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Corona - Apokalypse oder Chance?

Corona - Apokalypse oder Chance?

Darauf hat die Welt gewartet: Ein Blogpost zum Thema Corona von Carin Müller! Nicht?! Nicht. Ich habe auch nicht darauf gewartet und ich habe mir lang überlegt, ob ich überhaupt etwas zur Pandemie schreiben soll. Doch herzlich willkommen, hier sind wir nun.

Ich möchte aber nicht in die Kerben hauen, die bibergleich insbesondere in den sozialen Medien ausgehöhlt werden. Hier wird es keine ironischen Seitenhiebe gegen Hamsterkäufer geben, keine Witze, aber vor allem auch keine Panikmache und unreflektiertes Teilen von unseriösen Halbwahrheiten. Davon gibt’s genug. Stattdessen will ich über meine persönlichen Strategien schreiben, wie ich mit der Situation umgehe. Gut möglich, dass die in ein paar Tagen schon wieder hinfällig sind, dann gibt’s vielleicht ein Update.

Carins Überlebensstrategien

Ich gehöre glücklicherweise nicht zu einer Risikogruppe und mein Alltag als heimarbeitende, menschenscheue Wortschaffende wird sich auch durch die aktuellen Empfehlungen nicht nennenswert ändern. Daher bin ich, was MICH persönlich betrifft, nicht sehr änstlich. Allerdings gibt es einige Menschen in meinem nahen Umfeld, bei denen aus den unterschiedlichsten Gründen ganz anders aussieht. Diesen Menschen - und allen anderen, die zu Risikogruppen gehören, gilt meine Sorge.

So versuche ich, einen möglichst kühlen Kopf zu bewahren:

1. Gezielte Informationspolitik

Für meine Psychohygiene habe ich meinen Social Media-Konsum drastisch reduziert. Die Flut an zynischen, ironischen, panischen, bösartigen, nervösen Posts macht mich nämlich total irre. Wenn selbst Menschen, die bislang nicht durch dauerzeterndes Troll-Verhalten aufgefallen sind, plötzlich zu unreflektierten Auswürfen neigen, hat das Potenzial, mein inneres Gleichgewicht mehr als nur ein bisschen ins Wanken zu bringen. Also Facebook und Co. nur noch mit Scheuklappen und dem Mantra, dass hinter diesen Postings in aller Regel einfach nur Angst und Unsicherheit stecken. Gefühle, die absolut nachvollziehbar sind.

Informationen zum Thema hole ich mir ausschließlich über seriöse Quellen wie beispielsweise der Website des Robert-Koch-Instituts oder dem unaufgeregten täglichen NDR-Podcast Coronavirus-Update mit dem Virologen Christian Drosten.

2. Gezielte Ablenkung

In meinem Fall ist das vor allem Arbeit. Ich schreibe derzeit am zweiten Band meiner vierteiligen neuen Reihe und habe mir ambitionierte Schreibziele gesteckt. Um die zu erreichen, muss ich konzentriert arbeiten – und kann mich in dieser Zeit gar nicht um eine aufgeregte Nachrichtenlage kümmern. Das beruhigt die Nerven enorm!

Airedale Toni sei dank, bin ich zudem gezwungen, mehrmals am Tag das Haus zu verlassen und den Terrier auf seinen Toilettengängen zu begleiten. Stramme Schritte in frischer Luft helfen auch gegen anfliegende Panikmomente. Funktioniert notfalls auch ohne vierbeinige Begleitung.

Außerdem gibt es eine neue Regel bei uns zuhause: Keine Nachrichten mehr nach 21 Uhr! Stattdessen werden die letzten Stunden vorm Schlafengehen mit erbaulichen Filmen, Serien oder Büchern verbracht. Keine davon haben irgendwelche Weltuntergangsszenarien zum Inhalt. Mehr dazu noch ganz am Ende dieses Blogposts.

3. Besonnenheit

»Keine Panik!«, zu rufen hilft niemandem, der gerade fürchterliche Angst hat, schon klar. Aber Besonnenheit könnte eine Strategie sein. Nicht noch mehr Panik zu schüren, in dem man ätzende Postings auf Facebook teilt und sich über die scheinbar zu zögerlichen Vorgaben der von »ganz oben« aufregt. Das bringt nämlich niemandem etwas – und ist auch als »Ich muss mir mal Luft machen«-Instrument total überschätzt. Wir alle sind mit einer gewissen Intelligenz und Denkfähigkeit ausgestattet – und sollten in der Lage sein, eigene Entscheidungen zu treffen. Auch sind wir Menschen flexibler und kreativer, als man manchmal annehmen könnte. Wir sind in der Lage, uns rasch an neue Situationen anzupassen. Vertrauen wir auf diese Fähigkeiten.

