Carin Müller bloggt ...

Tierisch inspiriert

Wie mich meine Hunde zu vielen Geschichten inspiriert haben.

Wow, was habe ich für mein neues »Dienstags-Update« für tolles Feedback bekommen. Vielen Dank dafür. Allerdings kamen auch mehrere Fragen nach unserem vierbeinigen Plagegeist Scotty, von dem ich länger schon nicht mehr ausführlich berichtet habe. Das geht so natürlich nicht. Also: Scotty ist jetzt fast anderthalb und immer noch ausgesprochen verhaltenskreativ. Allerdings – ich möchte es gar nicht aussprechen oder vielmehr -schreiben – habe ich das Gefühl, dass es langsam, gaaaaanz langsam etwas besser wird. Allerdings betreiben wir dafür auch einen hohen Aufwand, aber das muss wohl so sein.

Sein Vorgänger, der in der Rückschau engelsgleiche, Toni hat mich zu zahllosen Blogbeiträgen und sogar einem ganzen Roman inspiriert. »Hundstage« ist ihm nicht nur gewidmet, Protagonist Tobi zeigt auch reichlich Ähnlichkeiten mit ihm, die nur minimal übertrieben sind. Auch in meinem zweiten Roman »High Heels und Hundekuchen« (heute »Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende« spielt Airedalehündin Olga mit und am Schluss gibt es sogar einen kleinen Toni. In meiner Kolumnensammlung »Problemzonen« wurde er in zahllosen Artikeln und Geschichten verewigt.


Nach den frühen Romanwerken, gab’s zwar auch in fast allen Geschichten reichlich tierisches Personal, aber kaum noch Airedale Terrier, doch in jüngster Vergangenheit taucht die Rasse – Scotty sei Dank – wieder häufiger auf. Um die erwartbare Frage nach seiner Verhaltenskreativität zu beantworten, kommen jetzt ein paar Szenen aus zum Teil unveröffentlichten Romanen. Viel Spaß!

Auf dem Cover von "Das Herrenhaus von Kirkby" sind zwar zwei Pudel, in der Geschichte gibt es auch zwei Airedales.

Airedales Abby & Joy

Die beiden Hündinnen leben in Kirkby und gehören Heather und George Stewart. Sie tauchen in den meisten Highland-Hope- und Highland-Happiness-Geschichten auf, aber eine besonders eindrucksvolle Szene gibt es in »Highland Happiness – Das Herrenhaus von Kirkby«:

Als er unten in der großen Halle von Monroe Manor ankam, tobte dort Ayana ausgelassen mit den beiden Airedale-Hündinnen Abby und Joy herum – unter der lächelnden Aufsicht von George Stewart, der Enkelin und Hunde gleichermaßen verliebt beobachtete. Ivy sah Paul fragend an, und er signalisierte ihr mit einem kleinen Handzeichen, dass sie sich der wilden Hatz anschließen durfte.
»Unglaublich, wie gut deine Hündin erzogen ist«, lobte George. »Ich bilde mir zwar immer ein, dass ich meine beiden auch gut im Griff habe, aber die würden nie auf die Idee kommen, mich erst um Erlaubnis zu bitten, wenn sich eine Gelegenheit zum Spielen bietet.«
»Das liegt vielleicht an ihrem Charakter. Ivy war schon von klein auf immer darum bemüht, alles richtig zu machen. Terrier sind wohl von Natur aus eher Freigeister, was?« Paul wusste, dass dies die diplomatische Antwort war, denn er selbst war der Meinung, dass jeder Hund so gut erzogen sein sollte wie seine Ivy. Gerade dann, wenn es sich um so große und kräftige Tiere handelte, die eine potenzielle Gefahr darstellen konnten. Aber er wusste auch, dass längst nicht jeder andere Hundebesitzer das so sah wie er und sich viele gerne auf die spezifischen Schwächen der jeweiligen Rasse rausredeten. In diesem Punkt war er seinem Vater womöglich ähnlicher als gedacht: Marlin bildete sich ein, jeden Hund zum Hütehund ausbilden zu können, er, dass jeder Hund so gehorsam sein sollte wie Ivy.
»Oh, sie sind zweifellos Freigeister, aber vor allem war ich nicht konsequent genug«, bekannte George erstaunlich selbstkritisch, doch sein fröhliches Grinsen zeugte davon, dass es ihm auch egal war. »Marlin regt sich jedes Mal auf. Dabei sind die beiden bei der Jagd absolut zuverlässig. Sie wissen einfach, wann es drauf ankommt und wann nicht.«
»Hm.« Mehr wollte Paul zu dem Thema lieber nicht sagen, doch George verfügte offensichtlich über ein feines Gespür für unausgesprochene Worte, denn er schmunzelte schelmisch.
»Du erinnerst mich gerade sehr an deinen Vater. Wobei Marlin sich selten die Mühe macht, sich diplomatisch zu verhalten, und seine Thesen gleich herausposaunt.«
»Ich habe keine Thesen«, behauptete Paul und spürte, wie Irritation in ihm aufstieg. Die Leute wollten ständig irgendwelche Parallelen zwischen ihm und seinem Erzeuger sehen – selbst da, wo es keine gab. Er behielt seine Meinung generell lieber für sich und nicht nur, weil er höflich sein wollte, da er schließlich Gast in diesem Haus war.
»Nicht? Das überrascht mich. Ich hätte gewettet, dass du in ähnlicher Weise versuchst, die Dinge zu kontrollieren, wie Marlin. Deinen Hund, deine Gedanken ... Nicht so wild, Abby!« Die Hündin, die gerade wie ein durchgeknallter Kugelblitz und schauerliche Töne ausstoßend durch die riesige Halle gerast war, sah ihren Herrn frech an, tobte dann aber etwas gesitteter weiter.


