Carin Müller bloggt ...

Schwierig-schön – mein 2025

Jahresrückblick auf 2025 - es war ein schwieriges, aber auch schönes Jahr

2025 und ich, wir hatten einen Plan.
Also ich hatte einen Plan, das Jahr eher weniger.

Ich wollte es »ruhig angehen«, mit überschaubaren To-do-Listen, mehr Zeit zum Lesen, Schreiben, Atmen. Wer Anfang Januar meinen freundlichen »Willkommen 2025« Artikel gelesen hat, spürte ziemlich deutlich diese Aufbruchsstimmung à la: »Wird schon, dieses Jahr«.

Zwei Wochen später schrieb ich »Aua! Ein Überlebensversuch« – und das noch junge Jahr hatte bewiesen, dass es andere Vorstellungen von unserer Zusammenarbeit hatte. Pläne? Haha.

Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – fühlt sich 2025 im Rückblick erstaunlich stimmig an. Es war anstrengend, oft schwer, manchmal herzzerreißend schön. Und es hat mir ein paar Dinge sehr deutlich beigebracht.

Weniger Content, mehr Geschichten

Einer der wichtigsten Texte des Jahres war für mich »Weniger Content, mehr Geschichten«. Darin habe ich aufgeschrieben, was mir schon länger im Kopf herumspukte: dass mich der ständige »Content«-Gedanke nervt. Dieses Gefühl, dauernd irgendetwas in die Welt schieben zu müssen, damit der Algorithmus nicht beleidigt ist.

Ich liebe Katzenvideos, Mini-Esel, Ziegenkinder und Stachelschwein Rico wirklich sehr. Aber am Ende eines Tages erinnern kann ich mich meistens eher an eine gute Geschichte als an den 37. niedlichen Clip.

2025 habe ich mich deshalb bewusst darauf konzentriert, wieder mehr Geschichten zu erzählen:

  • im Blog: längere Texte, die bleiben dürfen
  • in meinen Newslettern: echte Einblicke statt Marketing-Floskelbrei
  • in meinen Büchern: auch dann, wenn sie mich aus meiner Komfortzone schubsen

Das heißt nicht, dass ich jetzt zur entschleunigten Waldschamanin (wobei ...) mutiere. Aber ich habe mir selbst die Erlaubnis gegeben, Qualität über Taktzahl zu stellen. Lieber ein Text, über den ich wirklich etwas zu sagen habe, als fünf, die bloß Lückenfüller sind.

Haltung zeigen: Regenbogen, Wahlzettel & Co.

2025 war auch das Jahr, in dem ich mich deutlicher politisch positioniert habe – obwohl ich das früher eher elegant umschifft habe. »Ich schreibe doch Unterhaltungsromane, wer will da was zu Gesellschaftsthemen lesen?« dachte ich lange.

Dann kamen Artikel wie:

  • »Warum ich den Regenbogen schwenke« – über Pride, queere Rechte und die Tatsache, dass diese Themen eben nicht »durch« sind.
  • Texte über Demokratie, Wahlen und die Frage, in was für einem Land wir eigentlich leben wollen.

Manche Rückmeldungen darauf waren sehr berührend. Andere weniger freundlich. Und trotzdem: Ich habe gemerkt, wie wichtig es mir ist, meine Werte nicht nur zwischen den Zeilen in Romanfiguren zu verstecken, sondern sie gelegentlich ganz offen hinzuschreiben.

Drei Begriffe ziehen sich für mich durch viele dieser Texte:

  • Anstand – im Umgang miteinander, online wie offline
  • Mitgefühl – ohne das Literatur undenkbar wäre
  • Zuversicht – nicht als blinder Optimismus, sondern als Entscheidung, trotzdem weiterzumachen

Diese Haltung wird auch 2026 bleiben. Vielleicht nicht jede Woche im Blog, aber als Grundrauschen in allem, was ich tue.

Körper, Grenzen & das innere Faultier

Wenn ich 2025 ein Symbol geben müsste, dann wäre es vermutlich ein etwas angeschlagener, leicht übermüdeter Organismus mit einem »Bitte nicht schubsen«-Schild um den Hals.

Schon im Januar war klar: Mein Körper hat eine Meinung zu meinem Tempo. Und diese Meinung war nicht: »Mach ruhig so weiter.« Der »Aua!«-Artikel war da nur der Anfang.

Im Sommer habe ich in einem Text zum Single Working Women’s Day genauer hingeschaut, was es bedeutet, als selbstständige Autorin (mit allem Drum und Dran) die komplette Verantwortung zu tragen – finanziell, organisatorisch, emotional. Auch mit Partner an der Seite bleibt der Berufsalltag oft ein Solo: Planen, Schreiben, Verhandeln, Koordinieren. Und gerne noch die Care-Arbeit obendrauf.

Es wäre gelogen zu sagen, ich hätte jetzt die perfekte Balance gefunden. Aber ich nehme Warnzeichen ernster. Ich plane Pausen ein. Und ich höre – zumindest manchmal – auf mein inneres Faultier, das sehr vernünftige Dinge sagt wie: »Schlafen ist kein Luxus.«

Geholfen haben mir dabei drei Dinge:

1. Scotty – mein Airedale-Therapeut auf vier Pfoten, dem ich einen eigenen Artikel über seine »Lebensphilosophi gewidmet habe. Wer so zufrieden sein kann wie ein Hund mit Lieblingsleckerli, macht offensichtlich etwas richtig.

