Carin Müller bloggt ...

Meilen- und Stolpersteine

Meilen- und Stolpersteine

Fünf Romane, eine halbe Million Wörter, eine neue Leidenschaft fürs eMail-Marketing – das ist kurz zusammengefasst meine Bilanz der vergangenen dreizehn Monate. Noch nie habe ich in einem Jahr so viel gearbeitet wie in diesem – und das zu einer Zeit, in der viele Menschen (Corona sei Dank) im großen Stil ihre Keller ausgemistet oder Opas Schnapsglassammlung in der Vitrine nach Größe und Herkunft sortiert haben.

Für einen »richtigen« Jahresrückblick ist es eigentlich noch ein bisschen zu früh, denn es kann ja noch einiges passieren, aber ein berufliches Resümee muss heute drin sein. Ich bin nämlich derart erschöpft, dass ich in den verbleibenden Tagen des Jahres jobmäßig nicht mehr viel werde reißen können.

2000 Seiten

Ich höre das Jahr etwas früher auf, als der Kalender es vorgibt, dafür fange ich es in meiner Rückschau auch früher an. Am 1. November 2019 habe ich (anlässlich des Nanowrimo2019) mit Band 1 meiner damals noch strenggeheimen »Highland Hope«-Reihe begonnen. Damals trug sie noch den Arbeitstitel »Tartan & Thistle« und »Ein Bed & Breakfast für Kirkby« nannte sich schlicht »Band 1«. Der erste Entwurf war kurz vor Weihnachten in knapp sieben Wochen geschrieben. Ab Mitte Februar habe ich mir Band 2 »Ein Pub für Kirkby« vorgeknöpft, gefolgt von der Novelle »Ein Sommer in Kirkby«, ehe im Mai und im Juni Band 3 »Eine Destillerie für Kirkby« folgte. In den Sommermonaten dann habe ich die schottischen Highlands für einen ausgedehnten Ausflug nach Vancouver Island verlassen und »Lebe, als gäbe es kein Morgen« geschrieben. Schließlich ging’s wieder zurück nach Schottland – Band 4 »Eine Bäckerei für Kirkby« habe ich vor einer guten Woche beendet.

Jeder dieser fünf Romane ist rund 400 Seiten lang, die Novelle knapp 100. Macht also gut 2000 Seiten in 13 Monaten – oder mehr als 500.000 Wörter. Wenn ich diese Zahlen lese, kann ich es selbst kaum fassen. Mehr als eine halbe Million Wörter? Krass, oder?

Von Band 1 habe ich aktuell die Fahnenkorrektur vor mir, Band 2 ist gerade in der zweiten Lektoratsrunde, Band 3 ist zwar schon einmal überarbeitet, aber noch nicht abgegeben und Band 4 ist noch ganz roh. »Ein Sommer in Kirkby« und »Lebe, als gäbe es kein Morgen« haben jedoch alle Überarbeitungs-, Lektorats- und Korrektoratsdurchgänge hinter sich und sind auch schon veröffentlicht.

Ich weiß, dass es einige KollegInnen gibt, die regelmäßig derart viel oder sogar noch mehr schreiben, viele andere kommen aber längst nicht auf dieses Pensum. Doch da Vergleiche mit anderen Menschen ohnehin ziemlich sinnlos sind, freue ich mich einfach an meiner Leistung und bin stolz darauf, so viel geschafft zu haben. Zumal schon mehrere LeserInnen, die viele Bücher von mir kennen, gesagt haben, dass »Lebe, als gäbe es kein Morgen« mein bislang bester Roman ist. Und sie kennen ja die Schottland-Reihe noch nicht ...

Dankbarkeit und Erschöpfung

Was für ein tolles Kompliment, das mich sehr glücklich und dankbar macht, und mir zeigt, dass sich die harte Arbeit auch gelohnt hat. Denn es war wirklich verdammt anstrengend – und nur schaffbar, weil ich keinen Urlaub gemacht und an vielen Wochenenden durchgearbeitet habe. Etwas, das ich nach Möglichkeit nicht wiederholen will! Ich bin nämlich absolut platt und ausgelaugt und sehne mich gerade sehr nach ein paar freien, möglichst langweiligen Tagen, um wieder etwas Kraft zu tanken.

Ideen für neue Geschichten habe ich nämlich genügend – und nicht nur für Geschichten. Ich habe ziemlich überraschend für mich meine Leidenschaft fürs eMail-Marketing entdeckt, was eine schöne Möglichkeit ist, direkt mit meinen LeserInnen in Kontakt zu treten. Ich werde natürlich nicht auf die sozialen Medien verzichten, aber der Austausch über Mails ist so viel besser und befriedigender – für alle Seiten. Vielleicht schreibe ich in den nächsten Wochen mal einen Blogpost dazu. Und falls du, liebe Leserin oder lieber Leser, ebenfalls gerne Post von mir bekommen möchtest, dann abonniere doch meine Leser-Post oder meine »Letters from Kirkby«. Und ich freue mich auch sonst über Mails. Ihr könnt mir jederzeit eine schicken – ich antworte garantiert.

Stolpersteine

Neben den tollen Errungenschaften gab es leider auch wieder einige Stolpersteine und bittere Verlusterfahrungen, auf die ich gerne verzichtet hätte. So ist eine enge und wie ich dachte unverbrüchliche Kollegenfreundschaft kaputt gegangen. Ich bedauere das über alle Maßen, aber vermutlich ist das der Lauf der Dinge. Wege trennen sich, Türen schließen sich. Meist zeigen sich dann ganz neue Pfade, öffnen sich andere Pforten. Vielleicht sind diese Stolpersteine auch wichtig, dass man kurz verharrt, über die Dinge nachdenkt und nichts für selbstverständlich nimmt.

Ich habe gerade einen kurzen Blick auf meine Rückblicks- und Vorschautexte vor einem Jahr geworfen und schätze, dass ich darauf noch einmal Bezug nehmen werde. Schon unglaublich, was sich innerhalb weniger Monate alles ändern kann und welch scheinbaren Gewissheiten manchmal ganz schnell zu Staub zerfallen ... Spannend. Aber das ist ein Projekt für die nächsten Wochen.

Jetzt heißt es für mich – und vermutlich für viele von euch ebenfalls –, die letzten Wochen des Jahres mit Würde zu überstehen, vielleicht ein wenig Besinnlichkeit zu finden und Kraft zu tanken und womöglich den Keller oder die Schnapsgläser abzustauben ...