Dalai Lama Zitat

»Kluge Egoisten denken an andere, helfen anderen so gut sie können – mit dem Ergebnis, dass sie selbst davon profitieren.« Das hat der Dalai Lama gesagt und ich finde, dass dieser Satz die perfekte Anleitung für gutes Verhalten in der Krise ist.

Pandemie als Chance

Ich persönlich bin sehr geneigt, die Corona-Pandemie als Chance zu sehen. Eben weil wir Menschen flexible, kreative, intelligente und resiliente Kreaturen sind. Wir werden in den nächsten Wochen unser Verhalten in vielen Punkten drastisch ändern müssen. Womöglich setzen sich dann einige der neuen Verhaltensmuster dauerhaft durch: Telearbeit könnte endlose Pendler-Fahrten reduzieren. Videokonferenzen könnten Meetings ablösen, in denen man stundenlang zusammen in einem Raum sitzt. Ansätze gibt es unendlich viele. Das Klima dürfte sich ohnehin bedanken, wenn in den nächsten Wochen Emissionen durch Verkehr deutlich zurückgehen. In China gibt es dazu schon positive Messungen.

Ich glaube auch daran, dass Gesellschaft und Individuen profitieren werden. Die Panik wird nämlich bald nachlassen. Zwangsläufig, denn der Mensch ist gar nicht dafür gemacht, in einem panischen Dauerzustand zu existieren. Wir werden uns arrangieren, werden uns an die Situation gewöhnen und werden uns anpassen.

Ein schönes Beispiel aus der Buchcommunity war die Reaktion auf die abgesagt Leipziger Buchmesse. Erst waren das Geschrei ohrenbetäubend und die Gräben tief. Für die einen war die Absage die einzig richtige Entscheidung, für die anderen eine absolute Katastrophe. Doch schon sehr bald nach dem initialen Schock kamen viele Menschen auf ähnliche Ideen: Zahllose Online-Alternativen wurden ins Leben gerufen – und damit die Erkenntnis, dass kreative Kooperationen schlauer sind als individuelle Agonie.

Carins Eskapismus-Tipps

Aufräumen! Da viele von uns in den nächsten Wochen ausgedehnt zu Hause sein werden, könnte man den eigenen vier Wänden doch ein bisschen Zuwendung gönnen. Bei mir wartet beispielsweise ein Horror-Keller seit Jahren auf eine ordnende Hand.

Putzen! Ausgemistete Schränke und ein gründlicher Frühjahrsputz sind wunderbare Ablenkungsmanöver und geben einem das gute Gefühl, etwas geschafft zu haben.

Lesen! Jetzt ist die Zeit, sich endlich mal all die Bücher vorzuknöpfen, die sich in der Ecke stapeln oder die man schon immer mal lesen wollte. Doch hier rate ich dringend zu einer besonnenen Themenauswahl. Fantasiebegabte Zeitgenossen (wie mich) sollen von Weltuntergangsszenarien und Dystopien lieber die Finger lassen.

Hören! Podcasts sind die perfekten Begleiter auf Spaziergängen, beim Aufräumen und Putzen und können einen ruckzuck auf neue Gedanken bringen. Hörtipp in eigener Sache: Der literarische Saloon geht morgen in die 17. offizielle Episode (inoffiziell sind es schon einige mehr). Viele Stunden Ablenkung und tolle Lesetipps sind garantiert.

Gucken! Ein Hoch auf die Streamingdienste. Wenn alles zu viel wird, ist Serien-Bingen eine echte Überlebensstrategie. Aber auch hier – Augen auf bei der Auswahl.

Weiterbilden! Die Zeit, die man normalerweise im Fitness-Studio, im Kino, im Konzert, mit Freunden in der Kneipe oder bei sonstigen Aktivitäten verbracht hätte, kann man auch zum Erlernen neuer Fähigkeiten nutzen.

Helfen! Wir Menschen lieben es, wenn wir uns nützlich und wichtig fühlen können – also warum nicht für die älteren Nachbarn einkaufen gehen oder ab und zu die Kinder der jungen Familie nebenan betreuen?

Zuversicht! Ich bin überzeugt davon, dass wir diese Krise überstehen werden! Halten wir zusammen und entdecken eine neue Menschlichkeit. Wir schaffen das – ganz bestimmt!