Carin Müller bloggt ...

Robins zweiter Frühling

Herzenszroman: Robin - High in the Sky, Charlotte Taylor, CHarlotte McGregor

Die erste Liebe prägt sich tief in uns ein, aber oft ist es eine spätere Beziehung, die uns zu dem macht, der wir sind. Bei Autor:innen ist es ähnlich. Der Debütroman wird immer eine besondere Bedeutung haben (auch wenn er einem in der Rückschau einiger Jahre womöglich ein wenig peinlich ist), aber es gibt bei den meisten von uns die eine Geschichte, die alles verändert.

Manchmal sind es besonders erfolgreiche Bücher, die vielleicht den Durchbruch markieren vom Hobbyschriftsteller zur Berufsautorin. Manchmal sind es Geschichten, die einen Meilenstein in unserer persönlichen Entwicklung anzeigen. In diese Kategorie würde ich »die eine Geschichte« von mir einordnen. »Robin – High in the Sky« war nämlich überhaupt nicht erfolgreich, vielmehr war es ein formidabler Flop, doch mit diesem Roman habe ich meine »Stimme« gefunden.

Der lange Weg zur eigenen Stimme

Wir schätzen unsere Lieblingsautor:innen deshalb so sehr, weil wir nicht nur ihre Geschichten mögen, sondern vor allem auch ihren Stil, ihre Sprache, die Art und Weise, wie sie uns durch die Handlung führen. Die »Stimme« ist absolut individuell und ich bin mir relativ sicher, dass man sie nicht lernen, sondern nur finden kann.

Bei mir hat es ziemlich lange gedauert, bis ich meine Stimme gefunden habe. Nach zwei lupenreinen (und absolut genre-konformen) Chick-Lit-Romanen zu Beginn meiner Laufbahn (»Mopsküsse« und »High Heels und Hundekuchen«), habe ich mich an einen wilden, völlig durchgeknallten Genre-Mix (»Gefühlte Wahrheit«) gewagt und anschließend eine tierische Komödie (»Hundstage«) geschrieben, ehe ich auf die Idee gebracht wurde, es mal mit »Horizontalliteratur« zu versuchen. Es folgten diverse, sehr erotische »Hot Chocolate«-Kurzgeschichten und -Novellen, dann eine extrem emotionale Familiengeschichte rund um einen Alzheimer-Patienten (»Tage zwischen Ebbe und Flut«) und schließlich zwei ziemlich erfolgreiche Millionärs-Kurzromane (»San Francisco Millionaires Club – Ian« und »San Francisco Millionaires Club – Derek«).

Sehr unterschiedliche Arten von Geschichten, alle handwerklich und inhaltlich ordentlich. Einige mit sehr viel Herzblut geschrieben, andere mit etwas weniger. Auf alle war (und bin) ich stolz – aber keine hat sich komplett richtig angefühlt.

Anfang 2018 sollte/wollte/musste ich endlich meinen dritten Millionär schreiben. Es war alles geplant. Es gab ein Cover, es gab gedruckte Werbematerialien, es gab eine Launch-Strategie und gebuchte Werbung. Und doch hat es nicht geklappt. Was womöglich daran lag, dass es keinen echten Millionär gab und mein Protagonisten-Duo Robin und Sky sich kategorisch geweigert haben, sich den Genrekonventionen zu unterwerfen. Ich war verzweifelt und frustriert und wollte es mit Gewalt erzwingen – bis ich nach dem Telefonat mit einer Kollegin die Notbremse gezogen habe.

Cover und Goodies wanderten in die Tonne, Werbung wurde storniert, Bloggerinnen enttäuscht. Ich habe ungefähr Zweidrittel des bisher geschriebenen Manuskripts gelöscht und fast von vorne angefangen – ohne zu ahnen, wohin die Reise gehen wird. Es war ein Befreiungsschlag. Nicht nur für die Protagonisten, sondern vor allem für mich selbst. Mit dieser Geschichte habe ich zum ersten Mal einen echten Schreibflow erlebt, habe die Magie gespürt, wenn sich Dinge einfach perfekt und scheinbar mühelos fügen. Ich habe nicht mehr nachgedacht, sondern nur noch zugesehen, wie sich die Handlung entwickelte. Habe auf Hinweise geachtet, die mir meine Figuren ins Ohr flüsterten. Habe zum ersten Mal vertraut. Meinen Figuren und vor allem mir selbst.

Herausgekommen ist eine Geschichte, wie ich sie seitdem immer schreibe: warmherzig und voll feinem Humor, mit einer Dosis Drama, ziemlich viel Tiefgang und einem Ende, das ein wohliges Lächeln auf die Lippen zaubert.

