KollegInnen. Tröstende Worte helfen in diesen akuten Phasen überhaupt nicht. Leider.

Ich stecke gerade mittendrin in so einer Phase:

  • Alles, was ich jemals geschrieben habe, ist der totale Murks!
  • Alles, was ich jemals schreiben werde, wird furchtbar sein!
  • Mein aktuelles Manuskript, ist das SCHLECHTESTE Buch der Welt!
  • Menschen, die etwas anderes sagen, haben keine Ahnung!
  • Lektorinnen, Agentinnen, Kolleginnen sind nicht kompetent, um das Elend zu beurteilen!
  • Von LeserInnen brauchen wir gar nicht erst anzufangen. Die totalen Amateure!

Wie kommt man da wieder raus?

Ich WEISS, dass diese Behauptungen totaler Schwachsinn sind und sogar ziemlich unverschämt meinerseits, aber es FÜHLT sich so an! Und es ist ein verdammt ätzendes, destruktives Gefühl, gegen das es nur einen Ausweg gibt:

Weitermachen!

Tipps (die ich auch gerne gebe), dass man nur die schönen 5-Sterne-Rezensionen lesen soll, helfen mir überhaupt nicht (s.o. LeserInnen haben keine Ahnung!), mir hilft es, wenn ich einfach weiterschreibe. Das fällt in akuten Phasen wirklich schwer, denn am liebsten würde ich mich mit viel Schokolade und noch mehr Selbstmitleid unter eine Decke legen und auf den Weltuntergang warten.

Doch wenn ich mich durchkämpfe und trotz größter Zweifel und tiefem Selbsthass weiterschreibe, geht das Gefühl irgendwann weg. Denn es ist nur das: ein Gefühl! Und wenn ich dann die Passagen lese, die ich während dieser Zeit geschrieben habe, stelle ich keinen Unterschied zum restlichen Text fest.

Also, liebe KollegInnen, die ihr gelegentlich oder häufig unter Selbstzweifeln leidet: Ignoriert dieses Gefühl und macht weiter.