Kleine Szene aus dem Podcast-Roman "Appletree Murders" mit Airedale Freddy.

Airedale Freddy

Dieser junge Rüde ist eine wichtige Nebenfigur im Krimiprojekt mit dem Arbeitstitel »Appletree Murders«, das ich zusammen mit meinem Kollegen Christian Raabe als Nebenprojekt unseres Podcasts »Der literarische Saloon« schreibe. Noch ist nicht ganz sicher, ob und wann dieser Roman jemals veröffentlicht wird, aber diese Szene will ich euch nicht vorenthalten:

»Alter, was geht ab?« Freddy wusste nicht, wie er reagieren sollte. Da war dieser wildgewordene Riesenkater auf seinem Rücken gelandet und hatte sich eine halbe Ewigkeit nicht abschütteln lassen. Weil sich die Krallen des Biests tief in sein Fell versenkt hatten. Und in seine Haut. Vermutlich würde er sterben, oder Schlimmeres, weil dieser unheimliche Alastair tollwütig war – oder Schlimmeres. »
Ich bin nicht tollwütig und du wirst auch nicht sterben«, entgegnete Alastair indigniert. »Du musst auch nicht so ein Drama aus allem machen und ›Alter‹ lass ich mich von dir schon gar nicht nennen, verstanden?«
»Ich hab dich nicht Alter genannt«, stellte Freddy richtig.
»Du hast gesagt: ›Alter, was geht ab?‹«, beharrte der Kater jedoch. Offensichtlich legte er großen Wert auf Details.
»Ja schon, aber ... Ich meine, das war doch ... Das sagt man halt so.« »Wer sagt das? Ungehobelte adoleszente Menschen-Männer?« Alastair fixierte den Airedale blasiert.
Freddy, der keine Ahnung hatte, was adoleszent bedeutete, hielt es für besser, nicht weiter zu diskutieren, sondern fragte rundheraus: »Was willst du von mir? Hätten wir nicht unsere natürliche Feindschaft aufrecht erhalten können?«
»Glaub mir, mein junger Freund, das wäre mir auch lieber, aber leider ist ein Nichtangriffspakt notwendig.« Der Kater seufzte bedauernd.
»Warum?«
»Warum was?«
»Warum ich dich nicht angreifen darf?« Freddy fragte sich, ob der alte Kater vielleicht doch etwas simpler gestrickt war, als er angenommen hatte.
»Aber das ist doch offensichtlich!«
»Ähm ... nein?« Alastair schloss die Augen und sagte dann mit der vorgetäuschten Geduld eines Grundschullehrers: »Granny Smith ist tot.«
»Ja, dachte ich auch, aber da ist sie ja!« Freddy sah zum Regal hoch, wo Granny sich festhielt und irgendwie seltsam in der Luft hing. Taten Menschen seiner Erfahrung nach normalerweise nicht, aber andererseits überraschten ihn die Zweibeiner immer wieder mit rätselhaften Verhaltensweisen.
»Das ist nur Grannys Astralleib«, korrigierte ihn Alastair jedoch.
»Astra ... was?«
»Ihr Geist, wenn du das besser verstehst. Granny ist tot. Sie wurde ermordet. Die Polizei geht von einem Unfall aus, nur deine Leinenchefin glaubt an ein Verbrechen«, sprach der Kater rasch weiter.
»Leinenchefin? Was ist denn das für ein Scheiß, Alter?! Als ob ich eine Chefin bräuchte«, regte sich Freddy auf.
»Das werde ich jetzt nicht kommentieren, denn wir müssen jetzt langsam zum Punkt kommen. So lange kann ich die Zeit nicht dehnen.« »Du kannst die Zeit dehnen?« Nun war Freddy schon ein bisschen beeindruckt, auch wenn er sich nicht konkret vorstellen konnte, wie das wohl funktionierte. Aber ihm fielen spontan ein paar ziemlich coole Anwendungsmöglichkeiten ein.
»Ja, kann ich. Aber nur im Notfall und nur kurz. Es kostet mich viel Energie. Also lenk nicht ständig ab.«