Vor allem aber, hat es sich einfach nur richtig angefühlt!

Zweiter Frühling für Robin & Sky?

Der Roman »Robin – High in the Sky« ist mit Sicherheit die beste Geschichte, die ich bis dahin geschrieben habe – und rangiert qualitativ immer noch ganz weit oben. Allerdings ist dann eine Menge schiefgegangen, was sicher auch am sperrigen Titel und am irreführenden Klappentext lag. Nun ja, hinterher ist man häufig schlauer.

Der Grund, warum ich heute so lang und breit darüber schreibe, ist die Überzeugung, dass dieser Roman eine zweite Chance verdient hat – und sie jetzt auch bekommen wird.

Als ich 2019 meine Schottland-Saga konzipierte, habe ich einige (mir) bekannte Figuren in den Cast aufgenommen. Ian Stewart, den man aus »San Francisco Millionaires Club – Ian« kennt und seine ältere Schwester Robin (aus »Robin – High in the Sky«) sind die Kinder von Marlin Frasers Schwester Heather. Marlin wiederum ist der Vater der vier Protagonisten der »Highland Hope«-Reihe. Ohne es also 2018 zu ahnen, habe ich in »Robin – High in the Sky« schon mehr als nur einen Hauch von Kirkby einfließen lassen. Und weil mir meine Lieblingsfiguren so am Herzen lagen, habe ich ihnen auch kleine Auftritte in den Kirkby-Geschichten gegönnt.

Robin und Sky tauchen schon im ersten Band »Highland Hope – Ein Bed & Breakfast für Kirkby« zum ersten Mal auf – bei der Hochzeit von Ian und Luci. Sie werden in »Ein Pub für Kirkby« mehrfach erwähnt – und spielen in »Highland Happiness – Die Töpferei von Kirkby« große und wichtige Rollen.

Ich bin mir sicher, dass viele Kirkby-Fans sich bei der Lektüre von »Die Töpferei von Kirkby« fragen werden, was es mit den beiden auf sich hat – und daher habe ich mir den Roman noch einmal vorgeknöpft. Durchaus mit ein wenig Nervosität, denn ich habe die Geschichte seit Jahren nicht mehr gelesen und war mir nicht sicher, ob sie tatsächlich so gut ist, wie ich mir einrede.

Sie ist sogar noch besser!

Diese Erkenntnis hat mich wirklich umgehauen. Mit so viel Abstand habe ich den Roman mehr oder weniger vollständig aus der Perspektive einer Leserin wahrgenommen – und war begeistert. Da stimmt (fast) alles.

Also habe ich dem Buch ein neues Cover gegönnt, eine bessere Kurzbeschreibung getextet und das Manuskript ganz sachte überarbeitet. Geändert habe ich dabei maximal zwei Prozent. Ich habe das ein oder andere Mal Kirkby erwähnt (davon wusste ich 2018 noch nichts) und eine ziemlich explizite Szene (Charlotte Taylor hatte ja einen Ruf zu verlieren) entschärft. Ansonsten ist alles gleich geblieben. Solltest du also noch ein Taschenbuch-Exemplar mit dem alten Cover, das ich übrigens immer noch liebe – ergattern, dann kannst du es getrost lesen.

Wenn du also ein Kirkby-Fan bist oder meine »Insel der Wale«-Romane magst, dann wirst du »Robin – High in the Sky« zweifellos lieben. Der Untertitel »Eine Highland Happiness Vorgeschichte« stimmt übrigens, denn die Handlung spielt im selben Jahr, in dem auch »Ein Bed & Breakfast für Kirkby« beginnt.

altes Cover vs. neues Cover von Robin - High in the Sky

Robin – High in the Sky

Was war der zweitschlimmste Tag in deinem Leben?

Diese Frage können Anwältin Robin Stewart und Entwicklungshelfer Sky Forrester eindeutig beantworten – wenn auch auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Die toughe Schottin und der sensible Wohltäter landen unfreiwillig im gemeinsamen Exil in San Francisco und stellen fest: Gegensätze ziehen sich an.
Doch weil das Schicksal eigensinnige Pläne mit ihnen hat, müssen sie auf einem wilden Ritt um die halbe Welt erst zahlreiche Herausforderungen meistern, ehe sie erkennen, worauf es wirklich ankommt im Leben.

Eine ergreifende Geschichte über wahre Freundschaft, den Sinn des Lebens und die eine große Liebe.