2. Meerschreibzeit – ein Schreibretreat in Tunesien, zu dem ich im November aufgebrochen bin, als ich eigentlich schon am Limit war. Sonne, Meer, Kolleginnen, Schreiben: eine dringend nötige Notbremse im besten Sinne.

3. Ehrlichkeit im Blog – zuzugeben, dass vieles eben nicht easy durchgetaktet ist, sondern manchmal chaotisch, überfordernd, schmerzhaft.

Das alles macht das Jahr nicht »leichter«, aber es macht es ehrlicher. Und ehrliche Jahre sind mir inzwischen lieber als perfekte.

Bücher, die bleiben – und Projekte, die wachsen

Ein Jahr ohne Bücher wäre für mich unvorstellbar. 2025 hat mich besonders ein Titel tief berührt: »Vergnügter Unsinn« von Sabine Landgraeber. In meinem Buchtipp dazu habe ich viel darüber nachgedacht, wie ich mit der Diagnose umgehen würde, dass mein Mann unheilbar krank ist – und wie viel Mut, Liebe und Humor in Sabines Buch steckt.

Daneben gab es weitere bemerkenswerte Bücher, wie »Der Schlaf der anderen«, auch wenn ich das deutlich ambivalenter wahrgenommen habe.

Auch auf der eigenen Schreibseite war 2025 alles andere als langweilig:

  • Mit »Highland Crime – Der Tote im Whiskyfass« bin ich hoffentlich offiziell zur Krimiautorin mutiert – und durfte mit Fanny und George noch tiefer in Kirkby eintauchen.
  • Im Drachenorden wurde es ernst: »Ordo Draconis – Prophezeiung« ist erschienen, samt ausführlichem, sehr albernem Einsatzbericht im Blog (»Buchtipp: Prophezeiung für Anfänger«). Blueberry, der kleine Luftdrache, hat nicht nur im Manuskript, sondern auch in meinem Kopf ordentlich Chaos angerichtet.
  • Und im Hintergrund wachsen langfristige Projekte weiter – von zukünftigen Kirkby-Geschichten bis hin zu neuen Pseudonym-Abenteuern, über die ich 2025 schon leise angedeutet habe.

Mir ist dabei noch einmal sehr bewusst geworden, wie wichtig mir zwei Dinge sind:

1. Backlist – also Bücher, die schon da sind, aber noch lange nicht fertig mit der Welt.

2. Universen – Orte wie Kirkby oder der Drachenorden, in denen Figuren, Themen und Lesende immer wieder vorbeischauen können.

Weg vom Feed, hin zu meinen eigenen Inseln

Eine der sichtbarsten Entscheidungen 2025 war mein angekündigter Social-Media-Ausstieg. In meinem Artikel dazu habe ich aufgeschrieben, warum ich ab 2026 weitgehend aus Social Media aussteigen werde – zumindest beruflich. Kurzfassung: Ich habe KEINE Lust mehr auf dieses Dauerbeschallungs-Gefühl.

Stattdessen möchte ich meine Energie dort investieren, wo sich echte Verbindung anfühlt:

  • Blog – mein virtuelles Wohnzimmer, in dem ich Themen in Ruhe ausbreiten kann
  • Newsletter – die Dienstags-Updates und die Kirkby-Letters in denen ich direkt in dein Postfach sprechen darf
  • WhatsApp-Kanal – für alle, die Lust auf ein bisschen mehr »live« und spontan haben

2025 war das Jahr, in dem ich diese Weiche gestellt habe. 2026 wird das Jahr, in dem ich sie ausprobiere.

Und jetzt?

Wenn ich 2025 in einem Satz zusammenfassen müsste, wäre es vielleicht dieser:

»Es war schwierig – und schön. Und beides darf gleichzeitig wahr sein.«

Schwierig, weil:

  • die Weltlage zum Verzweifeln ist
  • der Körper öfter »Stopp« gerufen hat, als mir lieb war
  • Selbstständigkeit manchmal eher nach Zirkus als nach Traumjob aussieht

Schön, weil:

  • so viele berührende Bücher ihren Weg zu mir gefunden haben – und einige von mir auch zu den Lesenden
  • Scotty, Schottland, Sonne & Meer mich zwischendurch wieder zusammengesetzt haben
  • ich spüre, dass meine Arbeit Menschen erreicht, berührt, zum Nachdenken bringt

Für 2026 nehme ich mir keine Vorsätze im klassischen Sinne.

Stattdessen dies:

  • weniger Lärm, mehr Geschichten
  • weniger Algorithmus, mehr echte Begegnung
  • mehr Anstand, Mitgefühl und Zuversicht – im Kleinen wie im Großen

Wenn du Lust hast, mich dabei zu begleiten, freue ich mich sehr.
Hier im Blog, im Newsletter – oder wo auch immer wir uns über den Weg laufen.