»Sorry.« Freddy sah sich um. Irgendwie wirkte alles andere im Raum wie eingefroren. Jona hatte einen sehr merkwürdigen Gesichtsausdruck und starrte auf Handabdrücke auf dem Boden. Und auch Granny änderte ihre skurrile Pose kein bisschen. Crazy.
»Also zurück zu unserer Mission«, sprach Alastair weiter.
»Welche Mission?«
»Göttin der Weisheit, lass ein Tröpfchen Verstand in diesen Holzkopf einsickern«, murmelte der Kater grimmig und warf Freddy dann einen derart unheimlichen Blick zu, dass der Hund keinen Mucks mehr machte. »Unsere Mission ist, dass wir Jona auf die Spuren hinweisen, die der Mörder hinterlassen hat. Sie braucht Beweise.«
»Okaaaaay ...« Freddy kratzte sich am Ohr. »Aber wir wissen doch, dass Alfie der Täter war.«
»Alfie ist ein übler Halunke, aber er hat nichts mit Grannys Tod zu tun.«
»Hat er nicht?«
»Nein. Aber ich würde gerne herausfinden, was er hier im Haus zu suchen gehabt hat. Womöglich ist er ein Verbündeter des Täters, oder so. Woher kennst du ihn überhaupt?« Alastair sah den Terrier neugierig an.
»Er und Jona hatten mal was ... Ich mag gar nicht darüber nachdenken. Ich konnte den Kerl jedenfalls nie leiden.«
»Menschen!« Der Kater klang reichlich resigniert. »Man denkt, man kennt sie und dann ...«
»Genau, Alter. Ganz genau«, stimmte Freddy zu.
»Was haben wir vorhin vereinbart?«
»Sorry, ist mir so rausgerutscht. Wie soll ich dich denn sonst nennen?«
»Sir wäre angemessen. Aber Alastair ist in Ordnung.«
Aber sonst ist bei dir alles aufgeräumt im Oberstübchen? Freddy hatte mit Katzen noch nie etwas anfangen können, aber dieses Exemplar war besonders aufgeblasen. Nicht nur von seinen körperlichen Dimensionen her. »Jawohl, Hoheit!«, antwortete er also mit triefendem Sarkasmus.
»Dir ist schon klar, dass ich deine Gedanken lesen kann? Keine sehr erbauliche Lektüre ...«
»Hmpfff.«
»Zurück zum Fall. Alfie ist eindeutig nicht der Täter. Wir müssen Spuren sammeln und dafür sorgen, dass Jona das alles versteht und dann die Polizei informiert. Idealerweise eine etwas kompetentere Person als diesen Fumble.«
»Und wie sollen wir das anstellen? Ich meine, ich kann ja blöderweise nicht mit ihr reden. Also kann ich schon, aber sie versteht mich nicht.«
»Das ist in der Tat ein Problem.« Alastair stieß einen weiteren tiefen Seufzer aus. »Aber du kannst sie ja subtil auf Dinge aufmerksam machen.«
»Subtil?« Wieder ein Wort, das Freddy nicht kannte. Klang irgendwie seltsam. Und langweilig.
»Wohl wahr. Nicht deine Stärke. Aber du kannst sie ja anstupsen oder sie an der Leine in die richtige Richtung ziehen und so. Das hat ja vorhin auch geklappt, als du sie in die Bibliothek geführt hast.«
»Aber dafür müsste ich ja erst einmal echte Spuren finden.«
»Lass das mal meine Sorge sein. Aber jetzt müssen wir die Plauderei leider beenden. Ich kann die Zeit nicht länger dehnen. Deine erste Aufgabe wird sein, darauf zu sorgen, dass Jona nicht durchdreht, ja?« Alastair schielte vielsagend zu den Handabdrücken im Staub, die auch Jona im Visier hatte. Dann sah er zu Granny und bei Freddy fiel die Münze.
»Verstehe. Kannst dich auf mich verlassen, Alt ... Alastair.« Er gähnte, schüttelte sich ausgiebig und setzte sich dann ganz eng neben Jona.


Scotty hat es bereits als kleiner Welpe in den Roman "Island Dreams - Der Garten am Meer" geschafft.

Airedale Scotty

Ja, auch der echte Scotty hat es schon zur Romanfigur gebracht. Ganz am Ende von »Island Dreams – Der Garten am Meer« hat er seinen ersten Auftritt. Funfact: Ich habe diese Szene geschrieben, als ich zwar schon wusste, dass wir einen Welpen namens Scotty bekommen werden, er aber faktisch noch nicht bei uns eingezogen war. Ich fürchte, ich habe damit das Elend und seinen immer noch sehr treffenden Spitznamen Schrotti geradezu provoziert:

Ich war vielleicht eine Viertelstunde weg gewesen, um ein Monster aus Rufus’ Zimmer zu verjagen, das nach längerer Zeit mal wieder seine Träume heimgesucht hatte. Jetzt schlief er tief und fest, und ich wollte die restlichen Seifen verpacken, damit ich endlich aufs Sofa fallen und das prasselnde Kaminfeuer genießen konnte, doch die verdammte Kordel war wie vom Erdboden verschwunden.
»Die lag doch hier auf dem Tisch. Einen halben Meter neben dir«, sagte ich wieder.
»Ich weiß es wirklich nicht«, murmelte Harry und schrieb weiter. »Vielleicht solltest du mal Scotty fragen?« Zuckte da etwa ein verschmitztes Lächeln um seine Mundwinkel?
Scotty! Natürlich. Wo war der Kerl bloß? Ich schaute unter den Tisch. Normalerweise lag unser neuer Mitbewohner dort, wenn wir am Tisch saßen, aßen oder arbeiteten – also praktisch immer –, doch nun war nichts von ihm zu sehen. Und es war verdächtig ruhig. Was bei einem vier Monate alten Welpen ein ähnlich schlechtes Zeichen war wie bei einem vier Jahre alten kleinen Jungen – beides hatte ich auf die harte Tour lernen müssen.
»Scotty?«, rief ich mit der hohen, lockenden Stimme, die sonst ein Leckerchen oder Streicheleinheiten versprach, und prompt tauchte der lockige Terrierkopf hinter der Sofalehne auf. Aus seinem Maul hingen Bastfasern. Mit wenigen Schritten war ich bei dem Missetäter, der das Knäuel aus geschätzt fünf Metern Bastkordel in handliche Stücke geschreddert und diese dekorativ auf dem roten Cordsofa verteilt hatte. Natürlich war er sich keiner Schuld bewusst. Stattdessen klopfte er begeistert mit dem Schwanz auf ein Kissen und schaute mich mit seinen dunklen Knopfaugen vergnügt und regelrecht herausfordernd an. »Böser Hund«, schimpfte ich halbherzig, musste dann aber lachen, denn er sah einfach unfassbar putzig aus.